Nur die Guten

An anderer Stelle habe ich es schonmal aufgeschrieben. Die Gründe, sich einen Hund anzuschaffen, sind sicherlich mannigfaltig, aber kein Mensch schafft sich einen Hund an, um sich ein dauerhaftes Problem aufzuladen.

Selbst solche Hundebesitzer, die einen wahren „Problemhund“ aufnehmen, tun dies mit dem Ziel, das Problem zu lösen und nicht aus dem Gedanken heraus, nie wieder Besuch empfangen zu können oder die nächsten 10 Jahre aufpassen zu müssen wie ein Schliesser.

Noch vor 50 Jahren gab es keine Hundetrainer und wäre jemand 1960 auf die Idee gekommen, eine Hundeschule zu eröffnen und Geld für Beratung in Sachen Erziehung und Beschäftigung des Hundes zu nehmen, wäre der- oder diejenige mit hoher Wahrscheinlichkeit schnell bankrott gegangen.

Klar, auch vor 50 Jahren gab es Hunde, die gebissen, Wild gehetzt und an der Leine gezogen haben. Und sicherlich ist es so, dass Hundebesitzer heute auf Grund von Rasselisten, Hundegesetzen und Co. wesentlich sensibler sind, was das Verhalten ihrer Vierbeiner angeht.

Ebenso klar ist, dass Hunde heute eine ganz andere soziale Rolle in unseren Leben spielen als noch vor ein paar Jahrzehnten. Und ja, wir treffen heute in Familien auf Hundetypen, die noch vor garnicht langer Zeit Schäfern, Jägern oder Polizisten vorbehalten waren.

Doch sollen das die Ursachen dafür sein, warum so viele Menschen heute mit einem Tier überfordert sind, dass uns – je nach Schätzung – schon über 30.000 Jahre oder gar länger begleitet?

Wer sich heute einen Hund anschaffen möchte oder ein Problem mit dem vorhandenen Vierbeiner hat, der informiert sich in aller Regel – und die Liste der Ratgeber ist so lang wie die Ratschläge unterschiedlich sind.

Während die Tierschützerin sehr gute Argumente dafür hat, einem Hund aus dem Tierheim ein Zuhause zu geben, hat der VDH ebenso gute Argumente, sich lieber für einen Welpen vom Züchter zu entscheiden.

Und die Frage, was für einer es denn sein soll, ist noch garnicht beantwortet.

Es gibt in Sachen Hund jede Menge Themen, über die gestritten wird. Angefangen bei der Gesunderhaltung über das Futter bis hin zum richtigen Zubehör, der Beschäftigung und natürlich der Erziehung.

Zwischen all diesen unterschiedlichen Positionen steht ein Mensch, der eigentlich „nur“ einen Hund haben will, diesen – man kann es deutlich so sagen – von Herzen liebt und nur das beste für ihn will.

Wenn es mit dem besten Freund nicht so klappt wie gewünscht, spielen Emotionen wie das Gefühl von Scheitern, das Zweifeln an der eigenen Fähigkeit und das schlechte Gewissen eine riesengroße Rolle.

Die eigene Wahrnehmung verzerrt sich dahingehend, dass man nur noch wohlerzogene, nette Hunde sieht, die scheinbar nichts aus der Ruhe bringen kann, während der eigene Hund vielleicht an der Leine ausflippt, als fände gerade eine Alieninvasion statt.

Also sucht man Hilfe.

Und schon stehen sie wieder parat – all die Ratgeber im Internet, die Experten in Funk und Fernsehen mit der einzig richtigen Lösung und die mitleidig kopfschüttelnden Nachbarn mit den entscheidenen Tipp.

Im Versuch, alles richtig zu machen, gehen schlimmstenfalls Bauchgefühl und gesunder Menschenverstand und der Mensch verliert sich selbst und das eigentliche Problem auf der Suche nach Lösungen aus dem Auge.

In einem anderen Text habe ich mal etwas ketzerisch geschrieben, dass Altruismus nicht funktioniert und Menschen in den allermeisten Fällen eigene Ziele verfolgen, auch wenn sie vordergründig erstmal gutes tun.

Um zu verhindern, in der Flut der Informationen zu ertrinken, kann es daher hilfreich sein, mal zu hinterfragen, welches Ziel diejenigen verfolgen, die einen mit Ratschlägen versorgen.

Die nette Verkäuferin im Zoofachgeschäft empfiehlt auch deshalb das „Premium“-Hundefutter der Eigenmarke, weil sie dafür eine Provision bekommt. Dem Fernsehsender geht es darum, Werbeminuten zu verkaufen und nicht, den Zuschauer mit Erziehungstipps zu versorgen. Und der Hundetrainer – und zu denen gehöre ich ja auch – wäre ohne die Probleme, die Menschen mit ihren Hunden haben, schlicht arbeitslos und könnte sich einen anderen Job suchen.

Doch auch die Menschen, die vermeintlich uneigennützlich bei Facebook und sonstwo ihre Meinung äußern, ziehen natürlich einen Nutzen aus ihrem Handeln.

Wer sich zum Beispiel besonders intensiv mit der Fütterung seines Hundes beschäftigt, erhöht die eigene Person bewusst oder unbewusst moralisch gegenüber denen, die schnödes Trockenfutter kaufen.

Das eigene Handeln macht einen zum besseren Menschen und die Tatsache, dass andere scheitern bestätigt einen darin, dass man schon immer gewusst hat, wo der Hase lang läuft.

Die im sozialen Netzwerk propagierte Erziehungsmethode bestätigt einen darin, dass man über Expertise verfügt, die andere nicht haben. Und der Bestätigungsfehler unterstützt uns in der Annahme, dass das, was wir für richtig halten auch richtig ist.

Das ist nur menschlich. Wir sind nicht perfekt, wir sind nicht mal nahe dran.

Doch mittendrin steht ein Mensch mit seinem Hund, der nur das beste will. Umgeben von unzähligen Ratgebern, die mehr oder weniger offensichtlich eigene Ziele verfolgen, die oft nichts oder nur wenig damit zu tun haben, tatsächlich zu helfen.

Es stünde uns allen – mich eingeschlossen – gut, wenn wir uns beim dringenden Impuls, einen Ratschlag geben zu müssen, öfter mal zurückhalten würden. Wenn wir uns darauf beschränken würden, Fragen zu beantworten anstatt neue aufzuwerfen, nur um uns darüber aufzuwerten.

Überhaupt sollten wir nicht vergessen, dass unsere Idee davon, wie Hunde gehalten werden sollten, eine regional sehr begrenzte westeuropäische ist, die sich nur auf Grund unseres Wohlstandes und mangels wirklich existentieller Probleme verbreiten konnte.

Unsere Vorstellungen von einem Hundeleben anderen aufzuzwingen ist ganz schön arrogant – und mit Blick auf die Lebensrealität anderer Menschen in anderen Ländern auch ziemlich aus der Wirklichkeit gerissen.

Die von mir hochgeschätzte Dorit Feddersen-Petersen sagte mir mal , dass zwei kritische Fragen meistens weiterhelfen: „Wo haben Sie das her? Und können Sie das belegen?“

 

 

Von Unhunden

Barendorf ist schön. Das kleine Dörfchen besteht fast ausschließlich aus Ferienhäusern, so dass es außerhalb der Saison so gut wie ausgestorben ist.

Ein perfekter Ort also, um die Seele baumeln zu lassen und den Hund einfach mal einen guten Mann sein zu lassen. Kein Wunder, dass ich den Winter über nahezu täglich hier war.

Neulich dachte ich mir, ich nutz die Gelegenheit, dass die Saison noch nicht eröffnet und so alle Strände auch Hunde frei zugänglich sind, und verbringe einen entspannten Nachmittag an der Ostsee.

Blöderweise war ich nicht der Einzige, der die ruhige Umgebung nutzen wollte.

Während ich da so vor mich hin lief und meine Hunde sich derweil amüsierten, bekamen wir plötzlich Besuch. Ein großer dicker Hund mit Schlappohren (ich will nicht ständig dieses Labbi-Klischee bedienen) kam von hinten angewalzt und wollte ausgerechnet Tacker „Guten Tag“ sagen, in dem er ihm die Nase in den Hintern rammte.

Experten sprechen hier von Ano-Genital-Kontrolle, in diesem speziellen Fall war es eher eine proktologische Untersuchung. Des Proktologen Frauchen stellte sich derweil als kleiner, hektisch auf und ab hüpfender Punkt am Horizont dar, der langsam – aber ganz langsam – näher kam.

