Freunde sollt ihr sein

Dinge gibts, die gibts nicht. Zum Beispiel Tierheime, die Hundetrainern, die anbieten, kostenlos mit den Insassen zu arbeiten, um so die Vermittlungschancen zu steigern, die Türe vor der Nase zuschlagen mit der Begründung „Brauchn wa nich, hammwa genuch von.“. Klingt komisch, ist aber so.

Wie das dann aussieht, durfte ich schon das eine oder andere Mal miterleben. Sei es, dass gutverträgliche Hunde ohne jeden vernünftigen in Einzelhaft hocken, nur weil sie ein bisschen größer sind oder der Welt was mitzuteilen haben oder – und das ist ganz und garnicht witzig – Hunde als total nett angepriesen werden, obwohl der Hundetrainerdepp, den das Tierchen kürzlich die Unterarme in Streifen gerissen hat, eindringlich darauf hingewiesen hat, dass Status plus kurze Zündschnur gleich zwei Argumente für einen Maulkorb wären.

Das in der TierschutzHundeVO steht, dass Hunde in Gruppen gehalten werden sollen, ist vielen Tierschützern derweil wumpe. Entweder aus mangelndem Wissen, was ja noch ok wäre, dafür gibt es ja Fortbildungen. Meistens jedoch, weil man das schon IMMER so gehandhabt hat. Ja, IMMER, in Großbuchstaben und mit Ausrufezeichen!

Und so freuen sich sozial obligat lebende Tiere auf die Stunde Gassi (aber nur, wenn auch geöffnet ist) am Tag und auf Fütterung und Zwinger kärchern. Sozialkontakt zu Artgenossen gibt es nur am Zaun, und das gerne mal über Jahre. Schließlich wird so ein Hund unter solchen Lebensumständen nicht klarer in der Birne.

Das „Killerargument“, nämlich dass die Hunde sich ja gegenseitig killen könnten, kann ich nicht mehr hören. Und erst recht nicht bestätigen. In all den Jahren, in denen ich Hunde in Gruppen halte, gab es sage und schreibe einen (1!) Ernstkampf, selbst in den größeren Tierheimen, die seit Jahren Gruppenhaltung mit wesentlich mehr Hunden praktizieren, lassen sich die ernsthaften Auseinandersetzungen an einer Hand abzählen.

Die Haltung von Hunden in der Gruppe hat mehrere Vorteile:

1. Der Hund ist das einzige Haustier, dass den Menschen seinen Artgenossen vorzieht. Während der Tierpfleger von Welt in der Einzel- oder maximal Paarhaltung von einem Zwinger zum nächsten tingelt, verbringt er in der Gruppenhaltung den Großteil seines Arbeitstages unter den Hunden. Das Bedürfnis zum Menschenkontakt wird also wesentlich besser erfüllt als in der Einzelhaltung.

2. Durch den Umgang mit Artgenossen lernen die Hunde Sozialverhalten, was ihre Vermittlungschancen deutlich erhöht. Durch die Interaktion mit den anderen Hunden ist der Alltag wesentlich abwechslungsreicher, was die Gefahr von Stereotopien etc. massiv minimiert.

3. Insbesondere Hunde mit Zwingerkoller, die Verhaltensstörungen zeigen, werden durch die Anwesenheit der anderen Hunde quasi daran gehindert, sich ständig im Kreis zu drehen, die Zäune auf und ab zu pendeln oder andere hospitalitische Züge zu zeigen. Stattdessen ist Kommunikation angesagt! Gruppentherapie für umme.

Natürlich gibt es Ausnahmen, es gibt Hunde, die mangels oder auf Grund von falscher Lernerfahrung nicht für das Leben in einer Gruppe gemacht sind, die sich heillos überfordert zeigen oder auf Grund ihres mit Ball, Kong oder Gummireifen eingetrichterten Beutefangverhaltens jeden Artgenossen wie ein Kaninchen behandeln würden.

Aber diese Ausnahmen sind nicht 90 % der in Deutschland lebenden Tierheimhunde!

So viel dazu.

Um so erfrischender fand ich es, mal auf ein Tierheimteam zu treffen, dass die ganze Angelegenheit etwas realistischer betrachtet und im Sinne der Hunde und nicht im Sinne irgendwelcher emotionalen Befindlichkeiten zu denken – und zu handeln.

