Kurz – polemisch – angemerkt (1)

Das Wörtchen „Eigentlich“ beschreibt sozusagen die Daseinsberechtigung für Hundetrainer/innen.

Eigentlich jagt er nicht, eigentlich ist sie ganz brav und so weiter und so fort.

Insofern dachte ich eigentlich, dass sich diese elende „Halsband-oder-Geschirr-Diskussion“ so langsam mal erübrigt hätte.

Vor ein paar Jahren gab es mal eine Studie, die belegen wollte, dass der Augeninnendruck der halsbandgequälten Fellnase ins Exorbitante steigt, wenn man an der Leine zieht, jedoch blieben die Verfasser/innen des fragwürdigen Papiers zwei Antworten schuldig:

  1. Warum sinkt der Augeninnendruck dann bei den an der Studie beteiligten Malamuten und vor allem: Müssen wir uns Sorgen machen, dass den nordischen Typen dann die Augen implodieren, wenn wir ihnen ein Geschirr anlegen?
  2. Wie genau waren nochmal die anatomischen Zusammenhänge zwischen Augeninnendruck und Halsband?

Wer mehr darüber wissen möchte, klicke hier.

Wie gesagt, eigentlich dachte ich, dass mittlerweile auch die letzten verstanden haben, dass es vollkommen egal ist, ob der Hund nun ein Halsband oder ein Geschirr trägt. So lange es vernünftig sitzt, versteht sich.

Und dann das: Ausgerechnet auf einer häufig gelikeden und -teilten Internetseite, wird ein Artikel einer Tierärztin veröffentlicht, die – selbstverständlich weitestgehend quellenfrei – auf die Gefahren des tierschutzrelevanten Halsbandes aufmerksam macht. Das ist ja sowas von 2006.

Gut, ein oller Spruch besagt, dass Provinz da anfängt, wo Tierärzte als Wissenschaftler durchgehen.

Dennoch eine Anmerkung an die „Der-Hund-leidet-wenn-er-ein-Halsband-trägt-Fraktion“:

Man könnte dem Hund doch auch einfach beibringen, vernünftig an der Leine zu laufen, oder?

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Apropo eigentlich, liebe Studenteneltern der Kinder mit Dreifachnamen, die mich vor einiger Zeit angepampt haben:

Eigentlich wollte ich Euch etwas gutes tun, indem ich den Hund, der euer Kind erlegen wollte, unterbrochen habe. Das fandet Ihr aber eindeutig brutal und so musstet Ihr Euren Unmut los werden und mir allerlei böse Dinge an den Kopf werfen.

Kein Problem, tut mir leid. Sollten wir uns nochmal treffen, werde ich natürlich nicht eingreifen.

Denn eigentlich hätten schon mir die Rufnamen Eurer Kinder verraten können, dass Ihr sie eh nicht besonders leiden könnt. Sorry dafür.

 

Uh, ein Quiz – Die Auflösung (1)

Rechtzeitig zum Jahreswechsel hatte ich ein kleines Quiz mit insgesamt 10 Multiple Choice und 10 Freitextfragen online gestellt. Insgesamt haben über 100 Leute mitgemacht und sich an den – zugegebenermaßen – nicht ganz einfachen Fragen abgearbeitet. Wow, vielen Dank dafür.

Hier findet Ihr nun die Auflösung zu den Fragen. Die Gewinner/innen werden am Wochenende per E-Mail benachrichtigt. Herzlichen Glückwunsch denen, denen das Los zugetan war!

Zur Wahl standen folgende Antworten:

  • Das Gehirn des Hundes ist ca. 30% kleiner als das des Wolfes
  • Hunde können Kohlenhydrate verwerten
  • Scheckungen und Variationen wie Schlappohren und Ringelrute
  • Hypersexualität

Die richtige Antwort war (B) Hunde können Kohlehydrate verwerten. Tatsächlich unterscheidet sich das Beutespektrum von Hunden und Wölfen nicht, d.h., dass Isegrim genauso gut bzw. schlecht in der Lage ist, Kohlehydrate in Fette umzuwandeln wie sein domestizierter Kollege. Dem entsprechend handelt es sich hierbei nicht um eine domestikationsbedingte Veränderung.

