Urlaub!

Als ich heute morgen meine Hunde ausführte und mein iDings piepte, musste ich natürlich sofort nachsehen, was es neues gibt. Just in diesem Moment stolperte ich über einen Stein auf dem Feldweg und legte ich mich heftig auf die Fresse. So saß ich da, hielt mir das Knie und meine Hunde guckten mich mit einer Mischung aus Verwunderung und Schadenfreude an.

Ich stand auf, klopfte erfolglos den Dreck von meinen Hosen, in denen ich eigentlich noch einen Termin wahrnehmen wollte und hoffte, dass niemand meinen merkwürdigen Stunt gesehen hat. Pech gehabt, etwa hundert Meter weiter nutzten ein paar Erntehelfer ihre Pause, um sich herzhaft über mich schlappzulachen. Arschlöcher.

Warum tue ich mir das eigentlich an, fragte ich mich, als ich später vorm Schrank stand und nach einer neuen Hose suchte. Warum muss ich eigentlich ständig erreichbar sein? Sei es per Mail, per Telefon, via Facebook, WhatsApp, Skype, Twitter und so weiter und so fort? Braucht man das? Beziehungsweise, kann man überhaupt noch drauf verzichten?

Christoph Koch, seines Zeichens Redakteur bei der Süddeutschen Zeitung hat es ausprobiert und 40 Tage auf Internet und Mobiltelefon verzichtet. Das Erlebte hat er in einem Buch mit Namen „Ich bin dann mal offline: Ein Selbstversuch. Leben ohne Internet und Handy“ festgehalten. In einem Buch! Irgendwie verrückt, da tut jemand etwas, von dem man annehmen könnte, dass es das normalste der Welt ist und erntet von allen Seiten Respekt.

Ein guter Kollege fragte mich vor kurzem mal, ob eine Hundeschule eine Facebookseite benötigt. Ich konnte diese Frage nicht abschliessend beantworten, vermutlich ja. Immerhin erreicht man viele potentielle Kunden.

Auf der anderen Seite – hätte ich nicht auf die völlig uninteressante Facebook-Meldung gestarrt, hätte ich den Stein gesehen und hätte mich nicht zum Horst vor meinen Hunden und den Erntehelfern gemacht. Und hätte vielleicht bemerkt, dass die Sonne schien und das der Morgentau den Taunus von seiner schönsten Seite zeigte. Und wie die Hunde harmonisch rumgalern. Und die Bauern die Kartoffelernte einfahren.

Kann es sein, dass wir vor lauter Angst, etwas zu verpassen, dazu neigen, genau die schönen und wesentlichen Dinge zu übersehen, die das Leben vielleicht etwas entspannter machen könnten?

Das will ich wissen und habe meinen Facebook-Account deaktiviert! So als erster Schritt. F. ist da rigoroser, sie hat ihren Account gelöscht und damit ihre digitale Existenz in dem Netzwerk auf Null gesetzt. Wow, das traue ich mich dann doch nicht.

Ich will erstmal zwei Wochen ohne soziale Netzwerke  auskommen und in meiner Fantasie stelle ich mir vor, was ich mit all der freien Zeit anstelle, die ich nun haben werde, nachdem ich mich von diesem sozialen Moloch befreit habe. Und ob die Entzugserscheinungen so schlimm werden. Und wie lange ich das wohl durchhalte. Hach, ist das spannend.

Jetzt stellt sich nur noch eine Frage, was mache ich jetzt mit dem Artikel hier? Das liest doch keine Sau, wenn ich es nicht teile … Verdammt.

Hier findet sich übrigens die Anleitung, wie man seinen Facebook-Account löscht bzw, deaktiviert.

Die andere Seite der Leberwurst

Als ich gerade mit meinen vier Knalltüten durch den Regen trottete, weil die Viecher ja mal müssen, kam mir eine ältere Dame mit einem Rollator und einem Westie entgegen. Als dieser mich samt Hunde erblickte, fing er an zu pöbeln und ich glaube, wenn ich das übersetzen könnte, käme etwas sehr unflätiges dabei heraus. Der Terrier stand also terriertypisch in der Flexileine und drohte uns mit ewigen Schmerzen und einem qualvollen Ende.