Als ich vor ein paar Wochen in der Nähe von Hamburg über Beißerchen geworkshoppt habe, war Yvonne vom Tierheim Hodenhagen – nennen wir es mal – leicht irritiert, als das Thema auf die Tierheime kam und gleich mehrere Teilnehmer davon zu berichten wussten, dass sie nicht mal zum Kacke wegmachen in diverse Tierheime gelassen wurden.

Da ich einige Tage später eh in der Heide unterwegs war und mir das Tierheim Hodenhagen schon alleine deshalb aufgefallen war, weil es direkt neben dem Tierfriedhof liegt, verabredete ich mich mit Yvonne, um mir mal ein paar Hunde anzugucken, sie einzuschätzen und ggf. mit meinen Hunden zusammenzuführen.

An zwei Nachmittagen war ich dort und habe mir ein paar Hunde angeschaut, die teilweise seit Jahren im Tierheim sitzen und bis dato in Einzelhaltung lebten.

Am Ende der beiden Tage stehen nun einige Zwinger leer. Weil die ersten Kandidaten nun eine WG teilen, weil sich das für soziale Lebewesen einfach so gehört.

Und weil ein richtiges Zuhause noch besser wäre, stelle ich Euch die Jungs (im Tierheim lebt nicht eine Hündin) mal vor und kann Euch nur ans Herz legen, die mal kennen zu lernen.

Das Tierheim erreicht Ihr übrigens hier.

Big Foot

Bigfoot

Was für ein Kerl! Big Foot wiegt gut und gerne 45 Kilo und ist mächtig groß. In der Erstbegegnung in der Hundegruppe machte er erst mal den dicken Max, ließ sich aber leicht beeindrucken und fand es schließlich recht mauschelig unter den Kollegen. Laut Tierheim wurde Big Foot ca. 2006 geboren, ist also etwa 9 Jahre alt. Für einen Hund seiner Größe ist das ein stolzes Alter.

Mir gegenüber war er sehr nett, allerdings wurde er schon mehrmals wieder zurück ins Tierheim gegeben, so dass er sicherlich keiner ist, der sich die Butter vom Brot nehmen lässt.

Praktisch: Wenn man keine Katzen mag – Big Foot hilft gerne. Und im Anschluss kann man die vom Futter abziehen, damit der alte Herr sein Gewicht hält.

Spaß beiseite, Big Foot ist ein geiler Hund, der jemanden braucht, der ihm im wahrsten Sinne gewachsen ist. Es wäre wirklich schade, wenn der alte Knabe im Tierheim irgendwann hops geht.

Happy

Happy

Scheiß Name, denn so richtig happy ist der Happy nicht. Immerhin hat er dreiviertel seines bisherigen Lebens im Tierheim verbracht. Er soll ein Border Collie/Altdeutscher-Mix sein, verhält sich aber eher wie ein Border Collie und zeigt diesen charmanten Hang zum Wahnsinn, den wir an den Hütitütis so lieben.

Alleine im Zwinger zeigte er verschiedene Marotten und kekste sich erstmal am Zaun hoch. Als ich ihn zu meinen Hunden in die Gruppe gesetzt habe, dauerte es ungefähr drei Minuten, bis er Raik erkannt hatte und die beiden die nächsten Stunden damit beschäftigt waren, herauszufinden, wer das Schaf und wer der Hütehund ist.

Happy ist super verträglich mit Hunden und Menschen, und auf Grund seiner sehr frühen Kastration (die werden dann ja ruhiger, höhö) ein Kindskopf wie er im Buche steht. Dafür kennt er seinen Namen und kommt sogar, wenn man ihn ruft.

Ich habe mehr als einmal an den beiden Tagen darüber nachgedacht, Happy mitzunehmen. Und tue es auch immer noch, jetzt wo ich so darüber nachdenke.

 

Charly

Charly

Charly ist einfach nur unglaublich cool, hat aber leider die Arschkarte gezogen. Auch er sitzt seit drei Jahren im Tierheim, er war eines der Sorgenkinder, wegen derer ich vor Ort war.

Charly soll ein HSH-Mix sein, glaub ich aber eher nicht, dafür ist er zu aufgeschlossen. Bei der Einschätzung nahm er jede Nähe dankbar an, ließ sich überall anfassen, ohne allzu angstrengt zu werden und reagierte gut auf Einschränkung.

Doch dann kam die Bürste. Als ich die in der Hand hielt, änderte sich die Stimmung schlagartig und beim Bürsten dauerte es nur einige Sekunden, bis er sich umdrehte und mich attackierte.