Im Zusammenhang mit der Domestikation stehen dafür die um ca. 30% kleinere Hirnmasse des Haushundes im Vergleich zu seinen wilden Verwandten. Außerdem sind unsere Hunde im Vergleich hypersexuell, da Hündinnen i.d.R. häufiger (ca. 2x jährlich) läufig werden als Fähen, die im Normalfall nur einmal im Jahr läufig werden. Was die Rüden angeht, tut sich da nix, die können immer. Das ist wohl so ein Männerding.

Auch Scheckungen und Variationen sind ein Hinweis auf Domestikation. Hiermit ist nicht Zucht gemeint, sondern Varietäten, die unabhängig menschlicher Einflussnahme vorkommen.

Welche der folgenden Aussagen trifft auf die TierschutzHundeVO zu?

Die richtige Antwort lautet, dass die Grundfläche eines Zwingers für einen Hund mit einer Widerristhöhe von 55 cm mindestens 8 Quadratmeter betragen muss.

Was ist Kryptorchismus?

Als Kryptorchiden bezeichnet man Rüden, die einen sogenannten Leistenhoden haben. Gibt es übrigens nicht nur beim Hund, sondern auch beim Menschen.

Ihr Hund droht Sie an, wenn Sie ihm das Futter wegnehmen möchten. Welches Verhalten liegt typischerweise vor.

Die Gründe, warum ein Hund seinen Besitzer androht, der ihm ans Futter möchte, sind natürlich vielfältig. Typisch wäre hier jedoch die ressourcenbedingte Aggression, auch wenn Futter oft als Katalysator genutzt wird, um ein statusbedingtes Thema mit dem Menschen aufzumachen.

Die Beuteaggression würde sich übrigens – auch typischerweise – gegen die Beute richten, also z.B. der Jagdterrier, der die ihm körperlich haushoch überlegende Sau stellt und sich ihr dann aggressiv gegenüber verhält.

Welche Aussage geht auf Charles Darwin zurück?

Charles Darwin hat den schönen Satz „Survival of the Fittest“ kreiert, der oft fälschlicherweise mit dem Überleben des Stärksten verwechselt wird. Tatsächlich ging Darwin davon aus, das die Art, die am Anpassungsfähigsten ist, überleben wird.

Welche Aussagen treffen auf die Klassische Konditionierung nicht zu?

Jeder kennt den Pawlow’schen Hund, der bei Erklingen der Glocke anfängt zu speicheln, weil er dies mit Futter verknüpft und durch den konditionierten Reiz ein konditionierter Reflex eintritt. Diesen Vorgang nennt man ein Reiz-Reflex-Muster. Und wie das bei Reflexen so ist, können diese kontextunabhängig ausgelöst werden. D.h., dass ich z.B. Deinen Kniereflex in meinem Wohnzimmer genauso auslösen kann, wie im Resaturant oder beim Arzt im Behandlungsraum.

Welche Aussagen treffen auf das Lernverhalten von Hunden nicht zu?

Ein bekannter Verhaltensbiologe (ich glaube Peter M. Kappeler, aber nagelt mich nicht drauf fest) hat mal gesagt: Der Organismus lernt von der Zygote bis zum Tod. Damit hat er recht. Zwar fällt es uns in den sogenannten sensiblen Phasen wesentlich leichter, neues zu lernen. Dennoch sind wir – und das gilt für Hunde ebenso – grundsätzlich während unseres ganzen Lebens in der Lage, neues zu erlernen.

Die Behauptung, lernen wäre nach Abschluss der sensiblen Phase nicht mehr möglich, ist also falsch, die richtige Antwort auf diese Frage.

Welche Aussagen treffen auf das Jagdverhalten des Hundes nicht zu?

Die Antwortmöglichkeiten lauteten:

  • Einzelne Elemente des Jagdverhaltens können übersprungen werden
  • Jagdverhalten gehört zum stoffwechselbedingten Verhalten
  • Je nach Hunderasse können Elemente des Jagdverhaltens hypertrophiert oder hypotrophiert gezeigt werden
  • Gesellschaftshunde jagen nicht

Die Behauptung, dass bestimmte Hunderassen nicht jagen würden, ist ebenso falsch wie beliebt bei Menschen, die eben diese Hunde verkaufen möchten.

Hunde sind Beutegreifer, und auch wenn bestimmte Hundetypen jagdlich talentierter sind als andere, so sind doch alle Vierbeiner grundsätzlich in der Lage und willens, zu jagen.