In solchen Fällen haben meine Hunde und ich eine arbeitsorganisatorische Rollenverteilung erarbeitet:

  1. Wir reissen uns zusammen und ignorieren den Störenfreak, bis er sich trollt.
  2. Kommt er wieder, bin ich derjenige, der ihm zu verstehen gibt, dass er gerade unsere Individualdistanz unterschreitet. Zwar bin ich dabei nicht annähernd so beeindruckend wie meine Bande, aber dafür mache ich ihm auch keine Löcher in den Pelz! Und im Normalfall reicht das, um direkt zu Punkt 5. weiterzugehen.
  3. Im dritten Wiederholungsfall nutze ich all meine mir zur Verfügung stehende Stimmgewalt und informiere den am Horizont auf und ab hüpfenden Punkt darüber, dass er exakt drei Sekunden Zeit hat, seinen Hund einzufangen, wenn er seinem kleinen Liebling unendliche Schmerzen, Qualen und Leiden ersparen möchte. So ganz unter uns, das Tackerchen ist zwar sehr beeindruckend, wenn es auf Boden-Boden-Raketenmodus umschaltet, aber dafür äußerst klar und fair im Umgang mit seinem Opfer. Aber das weiß ja der besagte hysterische Punkt ja nicht und ein bisschen Motivation hilft immer.
  4. Wenn all das nicht fruchtet, darf das Tackerchen seines Amtes walten und dem „Tutnix“ ein Lerngeschenk bereiten.
  5. Man kann übrigens durchaus lernen, sich der Gestalt darzustellen, dass das menschliche Gegenüber nicht auf die Idee kommt, loszupoltern und mit Tierschutz, Polizei, NSA oder den imperialistischen Truppen zu drohen, sondern seine Fellnase zu nehmen und das Feld zu räumen.

Eigentlich könnte ich mir diesen ganzen Aufwand auch einfach sparen. Dann käme der besagte Hund, rammt Tackerchen die Nase in den Poppes, die beiden hauen sich nach alter Kneipenschlägermanier und der DBHmS (dicker, brauner Hund mit Schlappohren) trollt sich. Das wäre artgerecht, einfach und wesentlich entspannter.

Doch so läuft das nicht. Voraussetzung hierfür wäre erstmal, dass auch der DBHmS weiß, wie man kultiviert streitet. Die Wahrscheinlichkeit, dass dem so ist, tendiert jedoch stark gegen Null.

Selbst wenn sein Punkt am Horizont sehr engagiert und ambitioniert ist, die meisten Hunde haben in der Wurfkiste das letzte Mal artgerecht kommuniziert.

Wo finden sich denn heute noch Welpengruppen, in denen die lieben Kleinen sich auch mal prügeln dürfen, ohne, dass die Hälfte der Besitzer in Schnappatmung und hysterische Anfälle verfallen?

In der Regel wird jegliche Form von aggressiver Kommunikation sofort unterbunden. Hier geht es um Harmonie, um Bällebäder, Spielen (aber bitte nicht so wild) und man freut sich einen Keks, wenn der kleine Scheißer kommt, nachdem man „hiiiieeerr <3“ geflötet hat.

Die guten Hundetrainer in Welpengruppen erinnern ein wenig an Don Quichotte und seinen Kampf gegen Windmühlen. Es gibt kaum einen härteren Job in diesem Business! Hund beißt? Jagt? Ist phobisch? Pffft. Das ist nichts gegen die Sisyphusarbeit mit Welpenbesitzern.

  • Als allererstes muss die Trainerin oder der Trainer in der Lage sein, die Rasse des kleinen Fellknäuels exakt zu identifizieren. Wehe, man liegt daneben und hält den originalen Chodský pes versehentlich für einen Altdeutschen Hütehund oder noch schlimmer: für einen Mischling … Na gute Nacht.
  • Dann muss es dem Trainer oder der Trainerin irgendwie gelingen, in das Oxytozin-geschwängerte Hirn des frischgebackenen Hundebesitzers vorzustossen. Nahezu unmöglich! Gestandene Männer stehen verzückt kichernd, berauscht vom Kindchenschema und unter dem Eindruck von Milcheinschuss auf dem Hundeplatz und dann soll man denen erklären, dass die süße Luna als kaukasischer Owtscharka gegebenenfalls nicht ganz einfach in der Erziehung werden könnte. Vergiss es!

Und so wachsen Paul, Luna und Co. auf. Auf die Welpengruppe folgt die Junghundegruppe und mitten in der Pubertät wundern sich die Besitzer, warum all das nicht so richtig fruchten will und der heißbeliebte Köter trotzdem seiner Wege geht und nicht gelernt hat, wie man freundlich Kontakt aufnimmt.

Denn mittlerweile läuft man ohne Leine durchs Auslaufgebiet. Verrückt, die allermeisten Welpen tappsen ihren Menschen hinterher, werden jedoch angeleint.

Erst, wenn das Mäuschen endlich in das Alter kommt, in dem es sich explorativ verhält, wie man „den Besitzer die Mittelkralle zeigen“ romantisch ausdrückt, wird die Leine abgemacht.

Um Homer Simpson zu zitieren. Das ist K.L.U.K.!

Aber auch der mittelkrallezeigende Junghund, der die Welt erkundet, verhält sich normal. Der 19-jährige Autofahrer, der gerade die Bundesstraße entlang rast, allerdings auch. Und da kollidieren unter Umständen zwei Interessenlagen im wahrsten Sinne des Wortes.

Wenn ich mich nicht irre, war es Hellmuth Wachtel, der mal gesagt hat, dass wir nur alle Hunde vor die Tür setzen müssten und nach wenigen Jahren nur noch solche Hunde hätten, die zu uns passen. Nur müssten wir emotional in der Lage sein, diese Form der natürlichen Selektion zu ertragen.

Als ich neulich im Kindergarten des Internets eine Diskussion darüber verfolgte, ob Notfelle, insbesondere solche, die bei Nacht aus brennenden Tötungsstationen gerettet wurden, denn in unser Leben passen oder nicht, bin ich zu dem Schluß gekommen, dass kein Hund in unser Leben passt.

Vielmehr haben wir eine Vorstellung davon, wie Hunde sich verhalten sollten, ohne dass wir darüber nachdenken, in welche Bereiche ihres Verhaltens wir eigentlich so eingreifen.

Erik Zimen war es, der das folgende Ethogramm des des Wolfes definiert hat. Und da Wölfe und Hunde ja bekanntlich verwandt sind, zeigt ein Blick darauf ziemlich deutlich, was ich meine, wenn ich schreibe, dass wir es mit Unhunden zu tun haben:

  • A) Allgemeine Bewegungsformen
    Die Bewegung unserer Hunde ist stark eingeschränkt, sei es weil sie an der Leine laufen müssen oder weil wir nicht möchten, dass sich sich aus unserem Blickfeld entfernen.
  • B) Ruhe und Schlaf
    Hätten unsere Hunde die Wahl, würden sie wohl kaum in der Kudde in der Ecke des Wohnzimmers schlafen, sondern sich einen erhöhten Platz suchen, von dem aus sie einen guten Überblick haben.
  • C) Orientierungsverhalten
    • 1. Nahorientierung
    • 2. Fernorientierung
      Nahorientierung gerne, aber bitte hin zum Menschen oder wenigstens zum Futterbeutel. Mit der Fernorientierung sieht es schon anders aus, vor allem, wenn Ungemach am Horizont auftaucht. Dann wird getanzt, gequietscht, gebodyblockt.
  • D) Verhalten des Schutzes und der Verteidigung
    Auch das Vertreiben des Postboten gehört zum Normalverhalten, möchtet Du Deinem Hund eine tolle Kooperation anbieten, dann verscheuche doch mal mit ihm den Typen von der GEZ oder ein paar Zeugen Jehovas. Und das Dein Hund Dir beherzt in die Finger beißt, wenn Du was von ihm möchtest, ist auch erstmal normal. Wenn auch schmerzhaft.
  • E) Stoffwechselbedingtes Verhalten
    • 1. Nahrungserwerb
      Unsere Hunde dürfen nicht jagen. Verrückt, denn sie sind Beutegreifer.
    • 2. Nahrungsaufnahme
      „Schon Wahnsinn, dass es für ein Lebewesen, das ohne zu Zögern und voller Freude menschliche Scheiße, Kotze oder angeweste Fische verschlingt, Futter in hunderten Geschmacksrichtungen gibt.“
      Merkwürdig, dass eben die drei genannten nicht darunter sind.
    • 3. Transport und Speicherung von Nahrung
      Die meisten finden es nicht so witzig, nach einigen Wochen den Grund für den merkwürdigen Geruch im Haus zu finden.
    • 4. Erbrechen von Futter
      Ab zum Tierarzt!
    • 5. Defäkieren und Urinieren
      Das der Hund nicht ins Haus pinkeln sollte, ist klar. Aber er darf auch nicht in Nachbars Garten, den Spielplatz oder – etwas Intelligenzleistung vorausgesetzt – auf Weiden oder Felder kacken. Man könnte seinem Hund übrigens  beibringen, sein Business abseits davon zu erledigen. Hätte den Vorteil, dass man jede Menge Plastikmüll spart. Es gibt nichts ärgerlicheres als gefüllte Hundekotbeutel, die mangels zur Verfügung gestellter Mülltonnen in der Landschaft entsorgt werden und dort hunderte Jahre vor sich hin rotten.
  • F) Komfortverhalten
    Der Rüde, der sich im Restaurant ausgiebig die Eier leckt, ist schon von jeher Frauchens ganzer Stolz.
  • G) Soziales Verhalten
    • 1. Ausdrucksverhalten
      Ja, aber bitte nur die Netten! Jegliches aggressives Ausdrucksverhalten sei bitte zu unterlassen!
    • 2. Soziales Verhalten im Rudel
      Rudel sind Familienverbände, unsere Hunde leben – wenn – in Gruppen. Zum Leben im Rudel gehören auch Abwanderung und das Gründen neuer Rudel. Mit ein Grund, warum Wurfgeschwister mitunter äußerst kernig miteinander umgehen. Zum Leben in einer Gruppe gehören auch Streitigkeiten um Ressourcen, Status, Sexualpartner etc.
    • 3. Imponierverhalten
      Um Gottes willen. Es sei denn natürlich, es handelt sich um den netten Familienhund, der dem Besucher sein Spielzeug für die Füße spuckt.  der will natürlich nur spielen.
    • 4. Defensives Verhalten
      Muss dringend dran gearbeitet werden, die arme Angstmaus!
    • 5. Spielverhalten
      Unsere Hunde dürfen nicht spielen, wenn ihnen danach ist, sondern wenn wir die Zeit haben. Eine der Voraussetzungen für Spiel ist ein entspanntes Umfeld. Den geliebten Köter in eine „Spielgruppe“ voller fremder Hunde zu werfen, gehört nicht unbedingt dazu. Das, was man dann häufig zu sehen bekommt, sind „Spiele“ als Form der Konfliktlösung. 
    • 6. Reproduktionsverhalten (Sexualverhalten, Geburt, Welpenaufzucht)
      Wenn wir unsere Hunde nicht eh kastrieren, sprechen wir ihnen jegliches Recht auf sexuell motiviertes Verhalten ab. Und wenn sie sich fortpflanzen dürfen, dann nur mit einem Partner unserer Wahl. Beißt die Hündin den Rüden trotz Standhitze weg, bedient man sich auch gerne anderer Mittel, in dem man sie eben zwingt, sich begatten zu lassen. Auch in die Aufzucht der Welpen greifen wir massiv ein. Wenn die Hündin einzelne Welpen abstösst, drücken wir ihr diese eben auf oder „helfen“ bei der Aufzucht. Das Hunde einen guten Grund dafür haben, den Rüden abzuwehren oder später Welpen nicht anzunehmen, ist den meisten egal.
  • H) Infantile Verhaltensweisen
    Der einzige Bereich, in dem nur eingegriffen wird, um herauszufinden, ob ein mittlerer Bindehund dabei ist. Wobei ich das dauerhafte Stören, Fotografieren, Reingrabschen und Rausnehmen der Welpen in den ersten drei Lebenswochen auch nicht besonders nett finde.
  • I) Lautäußerungen
    Anders als Wölfe sind Hunde außerordentlich laut. Und das ist so lange OK, so lange sie es nicht während der Mittagsruhe oder nach 22 Uhr sind. Natürlich sollen sie Eindringlinge anzeigen, aber bitte nicht den Postboten oder den Nachbarn im Treppenhaus.

(Quelle: Zimen, der Wolf)

Wer einen Hund halten möchte, muss damit leben, dass dieser sich vermutlich sogar wie einer verhält. Dazu gehört, dass sie stinken, sich prügeln und kein peinliches Problem damit haben, sich mitten in der Fußgängerzone fortzupflanzen.

Vielmehr sollte man sich bewusst sein, dass wir unsere Hunde in ihren normalen Verhaltensweisen nur deshalb so dermaßen verbiegen könne, weil sie hochanpassungsfähig sind.

All die ach so tollen Dinge, die wir mit unsere Hunden veranstalten, sind lediglich ein mickriger Ersatz für die eigentlichen Bedürfnisse, die sie haben.

Das kann man nicht ändern, aber man könnte mal darüber nachdenken. Und es vielleicht einfach etwas sportlicher nehmen, wenn sie dann doch mal zeigen, welche Form von Humor sie so präferieren.

Der hysterische Punkt am Horizont mit dem DBHmS hätte auch einfach drüber lachen können. Ist ja nix passiert, ausser etwas Normalverhalten.

Für die Geschäftstüchtigen unter Euch – meine Hunde würden sich über Frischfutter in der Geschmacksrichtung „Menschenkacke, breiig, verfeinert mit 4-lagigem“ freuen.

Ich würde auch ein Futter-Abo nehmen.

Auf Reise (3)

Seitdem ich ich es geschafft habe, meine ehemalige Hundehütte in eine spektakuläre Tropfsteinhöhle zu verwandeln, fahre ich ziemlich viel Auto.

Eine gute Gelegenheit, um nachzudenken. Insbesondere, wenn man einen schweren Anhänger hinterm Bulli herzieht und mit 80 ohne Autoradio 10 Stunden lang die Autobahn entlang schleicht. Es sei denn natürlich, der Fahrer des 40-Tonners hinter mir hat wenig Geduld und scheucht mich mit 110 vor sich her.

Eigentlich ist es gut für die Psychohygiene, sein Leben hin und wieder mal zu entrümpeln. Gut, meine Sortierung wäre ein ganz kleines bisschen anders ausgefallen,  aber tatsächlich habe ich oft an die Zeit zurückgedacht, in der mein ganzer Hausrat noch in einen VW Bus passte. Nun passt er in einen VW Golf. Ich kann also noch was dazu kaufen, um an meinen Lebensstandard von vor 20 Jahren anzuknüpfen.

Das Merkwürdige an der Zukunft ist wohl die Vorstellung, dass man unsere Zeit einmal ‚die gute alte Zeit‘ nennen wird (Ernest Hemingway)

Meine Hunde freuen sich jedes Mal einen Keks, wenn ich den geteerten Feldweg zum Haus hochfahre. Kein Wunder, sie verbinden diesen Ort mit wunderbaren Erfahrungen.

Tacker kläfft die vorbeigehenden Spaziergänger an. Konsequenzlos, weil das Grundstück viel zu groß ist, um irgendetwas dagegen zu unternehmen. Tacker beißt dem DPD-Boten in den Arsch, weil dieser das „Vorsicht Hund“-Schild ignoriert hat und Normen sich gerade einen Kaffee holen wollte. Tacker pöbelt den ihm körperlich haushoch überlegenden Nachbarsmastiff an. Auch konsequenzlos, ist ja ein Zaun dazwischen.

Wenn ich so darüber nachdenke, finde ich es bewundernswert, dass mein Oberrüde nicht schon ins Appetenzverhalten geht, wenn ich in Lübeck losfahre. Feiner Hund!

Kaum zu glauben, dass ich die Zeit, in der ich mir regelmäßig das Genöle meines Nachbarn (das war der ohne Mastiff) anhören musste, weil die Hunde wahlweise zu laut, viel zu laut, zu gefährlich oder viel zu gefährlich waren, jemals als die gute alte Zeit bezeichnen würde.

„Abschied ist immer ein wenig sterben“ (Arthur Schnitzler)

Nun liege ich in dem Raum, der früher meine Küche war. Hier gibt es die drei letzen verbliebenden funktionierenden Steckdosen, so dass ich bei survivalmäßigen Minus 6 Grad Außentemperatur den Raum mithilfe von nach Plastik stinkenden Billigheizlüftern wenigstens auf sage und schreibe 8 Grad Plus aufheizen kann.

Ich stinke ein wenig nach frisch gewickelten Säugling, weil ich mangels fliessenden Wassers meine Morgendusche mit Baby-Feuchttüchern erledige.

Gestern habe ich mit dem Sachverständigen gesprochen, der mir ans Herz gelegt hat, keinen Cent mehr in die Hundehütte zu investieren. Stattdessen gab er mir eine Visitenkarte eines Freundes, der kostengünstig und zuverlässig Träume und Erinnerungen zu Staub und verwertbaren Baugrundstücken verwandelt.

Trotzdem bin ich jetzt gerade glücklich. Meine Jungs zeigen sich gnädig und befellen mich von allen Seiten, so dass es tatsächlich einen Moment beinahe zu warm wird in diesem Raum.

Als ich vor ein paar Wochen in der Schweiz auf einem Workshop war, haben meine Freunde in meiner Abwesenheit meine Lübecker Wohnung, deren Inhalt bis Dato aus einer Matratze und sechs Kartons bestand, in einen funktionierenden Haushalt verwandelt.