Nachdem wir geklärt hatten, dass ich nicht gerne attackiert werde, konnte ich ihn aber weiterbürsten und er ließ es sich geduldig gefallen.

Na super, so ein Fell und dann ein Bürstentrauma …

Charly liegt mir besonders am Herzen, weil solche Hunde es oft schwer haben. Er zeigte sich in der Gruppe supersouverän und angenehm, war nach der Bürstensache überhaupt nicht nachtragend und freute sich am zweiten Tag wie Keks, mich zu sehen.

Wenn ihn jemand hier in der Nähe nimmt, komm ich auch zum Bürsten vorbei!

 

Buddy

Buddy

Buddy war am Tag meines Besuches gerade erst zwei Wochen im Tierheim und ich sollte einschätzen, inwiefern er ein Aggressionsproblem haben könnte.

Die Antwort ist kurz, nach fünf Minuten setzte ich Buddy in die Gruppe und er sagte sofort „Jupp, Hunde, kenn ich, super!“.

Buddy ist ein verträglicher Hund und sehr freundlich zu Menschen. Allerdings ist er auch ein ungehobelter Klumpen, der das total nett meint, wenn er einen über den Haufen rennt. Dabei ist er aber so charmant, dass man ihn mögen muss.

Nicht rausfinden konnte ich, ob er mit seinen Ohren flugfähig ist – die Vermutung liegt nahe.

Wer einen echten „Buddy“ sucht, der nix kann, aber das ungebremst, der bei diesem Kerl genau richtig!

 

Joker

Joker

Auch Joke gehörte zu den Kandidaten, die mir als Sorgenkinder geschildert wurden. Sicherlich nicht zu unrecht, denn wenn Joker läuft, dann läuft er. Und dann sehr ernsthaft.

Mit Vorliebe gegen Männer, die er kaum kennt, weil er fast sein ganzes Leben im Tierheim verbracht hat. Seine Bezugsperson im Tierheim kann mit ihm weitestgehend machen, was sie möchte. Von ihr lässt er sich auch mal in den Senkel stellen, wenn er es übertreibt. Männer dürfen in seiner Gegenwart atmen.

Der Spruch „Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht“ trifft bei Joker also nicht zu.

Mit Druck braucht man einem Hund wie Joker nicht kommen, denn Gegendruck kann er. Diese Erfahrung durfte auch eine Hundetrainerin machen, die ihn zwecks „Resozialisierung“ unter ihre Fittiche genommen hat und wohl mit einem Schäferhund verwechselt hatte.

Vielmehr braucht Joker einen ernsthaften Gesprächspartner und die Chance noch vieles zu lernen, was den Alltag angeht.

Darüber hinaus darf er auch einiges verlernen, insbesondere sein fehlgeleitetes Beutefangverhalten macht Joker zu einem nicht ungefährlichen Hund – wie gesagt, wenn er läuft, dann läuft er.

Auch Hunde wie Joker können ein normales Hundeleben führen, sie brauchen nur einen Wahnsinnigen, der Bock auf ein Projekt hat. Da sich unter meinen Lesern besonders viele Wahnsinnige befinden, hoffe ich auf einen sachkundigen! Menschen, der sich diesem tollen Hund annimmt.

Ich würde mich auch als Versuchsmann zur Verfügung stellen, wenn das Training etwas fortgeschrittener ist 😉

 

Maddox

Maddox

Was soll ich zu Maddox sagen. Ein echter Kerl für echte Kerle. Nicht der größte Held auf dieser Erde, aber dafür hochintelligent und beobachtend.

Schon als ich Maddox an die Leine genommen habe, gab er mir zu verstehen, dass er mich für eine Zecke in seinem Fell hält. Als ich dann noch die Frechheit besessen habe, irgendwas von ihm einzufordern, zeigte er mir auch gleich, wo der Frosch die Locken hat.

Ich liebe solche Hunde. Nichts hysterisches, kein langes Gerede, Maddox klärt Konflikte, wie es Männer tun bzw, wie es Männer vor 150 Jahren getan haben.

Seinem Menschen gegenüber ist Maddox durch und durch loyal und erwäre ein grandioser Beschützer für Dein Haus!


Russell

russel

Airdale-Terrier/Dackel-Mix! Das sagt schon alles. Russell ist ein sehr intelligenter selbstbewusster Kerl, der einen sehr intelligenten, selbstbewussten Halter sucht.