Die ältere Dame fing derweil schmutzig an zu lachen, sagte mit rauchiger Stimme „Mach sie fertig“ zu ihrem Hund und schob sichtlich erheitert und in aller Seelenruhe ihre Gehhilfe weiter des Weges. Ich fand das gut und musste schmunzeln, bin mir aber sicher, dass der kleine Terrier seine Drohungen in die Tat umgesetzt hätte und meine achso treuen Hunde das Weite gesucht und auch gefunden hätten.

Einige Minuten später – es regnete inzwischen etwas stärker und meine Hunde hatten immer noch nicht ihr schmutziges Geschäft abgeschlossen – kam mir eine weitere Hundehalterin entgegen.

Sie, modisch gekleidet in Jack Wolfskin, ihr Rhodesian Ridgeback nicht minder modisch in K9 mit „Mamas Liebling“-Bapperl drauf, farblich passend zur 15-Meter-Schleppleine in Biothane®.

Frauchen ist garantiert Ehefrau eines Bankers, der in Frankfurt kleine Sparer über den Tisch zieht, während sie, die Kinder sind schon aus dem Haus, ihre viele Freizeit damit verbringt, irgendwie nicht an der Bedeutungslosigkeit ihres Lebens zu Grunde zu gehen. Ok, ich gebe zu, ich habe da vielleicht ein paar Vorurteile.

Ihre 150-Euro-Gummisteifel aus dem Premium-Reiterbedarfsegment und das Sports Utility Vehicle mit dem CO2-Ausstoss eines chinesischen Kohlekraftwerks, aus dem gerade der Ridgeback gesprungen ist, geben jedoch einen ersten Hinweis darauf, was mich gleich erwartet. Und ich behalte recht. Vorurteile, vielleicht doch eher Urteile.

Während Mamas Liebling beim Anblick meiner Hunde anfängt, sich aufzupumpen, sinniere ich darüber, wie er wohl heissen mag. Meistens haben Ridgebacks irgendwelche wohlklingenden afrikanischen Namen, die dann ins Deutsche übersetzt soviel wie „Eimer“ oder „Baum“ bedeuten. Aber soviel Kreativität traue ich der Dame nicht zu und bin mir sicher, dass der Hund „Paul“ heisst. Oder „Rocky“. Das ist kein Name, das ist eine Diagnose.

Und ich behalte recht. Während nämlich Frauchen einen Moment pennt (sie tippt irgendwas in ihr Smartphone, das garantiert von Kindern in düsteren Fabriken in China hergestellt wurde), poltert Mamas Liebling los und kommt mächtig protzig auf uns zu. Und da kommt es: „Paul, hiiiiiiiiiaaaar“ brüllt die Outdoorkleidungsbewehrte Bad Homburgerin, doch das interessiert Paul reichlich wenig. Ich bin mir sicher, dass seine Besitzerin just in diesem Moment verfluchte, dass sie nicht eine 30-Meter-Leine gekauft hat.

So kommt es zum Showdown. Meine beiden Rüden schauen mich mit einem flehenden Blick an, dass ich ihnen doch bitte erlauben möge, diesem Großmaul seinen Ridge auf links zu prügeln, während meine Hündinnen schonmal die imaginären Pom-Poms zwecks Anfeuerung unserer Mannschaft auspacken. Doch ich bleibe erstmal möglichst gelassen und rufe meinem Gegenüber zu, dass sie doch bitte ihren Hund zurückholen soll.