Gut, passt nicht mehr in einen VW Bus, aber mir wurde versichert, dass niemand persönlich beleidigt wäre, wenn ich mich einiger Dinge wieder entledigen würde.

Ein Haus ist ein Haus ist ein Haus. Und hat den großen Nachteil, dass es einen an einen Ort bindet und am Entdecken hindert.

Und gerade jetzt fühle ich eine Erleichterung, dass ich wieder frei bin. Klar, es wird teuer, es wird ärgerlich und ich werde noch viele graue Haare dazubekommen und im Gegenzug Lungen- und Leberzellen einbüßen.

Aber am Ende sind es nur Steine, Holz und Glas. Am Ende kostet es nur Geld. So sinnlos, dass es sogar schier unendlich gedruckt wird.

Raik gähnt derweil und streckt sich. Der ist einmalig und den kann man nicht nachdrucken. Ich streichel seinen Bauch und freue mich, dass es den Jungs gut geht. So wie mir.

Ich bin gesund (toitoitoi), ich habe tolle Hunde, die mich regelmäßig zum Lachen, zum Weinen und zum Staunen bringen – und ich habe großartige Menschen um mich herum, die mich lieben und die für mich da sind. Was will ich bei all dem Luxus noch mit einem Haus?

„Was wunderst Du dich, dass Deine Reisen Dir nichts nützen, da du Dich selbst mit herumschleppst“ (Sokrates)

Natürlich könnte ich all dem Kram hinterherweinen. Aber was zum Teufel ist schon Kram? Warum sollte ich meine Zeit damit verschwenden, meine DVD-Sammlung nach Exemplaren zu durchsuchen, die nicht nass und verschimmelt sind, wenn ich gleichzeitig ein gutes Gespräch mit einem interessanten Menschen führen kann?

Warum sollte ich meine Zeit damit verschwenden, den Rasen zu mähen, wenn ich gleichzeitig auch mit der Bande auf einer Wiese sein kann?

Warum sollte ich der Vergangenheit hinterher jammern, wenn es gleichzeitig so viel neues zu entdecken gibt?

Ich denke über letzten Jahre nach und bin dankbar. Dankbar für jede einzelne Erfahrung, egal wie schön oder schmerzhaft sie war.

Ich denke an all die Hunde, die in diesem Haus gelebt haben und was aus ihnen geworden ist. Ich denke an die Menschen, die dieses Haus besucht haben und ihre Spuren hinterlassen haben.

Ich denke an jemand wichtigen und an den einen Sonnenuntergang in jenem August, an dem wir auf dem Mäuerchen vorm Haus saßen, Becks tranken und ich etwas lernen durfte, das mir vorher unbekannt war und bis heute unbegreiflich. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie dankbar ich Dir bin.

Ich verlasse dieses Haus, diesen Lebensabschnitt und freue mich auf den nächsten.

Meine Hunde freuen sich auch.

Arbeite, als ob Du kein Geld brauchst.
Liebe, als wenn Du nie verletzt wurdest.
Tanze, als ob Dir niemand zusieht.
(Irische Weisheit)

Auf! Bauen!

Als ich noch ein elender Werbefuzzi war, gehörte es zu meinen Aufgaben, dass ich manchmal auch Leute feuern musste.

Einmal saß ich mit einem Mitarbeiter im Gespräch, den ich sehr schätzte und der wegen nicht nachvollziehbarer Gründe ins Visier des Chefs geraten war.

Ich wusste, dass er eine Familie und Kinder hatte und als Mittfünfziger keine besonders guten Chancen, eine neue Anstellung zu bekommen.

Im Gespräch fragte ich ihn, wie er mit der Situation fertig würde.

Er antwortete: „Weißt Du, wenn Du es nicht ändern kannst, lerne drüber zu lachen.“

Ein Satz, den ich mir zum Credo machte und in der folgenden Zeit – in der Hundeszene – dem entsprechend jede Menge zu lachen hatte.

Also versuche ich zu lachen, auch wenn es mir momentan manchmal im Halse stecken bleibt.

Der folgende Text ist Heulsuselei. Und Hunde und lustige Anektdoten kommen nur am Rande vor!

Was ist passiert?

Als ich noch ein elender Werbefuzzi war, konnte ich ja nicht ahnen, dass ich irgendwann keiner mehr sein würde und fortan frierend auf der Hundewiese rumstehen würde. Also tat ich das, was viele elende Werbefuzzis mit zu viel Geld tun. Ich kaufte mir ein Haus.

So ein Haus ist eine tolle Sache, als Eigentümer kann man damit machen, was man will und so entschied ich, mir einen ganzen Stall voll Hunde anzuschaffen und weil das noch nicht reichte, gleich noch jemand wichtiges, die ihres Zeichens auch einen ganzen Stall voll Hunde mitbrachte.

Gut, die Nachbarn fanden das kacke, aber das war mir relativ wumpe – ist ja immerhin mein Haus und so lange die Tierchen sich weitestgehend benehmen, isses ja auch kein Problem.

So ein Haus will gepflegt werden, insbesondere dann, wenn es zwischenzeitlich von 20 vierbeinigen Innenarchitekten bewohnt wird.

Gerne erinnere ich mich an „Jack“, einen Tschechen, der es schaffte, innerhalb der drei Minuten, die ich brauchte, ein Paket entgegenzunehmen, meinen echt tollten Kaminofen in alle Einzelteile zu zerlegen – und das trotz Maulkorb.

Irgendwann bekam ich jedoch Fernweh, fühlte mich allein, weil jemand wichtiges zu jemand unerreichbaren wurde und bekam Angst, auf dem Berg, auf dem das Haus stand, auszutrocknen – blöd, denn so ein Haus kann man nur schwerlich mal eben 600 Kilometer Richtung Küste verfrachten.

Also dachte ich mir, probier es mal aus, und wenn es an der Ostsee schön ist, vermiete die Hüte an einen anderen Hundebekloppten. Gibt ja genug davon. Zwei Wohnsitze sind selbst für Einkommensmillionäre, wie Hundetrainer es in der Regel sind, dann doch ein bisschen viel.

Und da es an der Ostsee außerordentlich schön ist, habe ich vor ein paar Wochen entschieden, den besagten Hundebekloppten zu suchen und zu finden. Vor kurzem konnte ich schließlich Vollzug melden. Tolle Sache!

Wir hatten eine super Abmachung:

Tu mit dem Haus, was du willst, aber geh mir nicht auf den Senkel, wenn der Wasserhahn tropft, war meine Devise.

Ich zahl pünktlich die Miete, dafür mach ich hier, was ich will, war seine Devise.

Good Boy!

In den Acht Jahren, in denen ich in meiner „teuersten Hundehütte Hessens“, wie mein Vater sie nannte, gelebt habe, gaben sich ungefähr 500 Hunde die Klinke in die Hand. Dabei waren Tapetenfresser, Heizungrohrzerstörer, Gegendenkaminpinkler, Sofakiller und so weiter und so fort.

Wir waren Stammkunde bei der Deponie und den Rasen haben sie ehrlicherweise ruiniert, doch das Haus hat ihnen widerstanden.

Meine Wohnung an der Küste ist derweil eher spartanisch eingerichtet, um genau zu sein, passt meine Einrichtung noch in einen VW Golf. Ich wollte ja erstmal gucken, wie es läuft und es hätte ja sein können, dass ich das Mittelgebirge vermisse. (was totaler Quatsch ist, weil ich es hasse, bergauf zu gehen.)

Vor zwei Wochen wollte ich schließlich meinen „Kram“ holen, hat halt doch seine Vorteile, wenn man eine Waschmaschine sein Eigen nennt und nicht ständig zu Freunden rennen muss.

Blöderweise kamen Termine dazwischen, die Küstenköter und die Workshops zahlen ja immerhin meine Zigaretten und das hatte Vorrang.

Und hier kommt Murphys Law ins Spiel

Den Ausruf „Oh Scheiße“ mit multiplen Ausrufezeichen hört man äußerst ungerne – insbesondere dann, wenn man selber betroffen ist.

In diesem Fall rutschte dieses fatale Urteil dem netten Menschen von der „Leckortung“ raus, als er meine Haustür öffnete.

Mein Plan: Eine Goldfisch-Auffangstation

Während ich nämlich an der Ostsee schwer beschäftigt war, entschied meine Heizung auf dem Berg, dass genug genug sei und quittierte ihren Dienst.

Ich persönlich finde das von meiner Heizung ziemlich unfair, immerhin war ich immer äußerst nett zu ihr, habe darauf geachtet, dass der Mensch, der sie wartet, keine kalten Hände hat und dass immer ausreichend Öl zur Verfügung steht. Undank ist der Welten Lohn.

Immerhin möchte ich ihr zu Gute halten, dass sie nicht wusste, welche unheilvolle Kettenreaktion sie hervorrufen würde (alternative bekommt sie einen besonders hässlichen Platz auf dem Schrott).