Mit Artgenossen ist er sehr gut verträglich, kein Wunder, alles unter 12 Metern Schulterhöhe kann an sein Ego eh nicht ranreichen. Und mit dem Fußvolk kann man sich ja amüsieren.

Und so fegte Russell den ganzen Mittag mit den anderen Hunden durch den Freilauf und amüsierte sich königlich, also standesgemäß!

Kommuniziert man klar und deutlich mit Russell, dann ist er ein echter Kumpeltyp, eiert man rum, braucht man früher oder später einen Breaking Stick, um ihn aus dem Arm zu puhlen.

Dies ist wohl auch der Grund, warum auch Russell schon zwei Jahre im Tierheim hockt.


Marley

Marley

Marley heisst eigentlich Charly, aber da es im Tierheim schon einen gab, wurde er kurzerhand umgetauft. Ich wiederum habe Marley in „Autsch“ umgetauft, weil er sich in einer Tour Prügel von meiner Hündin abgeholt hat, weil wer wie ein sechszehnjähriger Schnauzbartträger an ihr rumgebaggert und sich immer wieder eine Abfuhr geholt hat.

Marley ist so ein Hund, der immer und immer wieder auf die Herdplatte greift, „autsch“ ruft, lacht und den dann  Vorgang wiederholt. Dabei ist er sehr nett und gottseidank gutaussehend. Denn besonders klug ist er nicht. Aber was man nicht weiß, kann man ja lernen.

Marley war ein Neuzugang, er ist zur Zeit der einzige unkastriere Rüde im Tierheim und ist mit Artgenossen sehr gut verträglich. Nur fehlt ihm eben ein wenig Erfahrung.

 

Das Tierheim Hodenhagen hat nur zwölf Zwinger. Zumindest einige der Hunde haben nun die Möglichkeit, zusammenzuleben und so eine höhere Lebensqualität zu erfahren.

Vor einigen Tagen bekam ich schließlich Post:

… man kann die Veränderungen zusehens bemerken. Die Hunde sind viiiieeel ruhiger und ausgeglichener und wir tun uns schwer zu Arbeiten weil wir am liebsten nur zugucken würden, besser als jedes Fehrnsehprogramm.“

Eilmeldung: Die Welt ist nicht schlecht.

Liebe Menschen,

in Paris stürmen ein paar Idioten die Redaktion eines Satiremagazins und töten Menschen. Trotzdem ist die Welt immer noch nicht schlecht.

Denn die überwältigend große Mehrheit ist schockiert und verurteilt diesen Wahnsinn. Und das ist ein gutes Zeichen.

Auch in den nächsten Tagen wird die Welt nicht besser oder schlechter. Auch wenn wir uns alle noch wundern werden – über Freunde, Bekannte und Nutzer der sozialen Netzwerke.

Denn schlimme Ereignisse setzen nicht nur Entsetzen, sondern auch jede Menge Dummheit und Verallgemeinerungen frei.

Es ist ja auch bequem. Ein Haufen Spinner startet einen Angriff auf die Meinungsfreiheit im Namen eines Gottes, der, so es ihn denn gibt, entsetzt mit dem Kopf schütteln würde, so er denn einen hat.

Ein anderer Haufen Spinner sagt, man habe es ja immer gewusst.

Und die einen oder anderen, die sonst vielleicht mal ein verschämtes „Like“ unter irgendeinen islamophoben, fremdenfeindlichen oder sonstwie verschwurbelten Nonsense setzen, fühlen sich jetzt berufen, der Welt ihre Meinung kundzutun.

Oliver Kalkhofe hat es in seinem Statement gut auf den Punkt gebracht.

Ein wie auch immer gearteter Allmächtiger, egal wie er oder sie heisst, wäre durchaus in der Lage, sich selber eines lästigen Problems zu entledigen. Dafür braucht es weder selbsternannte Gotteskrieger noch selbsternannte Verteidiger des Abendlandes.

Wenn schlimmes passiert, dann hilft nur denken.

Denn all die großen und kleinen Brandstifter werden jetzt um die Ecke kommen und behaupten, dass sie immer Recht hatten. Und sie werden viele „Likes“ bekommen.

Doch eine Meinung wird nicht richtiger, nur weil sie von vielen vertreten wird.

Es sind harte Fakten und Zahlen sind, die sie widerlegen.

Die Welt ist nicht schlechter als vorgestern, sie ist einfach nur um ein Unrecht reicher.

Es ist lediglich schwerer geworden, dem ganzen Unsinn zu begegnen.

Wir b(r)au(ch)en ein Wunder!