Die Antwort folgt auf dem Fuße: „Aber er kommt ja nicht, wenn ich ihn rufe.“

Ich überlege noch kurz, ob ich sie jetzt noch fragen soll, warum sie nicht auf ihren Köter aufpassen kann und stattdessen auf ihrem scheiss Technikspielzeug rumdaddeln muss, doch dazu komme ich nicht mehr. Mamas Liebling  steht vorm Tackerchen, baut sich auf, steckt ihm seine dicke Nase in den Hintern und will gerade seinen Kopf auflegen, als mein kleines lustigbunt gemerltes Hütitüti dem angeblichen Löwenhund auf links dreht und ihm auf sehr alttestamentarische Art und Weise zeigt, was er von solchen Typen hält.

Da Paulchen nicht der Schlaueste zu sein scheint und es trotz eingetackerter Ohrstanze vom gleichnamigen Freestyle-Kämpfer nochmal wissen möchte, greife ich ein und verscheuche das Vieh, bevor es noch ernsthaft Schaden nimmt.

Mamas Liebling verschwindet samt Schleppleine und neuerworbenem Loch in den Feldern und Frauchen schaut mich fassungslos an.

Sofort fängt sie an zu poltern, dass ihr Liebling verletzt worden wäre und dass ich für die Kosten aufkommen müsse. Meine Antwort lautet „Nö.“ Ich habe keine Lust, mit ihr über Gefährdungshaftungen, allgemeiner Leinenpflicht in Bad Homburg und solche Dinge zu diskutieren. Ihre Stimme ist mir viel zu hysterisch und außerdem führen solche Diskussionen zu nichts.

Ihr Argument, dass ihr Paul ein ganz lieber sei und meine (angeleinten) Hunde ihn unnötig provoziert haben, quittiere ich ebenfalls mit einem „Nö“. Genauso wie ihre Drohung, dass das Ganze ein Nachspiel haben werde. „Nö“. Dann fragt sie mich, ob das alles wäre, was mir dazu einfalle. Ich überlege kurz und antworte: „Nö, eine Sache fällt mir ein. An Ihrer Stelle würde ich meinen Hund einfangen gehen, schliesslich ist da vorne die Autobahn.“

Frauchen wird bleich, lässt mich im Regen stehen und spurtet in die Richtung, in der sie ihr Liebling vermutet.

Auf dem Weg zurück zum Auto, komme ich am Kronenhof vorbei und treffe die alte Dame. Sie sitzt unter dem Vordach und raucht einen Cigarello. Ihr Terrier fängt an zu kläffen, sie fängt an zu lachen und wiederholt: „Mach sie fertig!“ Als ich ins Auto steige denke ich bei mir, eigentlich hat der Ridge noch Glück gehabt.

„I’m not a Racist, but …“

Eines der beliebtesten Ziele deutscher Facebook-User ist Rumänien. Zumindest, wenn es darum geht, Vorurteile zu pflegen und ausländerfeindlichen Stimmungen freien Lauf zu lassen. So sind es „die Rumänen“, die massenweise hierzulande „einfallen“, weil sie die Frechheit besitzen, von ihrem Recht als als EU-Bürger Gebrauch zu machen und in Deutschland tatsächlich arbeiten zu wollen. Schnell sind piefige Politiker und noch piefigere Medienmenschen dabei und reden den Untergang des Abendlandes herbei. Es werden schnell mal Kamerateams zum „Problemhaus“ nach Duisburg geschickt, um möglichst plastisch darzustellen, was uns demnächst erwartet. Das gerade dieses Haus schon lange, lange Zeit, bevor rumänische Bürger dort „einfielen“, nicht gerade ein Hort der guten Nachbarschaft war, wird indes verschwiegen.

Sofort fanden sich denn auch bei Facebook jede Menge Idioten User, die munter jedes noch so blöde Vorurteil nachplapperten, aus jeden Rumänen erstmal einen klauenden und stinkenden „Zigeuner“ machten und in allerlei Theorien von der massenweise Ausbeutung des Sozialstaates phantasierten. Nur dass es eben bisher nicht dazu gekommen ist. Und Deutschland als „Einwanderungsland“ eben nicht den besten Ruf hat, auch nicht in Rumänien.

Aber das war ja der Wunsch der breiten Masse. Sollen die Rumänen doch da bleiben, wo sie sind. Und sich vielleicht beissen lassen. Von einem Streunerhund.