Auf Grund des äußerst merkwürdigen Winters, mit dem wir dieses Jahr konfrontiert sind, sorgte der jähe Streik der Heizungsanlage dafür, dass die sich im Haus befindlichen Rohre im „Dynamic Stretching“ übten, dabei hoffnungslos übertrieben und schließlich plattzen wie die Leberwürste in der Mikrowelle.

Am Sonntag ging der Alarm bei der „Leckortung“ ein, vier Tage später fanden die Jungs von der Gemeinde den Übeltäter.

Ich stand gerade auf einer Weide und sammelte Pferdekacke ein, als mein Telefon klingelte und ein sehr netter Mensch 600 Kilometer weit weg zu mir sagte: „Herr Mrozinski, Sie haben ein sehr erntes Problem.“ Kurz darauf erfolgte das bereits erwähnte „Oh Scheisse“. Mit multiplen Ausrufezeichen.

Eine gute Freundin fuhr – telefonisch alarmiert – zum Ground Zero und konnte mir die Ersteinschätzung guten Gewissens bestätigen. „Oh Scheiße!“

Einen Satz, den man ebenso ungern hört wie „Oh Scheiße!“ ist „Da sehe ich schlechte Chancen, aber reichen Sie mal den Schadensbogen ein“, insbesondere, wenn er vom Sachbearbeiter der Kackversicherung kommt, die man eigentlich eh schon vor Jahren wechseln wollte und stattdessen nur den Tarif gewechselt hatte.

Der Grund für meine damalige Verärgerung war auch ein Wasserschaden, bei dem es fröhlich aus der Leitung sprudelte und ich trotz eindeutiger Sachlage erst einmal beweisen sollte, dass es sich um einen Wasserrohrbruch und nicht um einen experimentellen Springbrunnen handelte.

Ein Indiz dafür, dass es demnächst extrem hässlich werden könnte, lieferte mir der von der Versicherung bestellte Sachverständige, der mich fragte, an welche Adresse er die Rechnung schicken soll. Meine Antwort, an die Adresse der Versicherung, fand er unbefriedigend.

Zwischenzeitlich konnte ich immerhin einen Blick auf das Desaster werfen und eine sehr wertvolle Erkenntnis dahingehend gewinnen, wie wichtig oder unwichtig eigentlich Besitz ist.

Im oberen Bereich des Hauses befand sich mal die Wohnung für die Menschen. Blöderweise ist dieser Bereich in Ständerbauweise, also aus Holz gefertigt, so dass alle tragenden Balken unter dem viertägigen Wassereinbruch mächtig gelitten haben.

Unter Anwendung mässiger Gewalt lässt sich die Haustüre noch öffnen. Das Klima in den Wohnräumen begünstigt

1. die Bildung von Schimmel

2. einen tollen Lebensraum für Amphibien jeglicher Art.

Mein erster Blick fällt auf meinen Karton mit meinen Büchern. Nicht irgendwelche Bücher, sondern antiquarische Hundeliteratur, Erziehungsratgeber aus dem 19 Jahrhundert, Jahrgänge von „Der Hund“ von 1895 und seltenen Exemplaren wie „Von Bauernkötern und Köterkarren“ oder Räbers Enzyklopädie, die ich einst für schweinevielgeld im Internet gekauft hatte und die nun knöcheltief im Wasser stehen.

Das ist der Moment, in dem ich das erste Mal heule.

Ich eile ins ehemalige Büro. Jemand wichtiges hatte hier ein Elektro-Piano hingestellt und ich bin bin glücklich wie ein dreijähriger am Weihnachtsabend, dass sich der Schaden in Grenzen hält und wuchte das Ganze Ensemble auf die Überreste des Gästebettes, um schlimmeres zu vermeiden.

Mein Sekretär ist hinüber, ebenso die Bürogeräte und alle anderen Möbel, sogar die aus Massivholz.

Über meine Steuerunterlagen will ich gar nicht reden, wie gut, dass die mir eh eine Schätzung angedroht haben.

Im Schlafzimmer stelle ich fest, dass der Boden absackt, außerdem gibt es keinen Strom mehr im Haus.

Also gehe ich runter in den Seminarraum, beziehungsweise in das, was davon übrig geblieben ist. Bis vor einem guten Jahr war der Raum für Pensionshunde gedacht, dem entsprechend haben wir Silikonfugen gelegt. Diese entpuppen sich nun als Fluch, denn das Wasser steht nahezu 15 cm im Raum und die Decke kommt runter.

In dem Moment denke ich darüber nach, statt nach Hundebekloppten nach verwirrten Aquaristikern zu suchen, vielleicht haben die ja Interesse, eine Auffangstation für verhaltensgestörte Goldfische zu eröffnen.

Ich stehe im Eingangsbereich des Seminarraums und kämpfe mich durch Teile der Zwischendecke, um zum Sicherungskasten zu gelangen.

Denn wenn ich die Hütte jemals wieder trocken legen, brauche ich Strom.

Beim Versuch, die Hauptsicherung anzuschalten, fängt es auf der Stelle neben mir an zu qualmen. Immerhin ist genügend Wasser da, um einen Brand zu verhindern – ist ja auch was.

Der gute Mann von der „Leckortung“ hatte mir erklärt, dass ich unbedingt vor dem nächsten Frost die Wände trocken kriegen müsse, wir haben Ende Januar und alles, was das Internet hergibt, sind Trocknungszeiten von bis zu drei Monaten. Realismus ist anders.

Was sind zehn Versicherungsfuzzis auf dem Meeresgrund? Ein guter Anfang.

Am nächsten Tag bin ich in Bayern und gebe einen Workshop. In einer Pause rufe ich bei der Versicherung an und stelle fest, dass die in erster Linie versichern, dass sie nicht zuständig sind.

So erfahre ich tolle Fakten, zum Beispiel, dass es Karenzzeiten gibt. Auf meiner Gegenfrage, was ich mit einer Karenzzeit zu tun hätte, erklärt mir die junge Dame vom Callcenter, dass diese auch bei Tarifwechseln gelten würden.

Aha, seit acht Jahren zahle ich für die Versicherung. Alle viertel Jahre. Und wenn nicht pünktlich, dann wenigstens in der Schonfrist. Und nun gilt für mich eine Karenzzeit. Danke.

Außerdem, und das so als Top-Tipp an die Hausbesitzer unter Euch: Wenn Ihr ein Wochenende wegfahren möchtet, seid ihr verpflichtet, den Haupthahn Eures Hauses abzustellen.

Wusste ich nicht. Aber mit den Versicherungsbedingungen ist es wie mit den AGB im Internet.

Zu behaupten, man hätte sie verstanden, stellt die größte Lüge dar.

Und nu?

„Lerne darüber zu lachen“ sagte einst mein Mitarbeiter. „Am Ende wird alles gut, wenn nicht ist es nicht das Ende.“ habe ich daraus gemacht. Im Moment heisst es „weiter atmen“.

Es ist wie es ist. Erstmal muss ich das Haus stehenlassen. Auf Grund des (sich anbahnenden) Ärgers mit der Versicherung kann ich die Hütte, die einem Totalschaden nahekommt, nicht mal abreissen lassen. Ganz im Gegenteil: Erstmal muss ich Geld in die Hand nehmen, das ich nicht habe, um etwas zu erhalten, das sich wohl nicht retten lässt.

Meine Rechtsanwältin sagte es so: „Manche Versicherungen ziehen das Ding in die Länge, bis du mürbe bist.“ So ein scheiss Bautrockner kostet läppische 10 Euro am Tag. Ich brauche wohl Acht davon. Und das über Monate.

Halten wir fest, ich bin am Arsch.

Auf! Bauen!

Noch nicht!

Viele von denjenigen, die den ganzen Scheiß mitbekommen haben, haben Hilfe angeboten. Ich bin unendlich dankbar und vollends gerührt ob der Anteilnahme und den vielen warmen Worten!

Das ist das erste Mal, dass ich echt keine Idee habe, wie es weiter gehen soll.

Aber das muss ja nicht so bleiben. Denn am Ende werde ich lachen, ich bin mir sicher!

Wenn Du mit lachen möchtest – oder irgendeine Idee hast – lass es mich wissen …

Von Grenzfellen

„Der Obduktionsbefund des Kindes ergab massenhaft unterschiedlich tief reichende, glattrandige Hautdurchtrennungen, einen großflächigen Verlust der Haut und des Weichteilgewebes beider Gesichtshälften sowie der behaarten Kopfhaut.