Manchmal bin ich fassungslos. So auch gestern. Um kurz nach Acht schrieb mich eine Freundin an und fragte mich, was denn bei TiNo los wäre. Ich warf einen Blick auf die Facebookseite und verschluckte mich fast an meinem Kaffee. TiNo brennt! Scheiße!

Mein erster Impuls war: Da musst du jetzt hin. Setz Dich ins Auto und fahr los. Erst nach einem Moment des Nachdenkens wurde mir klar, dass es nichts bringt, vor Ort den Helfern für den Füssen rumzutrampeln und noch mehr Chaos zu verbreiten.

So las ich gebannt den ganzen Tag über mit, wie sich die Lage in dem Tierheim entwickelte. Am Ende steht ein zerstörtes Gebäude, das abgerissen werden muss. TiNo hat kein Katzenhaus mehr, keine Tierarztpraxis, keinen Seminarraum und keine Küche mehr.

Auch das Hauptgebäude wurde durch das Löschwasser stark beschädigt. Erste Schätzungen lagen bei 100.000 Euro Schaden, aber das dürfte wohl viel zu optmistisch gewesen sein. Viele – so auch ich – sind fassungslos.

Denn TiNo ist nicht irgendein Tierheim. TiNo, das ist zu allererst Ute, die immer so herzlich ist, immer ein offenes Ohr hat, mit der ich schon so viel gelacht habe und die mich so viel weitergebracht hat mit ihrem Sachverstand und ihrer Hilfsbereitschaft.

Als unsere Hundeanlage unter Wasser stand, hat Ute nicht eine Sekunde gezögert und meine Hunde untergebracht. Ganze Generationen von Hundetrainern haben in dem Tierheim auf der Spreng den souveränen Umgang mit aggressiven Hunden lernen dürfen. Unzählige Hundebesitzer haben davon profitiert, ohne zu es wissen.

Wer bei TiNO ein Praktikum macht, fährt mit einem Hund mehr nach Hause. Vor allem diejenigen, die vorher steif und fest behaupten, sie seien immun dagegen.

TiNo ist das Tierheim, in dem man sich willkommen fühlt. In dem es keine doofen Fragen gibt und in dem einem geholfen wird. TiNo ist das Tierheim, dass jungen Menschen eine Chance gibt und ihnen eine Ausbildung ermöglicht, auch wenn die Schulnoten nicht berauschend sind. TiNo ist das Tierheim, das schon Gruppenhaltung durchgeführt hat, als andere das noch für unmöglich gehalten haben.

Und nun das.

Um die Fassungslosigkeit zu zu verarbeiten hilft ein Blick in die Zukunft. Mai 2015.

Ein paar wichtige Menschen aus der Politik haben gerade ein paar Reden gehalten, als Ute mit einer Schere das Band durchschneidet und das neu erbaute Gebäude offiziell eröffnet. Hinter ihr und ihrem Team liegen Monate des Hoffens, des Bangens, des Schwitzen und auch Momente, in denen sie am liebsten alles hingeworfen hätten. Aber jetzt ist es vollbracht. TiNo erscheint in neuem Glanz. Dank vieler Helfer/innen und Spender/innen ist TiNo nicht nur wieder hergestellt, sondern noch besser, noch offener für jeden, aber immer noch genauso herzlich und liebenswert.

Um das zu erreichen müssen wir ein Wunder bauen!

Liebe Leserinnen und Leser,
bitte helft Ute und ihrem Team. Zeigt diesen wunderbaren Menschen, dass wir sie nicht alleine lassen! Wenn jeder meiner monatlichen Leser auch nur 10 Euro spenden würde, wär das Gehalt der TiNo-Mitarbeiter schon gesichert!

Ihr könnt zum Beispiel auf folgendes Konto spenden:

Tiere in Not Odenwald
Volksbank Odenwald
BLZ 508 635 13
Konto 1991 000

IBAN: DE45508635130001991000
BIC: GENODE51MIC (Michelstadt)

Außerdem könnt Ihr mich für eine Lesung oder einen Vortrag buchen, die Erlöse gehen an TiNo. Von mir aus tanze ich Euch etwas vor, wenn die Spende hoch genug ist!
Ines von Hundsein und ich veranstalten am 21. und 22. Juni 2014 einen Workshop, Eure Teilnahmegebühr geht ebenfalls in TiNO.Auch der Vortrag bei Sonja in Worms und die kommenden Erlöse des Nomro-Buchs sollen zu Gunsten von Ute und ihrem Team gehen.