Gerade jetzt haben viele Tierschützer mal wieder Rumänien für sich entdeckt. Nach Spanien, Süditalien, der Ukraine und schliesslich Russland wird nämlich zur Zeit das ärmste Land der EU durch das moralingesäuerte Dorf gejagt.

Natürlich begleitet von grauenvollen Bildern, noch grauenvolleren Schilderungen und verbalen, menschenverachtenden Ausfällen, die scheinbar keine Geschmacksgrenze nach unten kennen.

Was war passiert? Anfang September wurde in Bukarest ein kleiner Junge von Straßenhunden angegriffen und tödlich verletzt. Die ersten Reaktionen der Menschen war ganz gut vergleichbar mit denen, die 1999 auf den tödlichen Beißvorfall mit dem kleinen Volkan hier in Deutschland folgten.

Es wurde laut nach strengeren Gesetzen gerufen und Politiker – hüben wie drüben – reagierten, in dem sie aktionistisch schnell ein paar Gesetze zusammenzimmerten, um den Menschen – und damit potentiellen Wählern – Schutz und Sicherheit zu suggerieren.

Und so entschied das rumänische Parlament, welches sich übrigens für eines der modernsten Tierschutzgesetze Europas verantwortlich zeichnet, einige Tage später, dass Streunerhunde getötet werden dürfen. Allerdings nicht „einfach so“, wie in den sozialen Netzwerken rumgeshared wird, sondern nach 14 Tagen, wenn sich kein Besitzer findet.

Das geht natürlich nicht, finden viele und empören sich aufs heftigste.

Befeuert von diversen grausamen Abbildungen, die zwar oft weder aus 2013 noch aus Rumänien stammen, dafür aber umso öfter mittels Photoshop schön blutig aufgepimpt wurden, steigerte man sich von Mitleid mit den armen Hunden hin zu Hass auf die bösen Menschen. Nur die Tierschutzorganisationen in Rumänien wissen nichts derartiges zu berichten und bestätigen laut Spiegel, dass es bisher „lediglich“ Meldungen über „Selbstjustiz gegen Hunde“ durch Anwohner gab. Solche Fälle gab es in Hamburg übrigens auch. Zu Genüge.

So finden sich jede Menge „Erfahrungsberichte“ von Usern, die allerlei schlimme Erfahrungen mit den bösen Rumänen gemacht haben bis hin zu Forderungen, dass „dieses Pack in die Gaskammer“ gehört, man „denen den Schädel einschlagen sollte“ und – da ha’m wirs wieder – die nicht nach Deutschland einreisten dürften, um „unsere Kinder vor diesen Bestien“ zu beschützen. (Den Kram verlinke ich hier jetzt nicht!)

Als sich dann ein Politiker, der auch ansonsten einen an der Waffel zu haben scheint, erklärte, dass es sich bei dem tragischen Unglück in Wirklichkeit um einen Mord durch einen Pädophilen gehandelt hätte, der vertuscht worden wäre, wurde selbst dieser Unfug übernommen. An die Familie des Opfers denkt wohl keiner und es bleibt nur zu hoffen, dass diese armen Menschen von dem ganzen Wahnsinn verschont geblieben sind.

Die etwas gemäßigteren Empörungs-User rufen derweil nach sogenannten „Spay and Neuter Programs“ (also das Einfangen, Kastrieren und wieder Aussetzen von Streunerhunden) oder dem Bau neuer staatlicher Tierheime.

Tolle Idee, nur gibt es einen kleinen Haken.

Laut seriöser Schätzungen gibt es alleine in Bukarest 65.000 Streunerhunde, in ganz Rumänien dürften es einige Hunderttausend sein. Selbst wenn es „nur“ 200.000 Hunde auf den Straßen wären, dann müssten Tierheime mit einer Gesamtfläche von 1.400.000 Quadratmetern gebaut werden, wenn man mal die Mindestfläche für die Haltung von Hunden gemäß der deutschen TierschutzHundeVO zu Grunde legt. So in etwa gut die Hälfte des Saarlandes …

Das ärmste Land der EU hat sicherlich keine anderen Sorgen, als seine Kohle für den Bau von Tierheimen zu verwenden.