Beide Brusthöhlen waren eröffnet, ebenso die hintere Schädelgrube mit Durchtrennung der harten Hirnhaut. Todesursache war ein massiver Blutverlust in Kombination mit dem Pneumothorax.“

(Quelle: Tödliche Attacken von Hunden auf Kinder – Aktualgenese und Motivation bei spezifischer Kasuistik und bestimmten pathomorphologischen Veränderungen“ S. Heinze, D.U. Feddersen-Petersen, M. Tsokos, C. Buschmann, K. Puschel)

In den letzten Tagen erreichten mich viele Forderungen, mich an der „Rettung“ eines Hundes zu beteiligen, der im Ruhrgebiet ein Kind schwerst verletzt hat und nun per Amtsbeschluss eingeschläfert wurde.

Dies habe ich abgelehnt und klargestellt, dass ich das Einschläfern in diesem Fall völlig in Ordnung finde.

Die Gründe hierfür lege ich in den nächsten Zeilen dar.

Der Ethologe von Welt unterteilt die verschiedenen Verhaltensweisen eines Hundes in sogenannte Funktionskreise. Hierzu zählt das Sozialverhalten und dazu wiederum der Bereich der Agonistik, also alles, was Angriff und Flucht betrifft.

Einen Hund, der nicht oder falsch gelernt hat, mit Artgenossen und Menschen zu kommunizieren, kann man „resozialisieren“, wie man so schön sagt.

Im diesem Fall jedoch geht es nicht um Sozialverhalten und der Hund hat das Kind nicht „angefallen“, wie die Presse behauptet, sondern hat es gejagt, wie auch die Amtsveterinärin festgestellt hat.

Hier greift dem entsprechend keine Resozialisierung, sondern (unter anderem) ein Antijagdtraining.

Das Jagen gehört nicht zum Sozialverhalten sondern zu den stoffwechselbedingten Verhaltensweisen, also allem, was der Nahrungsbeschaffung dient. Und mit Beute kommuniziert man nicht.

Die Endhandlung des Jagens ist – auch wenn die meisten Hunde heute erfolglos bleiben – das Hetzen, Packen und Töten der Beute, um sie schließlich zu fressen.

Normalerweise gehört der Mensch nicht zum Beutespektrum des Hundes, nicht mal der Wolf hat Appetit auf uns.

Wenn ein Hund uns dennoch als Beute wahrnimmt, läuft ordentlich was schief – und ist in den allermeisten Fällen die Ursache für die schrecklichen Beißvorfälle der vergangenen Jahre.

Die liebe Dorit Feddersen-Petersen hat gemeinsam mit Rechtsmedizinern zu dem Thema geforscht und verschiedene – tödlich verlaufene – Vorfälle untersucht.

In fast allen Fällen zeigten die Hunde Elemente aus dem Jagdverhalten und keine Kommunikation mit ihren Opfern. Kein Knurren, kein Drohen, kein Nichts.

Die Verletzungen der Opfer ähneln sich häufig, ein Auszug aus „der Westen„:

„Dem Kind wurden große Teile der Kopfhaut abgerissen, es erlitt zudem teils schwere Bisswunden an Ohren, Auge, Mund, Bauch und Beinen.“

Verhalten sich Hunde aggressiv gegen Artgenossen oder Menschen, dann kommunizieren sie mit ihrem Gegenüber, jagen sie dagegen Menschen, dann stellt dieses fehlgeleitete Beutefangverhalten eine Störung dar.

Gerade Hunde, die „von Hause aus“ über ein gesteigertes Beutefangverhalten verfügen, neigen dazu, in diesem Bereich problematisches Verhalten zu zeigen.

Ungünstiges „Spiel“ kann bedingen, dass Hunde z.B. durch unreflektiertes Ball“spiel“ nicht mehr differenzieren, dem Bewegungsreiz nachgeben und schliesslich Dinge jagen, die garnicht essbar sind.

Ein Kollege sagte mal „Wenn Du wissen möchtest, ob Dein Hund ein Problem hat, schmeiss einfach den Ball vom Dach. Wenn er hinterher hetzt, hatte er ein Problem.“

Wenn der Hund die gelbe Filzkugel nicht mehr von der gelben Jogginghose unterscheiden kann, hat der Jogger ein Problem.

Noch ein Zitat aus der Studie:

„Durch Pfotenstemmen wurde Gesichtshaut abgezogen und gefressen. Auch dies gehört zum Jagdverhalten.“

Doch nicht nur „das andere Ende der Leine“ muss schuld an einer solchen Entwicklung sein.

Viele Menschen fahren vom Züchter nach Hause und haben ein Riesenproblem im Kofferraum, dem sie selbst mit größtem Sachverstand nicht Herr oder Dame werden können.

Bei einer Zuchttauglichkeitprüfung vor kurzem waren drei Erwachsene notwendig, um den Prachtrüden daran zu hindern, den Richter umzubringen, weil dieser sich die Beißrechen von dem Tierchen angucken wollte.

Der Hund bestand die Prüfung schließlich und wird nicht nur sein tolles Fell, sondern auch sein Verhalten an seine Nachkommen weitergeben.

In einer Zeit, in der Gebrauchshunderassen nach Standards gezüchtet werden, die mehr Wert auf die exakte Schulterhöhe legen als auf ein ausgeglichenes Wesen, in einer Zeit, in der das Züchten bestimmter Rassen mit Arbeitsbackground eine Lizenz zum Gelddrucken bedeutet, werden wir uns mit dem Gedanken anfreunden müssen, dass wir immer wieder mit Hunden konfrontiert werden, die trotz aller ihnen entgegengebrachten Liebe und aller Mühen dermaßen genetischer Abfall sind, dass große und kleine Katastrophen vorprogrammiert sind.

Eine Amtstierärztin hatte ein inadäquates beziehungsweise fehlgeleitetes Jagdverhalten festgestellt. Eine Beißhemmung habe während des über mehrere Minuten fortgesetzten Angriffs auf das Mädchen nicht bestanden. (Quelle: Der Westen)
(Warum sollte ein Beutegreifer beim Töten der Beute eine Beißhemmung zeigen?????)

Früher mal war der Rottweiler sprichwörtlich gelassen wie ein Metzgerhund. In meiner Kindheit hatten wir einen tollen Rüden in der Nachbarschaft, den wir Kinder hätten auf Links drehen können, ohne der er auch nur einen Mucks gemacht hätte.

Solche Hunde muss man heute mit großer Sorgfalt und detektivischen Gespür suchen, noch vor zwanzig Jahren zeichnete die Hunde genau das aus.

Diese Entwicklung ist gleich aus drei Gründen dramatisch.

Erstens werden ganze Rassen unter Generalverdacht stehen, nur weil eine unseriöse Züchtermafia ohne Sinn und Verstand Viecher verpaart, bei denen Ärger vorprogrammiert ist.

Zweitens geben viele seriöse Züchter, die großen Wert auf ausgeglichene, familienfreundliche Hunde legen, irgendwann auf, weil sie auf Grund 1.) keine Käufer mehr finden.

Drittens lässt sich beobachten, dass diese Hunde dann im Tierheim landen und quasi unvermittelter sind.

Im Moment sind gerade Malinois überproportional in den Tierheimen vertreten, die ich kenne. Wenn ich im Kleinanzeigenportal meines Vertrauens lese, dass diese Hunde „familiengeeignet“, „für Senioren geeignet“ und „für Hundeanfänger“ geeignet sind und der Züchter sich gleichzeitig via YouTube einen Keks freut, dass die kleinen Racker ihm mit sechs Wochen schon in der Hetzhose hängen, dann frage ich mich, ob der gute Mann sein Gehirn in den Beinen trägt und die Hunde ihm das schon rausgeknabbert haben.

In der Hauptverhandlung führte einer der angeklagten Besitzer der Hunde aus, die Hunde haben nichts Böses „tun wollen“, sie hätten „wohl den Kopf des Jungen mit einem Ball verwechselt“

Was auch immer der Grund dafür war, dass der Hund das Kind so schwer verletzt hat, stellen sich drei Fragen.

Erstens, wie möchten die tierlieben Menschen dem Opfer, das ein Leben lang von diesem Vorfall seelisch wie wohl auch körperlich gezeichnet sein wird, erklären, dass eben dieser Hund gerettet werden musste? Nachdem, was in den verschiedenen Netzwerken zu lesen war, hat wohl kaum einer der „Retter“ auch nur einen Gedanken daran verschwendet.

Zweitens, wenn man den Hund denn gerettet hätte, wie sähe dann das Leben des Tieres aus?

Kein Tierschützer hätte die persönliche Verantwortung dafür übermehmen und gewährleisten können, dass sich ein solcher Vorfall niemals auch nur im Ansatz wiederholt. Niemals bedeutet, dass keine noch so kleine Unaufmerksamkeit in all den Jahren passieren darf. Kein sich lösender Karabiner beim täglichen Gassigang, kein kaputter Verschluss am Maulkorb und kein Moment der Unachtsamkeit beim Öffnen des Kofferraums.