Bitte teilt, erzählt weiter und helft!

Vielen Dank!

Ein offener Brief an die Bundestierärztekammer

PM_13_13_Hundeerziehung

Sehr geehrte Damen und Herren von der Bundestierärztekammer,

hiermit möchten wir auf Ihre Pressemitteilung “Dem Hunde, wenn er wohl erzogen …” vom 20. Juni 2013 Bezug nehmen und wie folgt Stellung beziehen.

Natürlich stimmen wir Ihren Ausführungen dahingehend zu, dass der Begriff “Hundetrainer” nicht geschützt ist, sich also jeder unabhängig von seiner Qualifikation so bezeichnen kann, und dass man selbstverständlich im Fernsehen beobachtete Trainingsmethoden nicht ohne vorherige Konsultation eines Experten ausprobieren sollte.

Ihrer Empfehlung, bei Erziehungsproblemen einen Tierarzt mit Zusatzbezeichnung „Verhaltenstherapie“ oder gar – wie von Ihnen geschildert – den Haustierarzt aufzusuchen, widersprechen wir jedoch entschieden.
Ein Verhaltensproblem beim Hund zu analysieren und zu beheben setzt umfangreiches verhaltensbiologisches Fachwissen und vor allem praktische Erfahrung voraus. Des Weiteren sind grundlegende didaktische Fähigkeiten im Umgang mit dem Hundehalter von Nöten.

Voraussetzungen, die ein Tierarzt innerhalb der zweijährigen nebenberuflichen Weiterbildung in “mindestens 50 Stunden” in Form von “Teilnahme an von der Tierärztekammer anerkannten Fortbildungs- oder Weiterbildungsveranstaltungen über Ethologie und Verhaltenstherapie für Tierärzte” erlangen soll.

Ferner soll sich der angehende Tierarzt mit Zusatzbezeichnung theoretisch und praktisch “mit Verhaltenstherapie in Einrichtungen der tierärztlichen Bildungsstätten, Tierärztlichen Kliniken und/ oder in der eigenen oder fremden Praxis, die sich mit Fragen der Tierhaltung und der Verhaltenstherapie befassen” beschäftigen und den Nachweis von “mindestens 25 Falldokumentationen” erbringen.
Der Aufgabenbereich umfasst dann schließlich “Nutz-, Heim- und Haustiere”, also keineswegs nur Hunde.
(Quelle: Landestierärztekammer Niedersachsen)

In unserer täglichen Arbeit mit verhaltensauffälligen Hunden in Tierheimen haben wir die Erfahrung gemacht, dass sich der verhaltenstherapeutische Ansatz vieler Tierärzte in der Gabe von Medikamenten, der Empfehlung von Kastration und schließlich leider auch in der Euthanasie des betreffenden Tieres erschöpft.

So erleben wir immer wieder Hunde, die mit Psychopharmaka ruhig gestellt werden, anstatt dass an dem Problemverhalten gearbeitet würde. Die Symptome werden überdeckt, aber das eigentliche Verhalten bleibt bestehen. Und bei Absetzen oder Änderung der Medikation fällt der Hund zurück in seine erlernten Verhaltensmuster. Des Weiteren besteht die Gefahr von Neben- und Wechselwirkungen, die nicht nur auf die Gesundheit des Tieres negative Auswirkungen haben können, sondern auch auf das Verhalten des Tieres.

Außerdem liegen uns zahlreiche dokumentierte Fälle von eklatanten Fehleinschätzungen von Seiten der Tierärzte vor. So wird unerwünschtes Verhalten häufig als Verhaltensstörung diagnostiziert und mit Serotonin-Hemmern behandelt oder Aggressionsverhalten fehlinterpretiert und eine Kastration vorgeschlagen, die sich wiederum verhaltensändernd bemerkbar macht.
Wir sind der festen Überzeugung, dass solche Fälle nicht in böser Absicht oder auf Grund von Fahrlässigkeit passieren, sondern dass die Weiterbildung ihren Fokus zu sehr auf den kurativen Aspekt legt und des Weiteren der Zeitraum von zwei Jahren kaum ausreicht, um die oben erwähnten notwendigen Voraussetzungen für ein ganzes Spektrum von Tierarten zu erlangen.

Darüberhinaus halten wir den Trend für bedenklich, auf unerwünschtes Verhalten dergestalt zu reagieren, dass man einen Arzt aufsucht. In den allermeisten Fällen rühren Verhaltensprobleme aus ungünstigen Beziehungskonstellationen.