Wie man mittels „Spay&Neuter“ in kurzer Zeit eine Linderung erreichen will, bleibt derweil ein Rätsel. Zumal das Argument von Vier Pfoten, dass steriliserte Hunde weniger aggressiv wären vollkommender Blödsinn und hoffentlich ein Übersetzungsfehler von Spiegel Online ist. Zumal ausgerechnet einer der Hunde sterilisiertes und gechipptes Eigentum einer rumänischen Tierschutzorganisation ist.

Dabei kam das jetzt nicht so überraschend.

2011 wurde sich im Internet schonmal mächtig über Rumänien empört und schon damals wurde der Ruf nach Euthanasie in dem Land laut. Zu dem Zeitpunkt, um genau zu sein am 26. Juli 2011, verurteilte das EugH das Land wegen Verstosses gegen das Menschenrecht auf Bewegungsfreiheit, nachdem eine Rentnerin 11 Jahre zuvor von Hunden atttackiert und schwer verletzt wurde.

In den letzten Jahren wurden je nach Quelle ca. 15.000 – 16.000 Menschen nur in Bukarest gebissen, jährlich wohlgemerkt. Allein im ersten Quartal 2013 kam es zu 2.000 Verletzungen, die im Krankenhaus behandelt werden mussten.

Zum Vergleich, in NRW wurden 2004 859 Menschen gebissen. Das Bundesland hat knapp 18 Millionen Einwohner, Rumänien hat gut 21 Millionen …

Es ist natürlich einfach, sich aufzuregen und nach Mord und Totschlag zu schreien. Und es ist sogar verständlich, dass man Mitleid mit den Hunden hat, die ja schliesslich nichts dafür können und sich einfach so verhalten, wie es verwilderte Hunde nunmal tun.Und natürlich ist die Frage erlaubt, wie es soweit kommen konnte und warum erst jetzt (auf welche Art auch immer) gehandelt wird.

Aber es gibt keinerlei Rechtfertigung, Menschen herabzuwürdigen, zu beleidigen und als minderwertig zu diffamieren, die das selbe Recht auf Unversehrtheit haben wie jeder andere auch. Das gilt auch für „Tierschützer“.

Vor einigen Monaten habe ich übrigens einen Hund an eine rumänische Familie vermittelt. Nette Leute.

Ich geh mal meine Freundesliste bei Facebook aufräumen …

Wir sind verliebt!

In dem Moment, in dem ich Rolf zugesichert hatte, dass sich Arco sehr gut abrufen lässt, startete der Köter durch und schnappte sich eines von Rolfs Hühnern.

Später dann – ich war wieder zuhause, und sammelte die Überreste eines zerfetzten Gelben Sackes im Garten ein – nutzten Tacker und Reggea die Gelegenheit des unbeobachteten Moments, um meinem Nachbarn mal zu zeigen, dass er nichts aber auch garnichts am Zaun geschweige denn auf diesem Planeten verloren hat.

Am Tag drauf kam ich nach Hause, F. saß auf dem Mäuerchen vorm Haus und rauchte angestrengt eine Zigarrette. Auf meine Frage, was sie da tue, antwortete sie „Ich geh da nicht mehr rein, die Hunde haben das Haus besetzt. Komm, wir hauen ab, Spanien soll schön um diese Jahreszeit.“ Ich überlegte kurz, verwarf den Gedanken aber wieder – Schweden fänd ich schöner …

Abends im Bett bzw. in dem, was der Junghund davon übrig gelassen hat, nachdem er gelernt hat, wie man Türen öffnet, dachte ich über eine Frage nach, die irgendwann mal in einem Forum kursierte:

Sollte ein Hundetrainer nicht einen wohlerzogenen Hund haben?