Ein Leben ausschliesslich an der Leine und mit Maulkorb gesichert. Ohne Freilauf, ohne Sozialkontakt, ohne Ausnahmen. Ein Leben, gegen das Tierschützer oft genug protestieren.

Drittens, welche/r seriös arbeitende Hundetrainer/in hätte denn die Verantwortung dafür übernommen, dass der Hund sein Verhalten ändert?

Und wie hätte das Training ausgesehen?

Hätte der oder die Kollegin sich im Falle unterbrechener Maßnahmen die entsprechend entrüsteten Reaktionen derer eingefangen, die nun für die Rettung plädiert haben?

Jeder, der einen jagdlich motivierten Hund hat weiss, dass man immer auf der Hut sein muss. Und die Wahrscheinlichkeit, einem Kind zu begegnen ist in der Lebensrealität der meisten Menschen einfach größer als die Wahrscheinlichkeit, dass man einem Reh begegnet.

Und niemand möchte in diesem Zusammenhang auf der Titelseite der Bildzeitung landen, wenn doch was passiert.

Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass ein beißvorfällig gewordener Hund eine Chance bekommen soll – vorausgesetzt, es findet sich jemand, der die Verantwortung übernimmt und mit dem Hund arbeitet.

In diesem Fall habe ich zwar viel Empörung wahrgenommen, aber keiner der Empörten hat gerufen, dass er bereit wäre, den Hund zu übernehmen und die Verantwortung zu tragen.

Das war zu erwarten.

Das kaum einer dem Opfer so etwas wie Empathie oder gar Mitgefühl entgegengebracht hat, dass sogar Stimmen laut wurden, die der geschädigten Familie so etwas wie eine Mitschuld gaben, lässt tief blicken in die Seele der Empörten.

Lieber Arm ab als Arm dran?

Brigitte wirkt erstaunlich sortiert. Der Tierschutzverein, nein, der habe sich noch nicht gemeldet. Aber nachher käme ihr Sohn vorbei, der wisse bestimmt mehr.

Am Wochenende ist es passiert. Brigitte war gerade im Garten zu Gange, als ihr neuer Hund Lennox sie ohne erkennbaren Anlass attackiert und sich in ihrem rechten Arm verbissen hatte.

Mit massiven Bissverletzungen wurde sie ins Krankenhaus gebracht und noch am selben Tag operiert.

Ihren Arm wird sie wohl nie wieder vollständig nutzen können, wie der behandelnde Arzt ihr mitteilen musste. Außerdem seien noch weitere Operationen notwendig.

Da ich Lennox derweil untergebracht habe, bin ich nun hier, um mit Brigitte die weitere Vorgehensweise zu besprechen.

Der vermittelnde Tierschutzverein soll eine Chance bekommen, den Hund abzuholen. Da sich die Damen und Herren trotz E-Mails und Nachrichten auf dem Anrufbeantworter bisher nicht rühren, vermute ich jedoch, dass sie kein großes Interesse daran haben, ihn zurückzunehmen.

Im Internet habe ich den Vermittlungstext zu Lennox gefunden. Dort wird er als Husky-Schäferhund-Mix beschrieben, der unglaublich nett und anhänglich wäre und obendrein ziemlich verspielt. Außerdem, so weiter, hätten seine Menschen wohl keine Lust mehr auf den „lustigen Clown“ gehabt.

Wenn ich mir Brigittes Arm so anschaue, bekomme ich so eine Ahnung, warum Lennox‘ Leute den „Clown“ loswerden wollten.

Keine Ahnung wiederum habe ich, wie der Tierschutzverein auf die Idee gekommen ist, Lennox ohne weitere Begutachtung zu vermitteln bzw. mal genauer nachzufragen, warum er ins Tierheim sollte.

In vielen Tierheimen läuft es leider gleich.

Wenn jemand seinen Hund abgeben möchte, wird ihm ein Fragebogen in die Hand gedrückt, den derjenige bitte auszufüllen hat. Ansonsten kaum weitere Nachfrage, vielmehr bekommt der Hundeabgeber das Gefühl vermittelt, dass er der schlechteste Mensch der Welt ist.

Fatal, denn ist der Vorbesitzer erstmal weg, dann hat das Tierheim den Hund am Bein.

Blöd, wenn die eine oder andere Verhaltensoriginalität nicht bekannt ist.

Richtig blöd, wenn ein ahnungsloser Tierpfleger plötzlich ein Problem hat, wenn er in den Zwinger kommt.

Total beschissen, wenn das Tierchen sein Verhalten erst im neuen Zuhause zeigt, wie im Fall von Brigitte.

 

Verantwortungsvoller Tierschutz bedeutet nicht nur pipikackasatt mit möglichst romantischer Retterharmonie, sondern auch, zu wissen, mit wem man es zu tun hat und mögliche Interessenten zu informieren.

Dazu gehört neben einem vernünftigen Abgabegespräch – Stichwort aktives Zuhören und Empathie – mit den Vorbesitzern auch, den Hund auf Herz und Nieren zu testen und eventuelle Verhaltensauslöser zu erkennen.

Der Tierschützer von Welt protestiert dann gerne, die arme Maus, warum sollte man sie denn „ärgern“ und überhaupt, der arme Hund hat es schon schwer genug.

Also werden die Hunde bespaßt und betüddelt, bis sie in ein neues Zuhause ziehen, ohne jemals überprüft zu haben, wie das Notfell wohl reagiert, wenn etwas nicht nach seiner Fellnase läuft.

Und dann ist es unter Umständen die stinknormale Realität außerhalb des Tierheims, die dafür sorgt, dass der Hund genau das Verhalten an den Tag legt, das zum Tierheimaufenthalt geführt hat.

Aber es geht noch schlimmer. Eine Kollegin, die ehrenamtlich für ein Tierheim mit den Hunden trainiert hat, hatte einem Kandidaten dauerhaft den Maulkorb verordnet, weil er ihrer Meinung nach arschgefährlich war.

„Das geht gar nicht, das arme Tier“, so lautete der Tenor der versammelten Tierlieben, sogar bis an den Deutschen Tierschutzbund gingen die Beschwerden über die ach so herzlose Hundetrainerin.

Also entschied man sich, den armen Hund von seiner Schmach wieder zu befreien.

Mit dem Endergebnis, dass die Kollegin bei der nächsten Gelegenheit die schmerzhafte Erfahrung machen durfte, dass sie mit ihrer Einschätzung richtig lag und vom Hündchen ordentlich zerledert wurde.

Auch hier hätte der Einsatz von Hirn und Sachverstand schlimmeres verhindern können, aber darum geht es beim Tierschutz in vielen Fällen gar nicht.

Vielmehr geht es darum, sich selber gut zu fühlen und so zu tun, als würde man etwas uneigennütziges tun.

Ein Bekannter von mir, der in einem der „Vorzeigetierheime“ Deutschlands arbeitet, hat mir mal erzählt, dass die Tierpfleger angehalten sind, mit allen Hunden gemäß der Philosophie einer meiner Meinung nach völlig Wahnsinnigen zu arbeiten – egal, ob sie zum jeweiligen Hund passt oder nicht.

Wenn der eine oder andere Vierbeiner sich auf Gedeih und Verderb nicht auf Leckerchen und Clickerchen einlassen möchte, gehen die Pfleger wie folgt vor.

Sie warten, bis die Öffnungszeiten rum sind, einer steht Schmiere, und dann wird mit dem Hund so gearbeitet, wie es notwendig wäre.

Denn wehe, jemand würde mitbekommen, dass der eine oder andere Vierbeiner mal eine Ansage bekommt … Dann könnten sich die Pfleger einen neuen Job suchen.

Es ist verrückt.

Wir haben immer extremere Hunde, dürfen aber immer weniger tun, um sie zu erziehen. Will der passend zur Wohnlandschaft angeschaffte Mali seinen Artgenossen umbringen und wir unterbrechen ihn, kriegen wir eine Ansage, die sich gewaschen hat. Lassen wir ihn tun, was er zu tun müssen meint, kriegen wir auch eine Ansage, die sich gewaschen hat.

Vor ein paar Tagen habe ich mit einem Hütitüti gearbeitet, das jagdlich motiviert auf Kinder losgeht. Die Mutter des Kindes war völlig aufgebracht, weil ich den Hund körperlich daran gehindert habe, sich das Kind zu schnappen.

Wie hätte sie wohl reagiert, wenn ich den Hund nicht daran gehindert hätte?

Auch heute hat sich das Tierheim nicht gemeldet, ich überlege, ob ich einfach dahin fahre und Lennox am Tor anbinde. Mal gucken, wie er reagiert, wenn ihn jemand abmachen möchte.

Barfuss ins Stressnäpfchen treten

Es gibt zwei Anhaltspunkte anhand derer man merkt, dass man älter wird.

