Das Steh-Stehkipp-Schlappohr-Dilemma

Wenn man einen jungen Hund sein eigen nennt, dann ergeben sich viele Fragen. Wie erziehe ich ihn richtig? Welches Futter ist am besten geeignet? Welche Junghundegruppe ist die beste? Wie kriege ich es hin, dass der kleine Drecksack nicht immer laut kläffend zu fremden Leuten rennt? Wie hat er das schon wieder geschafft? Und überhaupt, wie soll das nur enden?

Die wichtigste, bedeutenste und existentiellste Frage ist beim Teufelchen im Moment aber eine ganz andere: Wann kommen verdammt nochmal endlich die Stehohren?

Spätestens seitdem F. sich darüber lustig macht, dass Klein-Arco laut ihrer Aussage wie ein Retriever-Mix aussieht und Tom ihn als Hüte-Labbi bezeichnet hat, liegen meine Nerven blank. Immerhin ist er ein echter Harzer Fuchs und die haben Stehohren! Sein Vater hat welche, seine Mutter hat welche und seine Geschwister auch. Nur Arco nicht, die Lappen sind so lang, dass er beinahe drüber stolpert. Aber das kommt noch … oder etwa nicht?

Wenn er auf dem Rücken liegt, dann stehn se schonmal. Und heute – ganz kurz – da stand das rechte Ohr auch für einen Moment. Bevor es wieder in bester Pluto-Manier zum Schlappohr wurde. Hrmpf.

Versteht mich nicht falsch, natürlich mag ich Arco, ein toller Hund, nur Quatsch im Kopf, Michael würde sagen, ein Kevin.

Aber das mit den Ohren, das macht mich fertig. Da bin ich eitel. Als ich ihn mit 8 Wochen bekommen habe, da waren es eindeutig Stehkippohren und es schien sich nur noch um eine Frage der Zeit zu handeln, bis sie stehen würden. Dann kam der erste Wachstumsschub. Und wie sie wuchsen. Die Ohren. Und Klein-Teufelchen sah aus wie ein hochbeiniger Basset.

F. hat natürlich schnell begriffen, dass da mein wunder Punkt liegt. Und so wird jeder noch so kleine – natürlich nuuur neckisch und liebevoll gemeinter Spruch meinerseits mit übelstem Schlappohren-Bashing gekontert. Gestern habe ich heimlich auf dem Klo Bilder von Harzer Füchsen angesehen und musste etwas weinen …

Ich habe es F. nicht verraten, weil ich weiss, dass sie sich die nächsten Wochen schlapp lachen würde. Aber beim mittäglichen Hundelüften ist es passiert. Eine junge Frau kam auf mich zu und fragte: „Ist der süß, ist das ein Golden Retriever?“

In meinen Gedanken hätte ich sie dafür gerne erschlagen. Golden Retriever … hat die eine Macke? So eine dämliche Ziege. Meine Reaktion „Mit so einem hässlichen Köter würde ich besser ruhig sein.“ wurde dann auch mit allgemeinem Unverständnis quittiert.

Aber naja, was soll man machen? Nun warte ich ab, der nächste Wachstumsschub ist schon im Anmarsch. Und auch wenn Wetten gegen mich laufen, ich gebe die Hoffnung nicht auf. Sie werden stehen, sie werden prächtig.

Und wenn nicht, naja, mit den Witzen kann ich leben lernen müssen, und so ein Hüte-Labbie ist ja auch was ganz besonderes. Darauf ein Sahnebonbon.

Update: Hell Yeah!!!! Sie sind da 🙂

ROBBENSCHLACHTEN!!!

Mit einer reißerischen Überschrift macht man ja bekanntlich Traffic! Und nachdem ich nun Ihre Aufmerksamkeit habe, möchte ich die Gelegenheit nutzen und auf Sandra aufmerksam machen, die dringend Hilfe benötigt:

„Die 28-jährige Sandra aus Offenbach hat Blutkrebs. Nur eine Stammzelltransplantation kann ihr Leben retten. Bislang wurde weltweit noch kein passender Spender für sie gefunden. Um ihr und anderen Patienten zu helfen, organisieren die Ev. Markusgemeinde und die Markus-Kita gemeinsam mit der DKMS Deutsche Knochenmarkspenderdatei eine Aktion zur Gewinnung neuer Stammzellspender. Die Schirmherrschaft übernehmen der Oberbürgermeister von Offenbach, Horst Schneider, und die Offenbacher Kickers.“

REGISTRIERUNG
Sonntag 08.09.2013
von 10:00 bis 16:00 Uhr
Grundschule Buchhügel
Goerdelerstr. 131
63071 Offenbach

Schwangere Sozialpädagoginnen from Outer Space

 

Betimmte Erlebnisse sind wie Wein. Sie benötigen etwas Zeit zum Reifen, damit sie so richtig gut werden. Und so hat es auch fast ein Jahr gedauert, bis ich über die folgende Geschichte so richtig herzhaft lachen konnte. Aber zäumen wir das Pferd von hinten auf.

E-Mail vom 20. Oktober 2012:

„Solche Leute wie Sie veranstalten am Wochenende doch bestimmt Hundekämpfe.“

Meine Antwort vom 21. Oktober:

„Am Wochenende haben wir Gruppen, Hundekämpfe immer mittwochs.“

Was war passiert? Nun, irgendwann letztes Jahr war es, als ich eingeladen wurde, einen Workshop zu halten. Auf die Frage nach dem Thema antwortete ich „Körpersprache geht immer.“ und so wurden die Veranstalterin und ich uns recht schnell einig.