Genau wie man bei einem unerzogenen Kind erzieherisch tätig werden sollte, anstatt es mit Ritalin oder ähnlichen Medikamenten zu behandeln, gilt dies auch für das Leben mit dem Hund.
Beziehungsprobleme lassen sich nicht medikamentös beheben! Und dass organische Ursachen einem unerwünschten Verhalten zu Grunde liegen, erleben wir in unserer Arbeit sehr selten.

Wir sehen die Aufgabe des Tierarztes in der Gesunderhaltung und Behandlung von Krankheiten bei Tieren. Für diese hochprofessionelle und anspruchsvolle Tätigkeit ist den Tierärztinnen und Tierärzten unsere Hochachtung gewiss.
Beziehungs- und Erziehungsarbeit verorten wir jedoch bei gut qualifizierten Hundetrainern und Verhaltensberatern, die auch in der Lage sind, vorab eventuelle gesundheitliche Probleme des Tieres durch den Verweis an einen Tierarzt auszuschließen.

Wie oben beschrieben stimmen wir Ihnen in Ihrer Einschätzung des Berufsbildes von Hundetrainern zu. Deshalb sind wir der Meinung, dass wir dringend einheitliche Qualitätsstandards für die Arbeit mit Hunden benötigen. Die Tierärztekammern haben ja bereits in Niedersachsen und Schleswig-Holstein eine Zertifizierung für Hundetrainer ins Leben gerufen, insofern wundert uns, dass sich Ihre Empfehlung nicht dahingehend gestaltet, auf die von den TÄK zertifizierten Hundetrainer zu verweisen.

Und so drängt sich uns der Verdacht auf, dass Sie mit Ihrer Pressemitteilung weniger Aufklärung und Hilfestellung leisten wollen als vielmehr die Verunsicherung der Hundehalter zu nutzen versuchen, um diese in die Tierarztpraxen zu lotsen.

Mit freundlichen Grüßen

Ute Heberer,
1. Vorsitzende Tierschutzverein Tiere in Not Odenwald e.V.
2. Vorsitzende Landestierschutzverband Hessen

Normen Mrozinski
1. Vorsitzender Tierschutzverein LASSY.org e.V.

Christiane Engisch

Miriam Warwas

Mustafa Irmak

Marcel Hein

Christine Ilse Wasiljew

Carolin Padberg

Janine Pachaly

Michael Kohlstedde

Gastbeitrag: An Tagen wie diesen …

gruene-hoelle

Freundin Aura schimpft mit, und ich veröffentliche es gern! Beleidigungen, Drohungen etc. leite ich selbstredend an sie weiter 🙂

An Tagen wie diesen … habe ich manchmal das nahezu unstillbare Verlangen, jemandem mit aller Gewalt die Hausordnung auf den Hinterkopf zu dreschen. Nicht, dass ich an den Wahrheitsgehalt der alten Weisheit „Leichte Schläge auf den Hinterkopf erhöhen das Denkvermögen“ glaube. Nein, allein zu meiner eigenen Befriedigung und zu meinem eigenen Frustabbau.

Das passiert vermehrt an Tagen, an denen ich wieder mal im größten sozialen Netzwerk auf Meldungen stoße, wo Züchter ihre Verpaarungen anpreisen, bei deren kurzem Draufblick schon der Laie sich an den Kopf fasst. Da wird munter Beifall geklatscht von den Züchterkollegen, die offenbar entweder ebenso skrupellos oder ebenso dumm sind wie der Postende und Gegenredner werden zum Schweigen gebracht mit so hanebüchenen „Argumenten“ wie „Du hast doch noch nie gezüchtet, du kannst doch keine Ahnung von Genetik haben. Außerdem ist das nicht verboten.“ Tja, liebe Züchter-Elite, es ist auch nicht verboten, kollektiv sich die Kugel zu geben, worauf wartet ihr? Hirnmasse wird nicht viel an der Wand kleben..

Auch die Züchter, die schamlos ihre Welpenkäufer betrügen und ihre Hunde schädigen durch Vortäuschung falscher Elterntiere, Färben der Hunde, Vortäuschen von Gesundheitsvorsorge oder einfach durch ständiges Weiterreichen der Zuchttiere zur Maximierung des Gewinns und um auch möglichst viele Belegungen machen zu können, die ihre Hunde verschwinden lassen und nichts über deren Verbleib preisgeben, die Hunde „schön operieren“, die Todesursachen fälschen oder den Tod von Hunden gar verschweigen- auch euch möchte ich mit meinem Kantholz streicheln. Ganz sanft. Mit 7 Atü. Es würde mich ein wenig glücklicher machen.