Im Verhaltenskatalog, also dem Ethogramm, das vom Wolf abgeleitet wurde, gehört Jagen zu den stoffwechselbedingten Verhaltensweisen. In diesem Funktionskreis sind alle Verhalten zusammengefasst, die mit der Beschaffung, dem Transport, dem Verzerr und dem Ausscheiden zusammenhängen. Wer also Jagen im wahrsten Sinne des Wortes scheiße findet, hat den Zusammenhang ganz gut erkannt.

Bei der Jagd selber, können Caniden die einzelnen Verhaltenselemente übrigens situativ anpassen. So kann der Wolf das anpirschen überspringen und direkt in die Hatz gehen, wenn es sinnvoll ist. Bestimmte Hunderassen wurden dahingehend gezüchtet, dass die einzelne Verhaltenselemente stärker oder weniger stark zeigen (also hyper- bzw. hypotrophiert), andere Hunderassen zeigen Verhalten beim Jagen, die ein Wolf niemals zeigen würde. (Zum Beispiel Standlaute oder Apportieren der Beute).

Welchen Aussagen treffen auf Hunde der Rassen Pitbull-Terrier und American Staffordshire-Terrier zu?

Die Einfuhr und Verbringung von –vermeintlich – gefährlichen Hunden in das Inland werden durch das „Gesetz zur Beschränkung des Verbringens oder der Einfuhr gefährlicher Hunde in das Inland“ und durch die „Verordnung über Ausnahmen zum Verbringungs- und Einfuhrverbot von gefährlichen Hunden in das Inland“.

Schon die Namen der beiden Texte zeigen deutlich, wie überstürzt damals gehandelt wurde, als die Hundegesetze verschärft wurden.

Unter §2 steht: „Hunde der Rassen Pitbull-Terrier, American Staffordshire-Terrier, Staffordshire-Bullterrier, Bullterrier sowie deren Kreuzungen untereinander oder mit anderen Hunden dürfen nicht in das Inland eingeführt oder verbracht werden.“

Einfuhr bedeutet, dass der Hund aus einem Mitgliedstaat der EU kommt, Verbringung bezieht sich auf ein Drittland. Sowohl die Einfuhr als auch das Verbringen eines Hundes dieser Rasse ist also verboten.

Aber wie sieht es aus, wenn ein Hundebesitzer in Bayern sich einen neuen Hund dieser Rasse anschaffen möchte? Dann gilt die Verordnung über die Ausnahme:

§2, Absatz 4:  „Gefährliche Hunde im Sinne des § 2 Abs. 1 Satz 2 des Gesetzes dürfen zum Zweck des ständigen Haltens in das Inland verbracht oder eingeführt werden, wenn die Begleitperson nachweist, dass die Hunde berechtigt in einem Land gehalten werden dürfen.“

Das „Land“ bezieht sich nicht auf Deutschland, da wir ja eine Republik sind, sondern auf das jeweilige Bundesland. Das heisst, dass der bayerische Hundehalter, der sachkundig ist und dies auch nachweisen kann, einen Hund zum dauerhaften Aufenthalt zu sich nehmen darf.

Welchen Aussagen treffen auf Hunde der Rasse Border Collie zu?

Die Frage war ein bisschen fies, das gebe ich zu. Border Collies gelten gemeinhin als intelligent. Die intelligentesten Hunde der Welt sind sie jedoch nicht. Zumindest nicht immer. Je nachdem, welcher Studie man glauben darf, sind Großpudel schlauer. Wie auch immer die lieben Forscher das rausgefunden haben wollen.

Border Collies sind auch keine Hütehunde, auch wenn sie zur Gruppe 1 der Hüte- und Treibhunde im FCI gehören. Ein Blick ins Englische hilft weiter. Der Engländer nennt die Border Collies und ihre arbeitenden Kollegen „Sheep dogs“ oder „Herding Dogs“. Diese Hunde sind also Koppelgebrauchshunde.

Der Babysitter, der Eure Kinder hütet, arbeitet (hoffentlich) eher wie eine Schäferhund, der darauf aufpasst, dass sie nicht abhauen und keinen Mist bauen. Das tut er, in dem er die Furche läuft und verhindert, dass die Schafe das Gehüt verlassen. In England nennt man diese Hunden auch „Shepherd“- oder „Tending Dogs“.

Die Auflösungen für die Freitextfragen findet Ihr hier in den nächsten Tagen.