Am Telefon machte die Dame einen robusten Eindruck und versicherte sich nochmal rück, dass ich kein „Wattewerfer“ wäre, wie sie es nannte. Das würde nämlich nicht passen, sie und ihre Kunden wären eher pragmatisch, so erklärte sie mir und überhaupt, dieses ganze Leckerchengewerfe und Heititei wäre so garnicht ihres. Kein Problem, die Übungen kann man ja anpassen.

Ihres war das nicht, meines auch nicht, und auch nicht Sache der meisten Teilnehmer, aaaaber: Einige Besucherinnen des Workshops waren gänzlich anderer Meinung.

Und so stand ich da, konfrontiert mit dem Clash der Kulturen.

Links die Heititei-Fraktion, die schon beim ersten vermeintlich hundererziehungspädagogisch zweifelhaften Wort ihre Smartphones zückte, um eine Petition zu starten. („Er hat Abbruch gesagt, er hat Abbruch gesagt.“)

Rechts schliesslich die Kundinnen der Hundeschule, die ihren Hunden deutlich und sehr zum Unmut der linken Seite klarmachten, wenn ihnen etwas nicht passte und – um dem ganzen die Krone aufzusetzen – ein Teilnehmer der ganz, ganz alten Schule, dessen Hund passender Weise auch Hasso hieß.

Achja, und die Sozialpädagogin – hochschwanger, hochemotional, hochsensibel und vor allem verliebt und höchst entzückt von ihren völlig unerzogenen Bearded Collie, der während der gesamten Veranstaltung in einer Tour aus seiner Nylonbox rauskläffte. Aber dazu später.

In einer solchen Konstellation kann man eigentlich nur alles falsch machen.

Um mich dem Thema Körpersprache anzunähern, dachte ich mir, dass ich mit einer „Mensch-Mensch-Übung“ starte. Die Aufgabe, dass zwei Menschen einen dritten mittels Angebot und Einschränkung an einen vorher definierten Punkt zu führen, nutze ich gerne zum Einstieg, da man sehr gut sehen kann, wie durchsetzungsfähig die Leute sind, wenn es mal nicht um den Hund geht.

In diesem Zusammenhang habe ich gelernt, dass Menschen, die sich niemals gegen ihren Hund durchsetzen würden, keinerlei Probleme damit haben, einen Menschen körpersprachlich so lange in die Ecke zu stellen, bis dieser die Flucht ergreift. Dem Hassobesitzer musste man derweil öfter mal klarmachen, dass Körpersprache und Körperverletzung nur auf dem ersten Blick ähnlich klingen.

Der erste wirklich große Schock ereilte die Teilnehmerinnen aus der linken Ecke des Seminarraums denn auch, als ich sämtliche Hilfsmittel (Leckerchen, Klicker, Superleckerchen, Gigaleckerchen etc.) konfiszierte und dreisterweise von ihnen verlangte, auf „Feinfeinfein“ und „hiiiiiiiiiaaaaa“ für einen Nachmittag zu verzichten. Die Erkenntnis, dass der Mensch oft nur noch halb so interessant ist, wenn der fressbare Anreiz fehlt, traf sie hart aber nicht unvorbereitet.

Sofort prasselten die Erklärungen auf mich ein, dass der Hund das sonste könnte, dass die Situation ja auch mal sowas von unrealistisch wäre und überhaupt, wie man denn von einem Hund nur etwas einfordern könnte.

Herrn Hasso juckte das währenddessen herzlich wenig, ein schiefer Blick in Richtung Vierbeiner reichte und der arme Hund streckte sofort die Segel.

Ja, und dann war da noch der Bearded Collie, der immer noch nicht heiser war und nun angeleint am Zaun vor sich hin kläffte, fiepte und auch ansonsten ein ganz schönes Theater veranstaltete.

Irgendwann bat ich die Pädagogin, den Köter bitte mal abzustellen, weil man sein eigenes Wort nicht mehr verstand. Genau das sei ja ihr Problem, erklärte sie mir, denn das Vieh macht dieses Theater den ganzen Tag. Außerdem wäre er ja erst drei Jahre alt und sehr sensibel. Mit Blick auf die Teilnehmerinnen, die nicht vom Wahnsinn befallen aber dafür schon ziemlich entnervt waren, entschloss ich, dass es Zeit zum Handeln war und bot an, dass ich das „Abstellen des Hundes“ für die überforderte Besitzerin übernehmen würde … Die Dame sagte zu, ich erklärte ihr, was ich als nächstes tun würde und sie war einverstanden. Noch.

Es gibt so Hunde, die würden Kevin heissen, wenn sie Kinder wären. Diese Kategorie von Kind, das „Höhö, eine Herdplatte“ sagt, draufgreift, kurz „Aua“ ruft und dann nochmal draufgreift. Und es gibt so Kinder, nennen wir sie Kimberly, die gelernt haben, dass man nur laut genug schreien muss, um sofort von der Mama gerettet zu werden und zu ihrem Recht zu kommen. So ein Exemplar war dieser Bearded Collie.

Er am Zaun. Kläffend. Ich geh hin. Ungefähr einen halben Meter, bevor ihm vermeintlich Ungemach droht, fängt er an zu jaulen, als wenn ich ihm grad ein Frolic in den Hintern gesteckt hätte. Frauchen wird erst bleich, dann rot, dann hysterisch und schliesslich fassungslos. Tränen fliessen. Meine Erklärung, dass ich den Sauköter nichtmal berührt habe, kann ich mir sparen. Die Birne ist geschält.

Immerhin blieb mir die Notentbindung auf dem Hundeplatz erspart. Und der Hund war den Rest des Tages ruhig. Immerhin …