Und dann gibt es da noch die Hardcore-Bildschirm-Tierschützer, die den lieben langen Tag die sozialen Netzwerke durchforsten auf der Jagd nach den schlimmsten Bildern, den grausamsten Schicksalen und den furchtbarsten Zuständen. Und jedes Bild wird geteilt und kommentiert mit immer den gleichen Floskeln wie „diese Schweine, mit denen sollte man das gleiche machen“ oder „ geteilt in PLZ“ oder „ach wenn ich könnte, würde ich den nehmen“ oder oder oder. Wenn du dann diese Hausfrauenvereinigung Geballte Empörung e.V. mal um aktive Mithilfe bittest- ist plötzlich Schweigen im Facebookwald und sie springen weg wie Antilopen vor einem hungrigen Löwen. Oder gründen schnell eine neue Gruppe. Gruppen sind wichtig, mit Gruppen kann man Leben retten. Vielleicht. Wenn man jemanden findet, der in der realen Welt unterwegs ist. Wo ist mein Kantholz? Ich würde sie gern mal leicht vor mir hertreiben, die Mitglieder der HV GE e.V. – ab ins Leben.

Fast noch besser als die Bildschirmtierschützer sind diejenigen, die tatsächlich im realen Leben was versuchen zu bewirken, mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg und Hingabe. Da ist jeder besser als der nächste und der andere kriegt sowieso nix auf die Reihe und ist nicht den Dreck unter dem Fingernagel wert und hoffentlich fällt der mit der Vermittlung ordentlich auf die Schnauze, damit man recht behalten und mit den Fingern auf ihn (bzw in der Mehrzahl auf sie) zeigen kann und sagen kann: „DAS haben wir ja gleich gewusst, DAS konnte ja nicht gut gehen, so wie der das angegangen ist und der hatte ja sowieso noch nie Ahnung und hat der überhaupt schon mal ne Vorkontrolle gemacht?“ Ach, ich kann gar nicht sagen, seit wie vielen Jahren ich in dieser „Szene“ schon mal gern dem ein oder anderen oder auch den meisten mit dem – der geneigte Leser ahnt schon- Kantholz dieses Platzhirschgehabe austreiben möchte, damit wirklich alle endlich mal ohne Profilneurosen und statt dessen zugunsten der Tiere handeln.

Ja, und seit längerem ist noch eine weitere Spezies in den Fokus meines Kantholzes getreten- die Hundetrainer. Gern nennen sie sich auch Verhaltenstherapeuten, Hundeflüsterer usw. Kannte ich bisher die meisten nur aus dem realen Leben als abschreckendes Beispiel mit wenig Ahnung und dafür möglichst viel Blabla, haben die sozialen Netzwerke eine Steigerung noch möglich gemacht. Jeder ist besser als der andere, wer die meisten neuen Begriffe und die tollsten Abkürzungen für alltägliche Dinge erfindet, ist der neue Guru und alle anderen werden rigoros abgelehnt, für unfähig befunden und gleich mal mit Hasstiraden und nicht zuletzt auch mit Shitstorms bedacht. Das geht soweit, dass Morddrohungen ausgesprochen werden und regelrechte Belagerungen des auserkorenen „Feindes“ stattfinden. Hinterfragen ist out, draufhauen in. Tja- so gesehen bin ich ja da mit meinem Kantholz bestens aufgehoben. So denn- wer will noch mal, wer hat noch nicht?

Doch, ich kenne sie: gute Züchter, engagierte Hausfrauen- und männer, gute Tierschützer und auch gute Trainer. Die fühlen sich von meinen Zeilen auch nicht angesprochen.
Meine Befürchtung geht nur dahin, dass sich auch die, die ich tatsächlich meine, das Kantholz nicht überziehen.

Was lehrt uns das: ein Kantholz kann befreiend sein, ohne wirklich Kollateralschaden zu hinterlassen.
In diesem Sinne- peng!

Erspart euch eure Anwaltsdrohungen. Offenbar fühlt ihr euch angesprochen. Vielleicht investiert ihr die Zeit lieber darin, euch ein schönes Kantholz zuzulegen und es euch drei Mal täglich mit den Worten „Ich bin ein Idiot!“ selbst auf den Hinterkopf zu hauen.