Tja, gute Frage. Der Hundetrainer von Welt rettet sich im Normalfall mit der Ausrede, dass er ja ein ganz spezielles Exemplar seinen Eigen nennt und das dieser Hund ja

  1. auf Grund genetischer Disposition dieses oder jenes Verhalten zeigt
  2. wegen seiner schlimmen Vergangenheit seinen Freiraum braucht oder
  3. früher viel schlimmer war.

Ich sage ja immer: Ein Hundetrainer, der nicht selber durch das Tal der Tränen gelaufen ist, kann sich nicht in seine Kunden hineinversetzen. Und überhaupt, leichtführige, gut erzogene „Hundies“ sind was für Weicheier.

Trotzdem, wie kann es sein, dass in einem Haushalt zwei(!) Hundetrainer leben und die Köter uns trotzdem immer und immer wieder auf der Nase rumtanzen? Klar, es sind viele, aber jeder einzelne für sich ist ja gut erzogen. Naja, bis auf ein paar Kleinigkeiten.

Der Frage nach dem wohlerzogenen Hund des Trainers nähert man sich wohl am besten mit einer Gegenfrage:

Warum gibt es Ärzte mit Übergewicht?

Die wissen doch, dass das eine der häufigsten Todesursachen ist. Aber auch Ärzte sind nur Menschen.

Und Hundetrainer sind auch nur Hundehalter.

Und wir machen genau die Fehler, vor denen wir unsere Kunden warnen.

Wir sind inkonsequent und hochemotional, wir fallen auf die Strategien unserer Hunde rein und lassen uns um den kleinen Finger wickeln. Wir sagen „Hiiiieeeer“, unser Hund sagt „Leck mich“ und wir grinsen dämlich, finden das süß und sind noch verzückt, während Rex uns den virtuellen Mittelfinger zeigt und im Wald verschwindet.

Bei der Arbeit auf der Hundewiese fällt es uns leicht, konsequent zu sein und selbiges von unseren Kunden zu fordern. Eine Stunde in der Woche, das kann jeder.

Wir machen es uns zu Nutze, dass der Hund des Kunden bei uns gehorcht wie eine Eins. Warum?

Weil er uns nur als toughe Personen wahrnimmt und uns und unsere Schwächen nicht kennt. Zwei Wochen bei uns zu Hause und das Vieh baut den selben Mist wie in seiner Familie.

Obwohl wir propagieren, dass Hunde den ganzen Quatsch nicht brauchen, den es heute zu kaufen gibt, stehen wir stundenlang im Zoofachgeschäft und gönnen unseren Lieblingen neue Halsbänder, Leinen und Hundebetten. Wir wissen, dass es ihnen egal ist, aber wir geniessen das Gefühl, unserem Hund etwas gutes zu tun.

Und obwohl wir predigen, dass Hunde auch mal aggressiv kommunizieren dürfen, sind wir tödlichst beleidigt, wenn unser Schatz mal einen auf die Mütze kriegt. Und natürlich hat der andere angefangen!

Wir füttern vom Tisch, weil er soooo süß guckt, ist er krank, werden wir fast wahnsinnig vor Sorge und wenn es irgendjemand wagt, auch nur ein Wort gegen unseren Hund zu richten, werden wir zur Furie.

Wir finden dumme Ausreden, wenn unsere Hunde Mist bauen. Auch unsere Hunde „haben das noch nie getan“ und „wollen nur spielen“.

Wir finden Erklärungen, warum der Süße jetzt gerade mal nicht gehorcht, wir reagieren zu früh, zu spät, zu falsch und manchmal garnicht.

Wir erklären, dass man sie nicht vermenschlichen darf, fühlen uns aber trotzdem persönlich beleidigt, wenn sie nicht hören.

Wir sagen, dass sie Tiere sind und lieben sie trotzdem mehr als unsere Schwiegermütter. (Sorry, Monika …)

Wir sind verliebt.

Vielmehr noch, wir lieben unsere Hunde.

Und das ist gut so.

Alles andere wäre unmenschlich.