  1. Die Filme, von denen man dachte, sie seien voll im Trend, laufen plötzlich sonntags mittags auf Kabel 1.
  2. Dinge, die einen noch vor gar nicht langer Zeit auf die Palme brachten, ignoriert man einfach – und sei es, um dem ersten Herzinfarkt vorzubeugen.
  3. Weil, da krieg ich Stress – und wie jeder weiß ist Stress böse!

Und weil Stress böse ist, halten wir den gefälligst von unseren Fellnasen fern, denn wir wollen ja nur das beste für die Kleinen. Dafür nehmen wir natürlich gerne in Kauf, selber in Stress zu geraten. Denn so ein Leben für den ungebremsten Vierbeiner will ja schließlich organisiert werden.

Der Begriff „Stress“ als solcher wird erst seit Anfang des 20. Jahrhunderts genutzt und beschrieb zunächst einmal die allgemeine erhöhte Aufmerksamkeit eines Organismus in einer Gefahrensituation.

Diese Reaktion unseres Körpers ist erstmal gut – egal, ob wir ein Hund oder Mensch sind.In früheren Zeiten, in denen es noch größere Gefahren gab, als das der Akku vom Smartphone leer ist, konnte die akute Stressreaktion Leben retten.

Wenn Euer UrUrUrUrUrUrUrUrUr-Großvater plötzlich vor einem Säbelzahntiger stand, sorgte unter anderem Adrenalin aus dem Nebennierenmark dafür, dass Opa in der Lage war, schnell zu reagieren.

Auf der einen Seite werden z.B. die Pupillen erweitert und die Herfrequenz sowie der Muskeltonus erhöht, auf der anderen Seite wurden – in dem Moment – unnötige Körperfunktionen eingestellt. Schließlich kann es niemand brauchen, im Angesicht einer Bedrohung erstmal kacken zu müssen.

Auf Hirnebene sorgen Serotonin und Noradrenalin dafür, dass unser schnarchlangsames Großhirn „nichts mehr zu sagen“ hat und dafür das nicht ganz so kluge, aber dafür schnellere Stammhirn das Ruder übernimmt.

Ob Euer Vorfahre die Flucht ergriffen hat oder in den Kampf gezogen ist, konnte er spontan entscheiden. Im Falle des Säbelzahntigers hat er besser den ungeordneten Rückzug angetreten, im Falle eines fremden Typen, der sich an Eure UrUrUrUrUrUrUrUrUr-Oma rangemacht hat, hat es vermutlich geknallt und dem Eindringling wurde gezeigt, wo der Frosch die Locken hat.

Der Psychologe nennt das Ganze „Fight & Flight“, der Endokrinologe glaub‘ ich auch.

Auf jeden Fall braucht unser Körper nach Lösung des Konfliktes etwas Zeit, bis das Adrenalin wieder abgebaut ist. Das ist der Grund, warum sich manche von uns noch halben Tag aufregen, wenn irgendwas passiert ist.

Viele Menschen auf dieser Erde finden diese körperliche Reaktion übrigens dermaßen witzig, dass sie sich in Achterbahnen setzen, ins Horrorkino gehen oder sich für Geld an einem Gummiseil von einer Brücke stürzen.

Erst, wenn wir mit dem Stressor überfordert oder ihm dauerhaft ausgeliefert sind, kommt es zu einer negativen Stressbelastung. Hier schießt der Körper Cortisol aus der Nebennierenrinde nach und verhindert sozusagen, dass wir „wieder runterkommen“. Was bleibt ist ein dauerhafter Alarmzustand, der im schlimmsten Falle verhindert, dass wir dazulernen. Dafür bekommen wir Bluthochdruck, Impotenz, Herzinfarkte oder ein Burnout-Syndrom.

Hans Seyle war es, der ab 1934 das sogenannte allgemeine Adaptionssyndrom (generell adaption syndrom) beschrieb und später die Begriffe „Eustress“ für positiven, also aktivierenden Stress und „Distress“ für negativen, weil dauerhaften und überfordernden Stress nutzte.

Wie ich bereits oben beschrieb,liegt es beim Empfänger, was für ihn Stress bedeutet und was nicht.

B.F. Skinner war ein Behaviorist und experimentierte mit Ratten in der von ihm entwickelten Skinner-Box.

Die Holzkiste bestand aus einem reizarmen Raum und einem Hebel. Die Aufgabe der Ratte war es, selbigen zu betätigen und dafür gab es dann Futter. Skinner maß die Zeit, die die Ratte benötigte, um hinter das Prinzip Hebel =Futter zu kommen und überprüfte in er Folge, ob das Versuchstier in der Wiederholung den Hebel schneller betätigte. Und siehe da. Einmal kapiert, zeigte die Ratte das Verhalten öfter und verstärkt, schließlich wurde sie positiv belohnt.

In einem weiteren Versuch wurde ein Aversiv- und ein Akustikreiz eingebracht. Wenn die Ratte den Hebel nicht innerhalb eines bestimmten Zeitraums nach Erklingen des Akustikreizes betätigte, erfolgte ein Stromstoss.

Was folgte war eine körperliche Stressreaktion auf den Schmerzreiz, welche abgebaut wurde, sobald das Versuchstier die Lösung, nämlich den Hebel zu betätigen, wieder abgebaut wurde.

Wie realitätsfern jedoch die Theorie des Behaviorismus ist, zeigte sich, als New York zwischen den beiden Weltkriegen von einer Rattenplage heimgesucht wurde. Auf Grund seiner Versuche galt Skinner als Rattenexperte und wurde gebeten, bei der Eindämmung der Plage zu helfen.

Tatsächlich blieben all seine Versuche erfolglos – schlicht und ergreifend deshalb, weil er auf Grund der Laborbedingungen, unter denen er gearbeitet hatte, keine Ahnung von der sozialen Organisation der Tiere hatte. Das die Tiere in Gruppen leben und das jeweils älteste Tier die Rolle des Vorkosters übernimmt, war ihm neu und so konnte er nicht helfen.

Aber zurück zum Thema Stress.

Richtig fies wurde es für die Nager, die für ein vergleichendes Experiment genutzt wurden.

Hier hatte Gruppe 1 die Möglichkeit, einen Schmerzreiz zu verhindern, in dem sie eine Taste betätigten, während Gruppe 2 keine Möglichkeit hatte, dem Reiz zu entgehen. In der Folge wurden die Versuchstiere der zweiten Gruppe apathisch und defensiv, ergaben sich ihrem Schicksal und verendeten schließlich.

Auch andere Versuche belegen, dass eine Stressreaktion vermindert bzw. wieder abgebaut wird, wenn der Proband eine Möglichkeit hat, mit dem Stressor umzugehen.

Hierfür ist es allerdings notwendig, dass das Tier (oder der Mensch) über entsprechende Copingstrategien verfügt.

In der Pchychologie bezeichnet der Begriff eine Strategie im Umgang mit schwierigen Situationen, im Bereich der Verhaltenstherapie zum Beispiel Rituale, die im Umgang mit Triggern (Schlüsselreize) oder gar Flashbacks (ein Wiedererleben früherer Gefühlszustände) helfen.

Und die gibbet eben nicht bei Fressnapf, sondern müssen durch Erfahrungen erworben werden.

Warum schreibe ich eigentlich das ganze Gesummse?

In der modernen Kyno-Pädagogik hat sich ja allenthalben durchgesetzt, dass Stress böse ist und dafür sorgt, dass unsere Hunde nicht mehr lernen oder gar in die „erlernte Hilflosigkeit“ fallen, wenn sie ihm ausgesetzt sind. Des Weiteren wird Stress nur und ausschließlich durch Strafe, scharfe Worte oder die Nutzung von Konsonanten verursacht.

Zunächst einmal: Die „erlernte Hilflosigkeit“ geht vermutlich zurück auf die „experimentelle Neurose“ nach Pawlow, das war der mit dem Hund, und auf den „Depressionseffekt“ aus der Lerntheorie (Verstärker).

Pawlow erkannte, dass man im Experiment beim Versuchstier Neurose hervorrufen konnte, in dem man dafür sorgt, dass es sich „weder der Situation entziehen noch ein entsprechendes Lernverhalten entwickeln“ kann. (Quelle: Uni-Hamburg)

Ein Beispiel:

„Ein Tier in einem Versuchskäfig lernt, dass es einen Stromschlag erhält, wenn es gegen die Tür kommt. Es weicht der Tür aus. Plötzlich erhält es Stromschläge vom Boden, obwohl es sich nicht bewegt hat. Dies führt zu einer Neurose des Tieres, die experimentell hervorgerufen wurde.“

Selbiges gilt für die Konfrontation mit zwei unterschiedlich belegten Reizen, die das Tier nicht unterscheiden kann.

So wurden Versuchstiere mit zwei Ellipsen konfrontiert, bei Ellipse 1 erfolgte ein Lob, bei Ellipse 2 erfolgte ein Aversivreiz. Auf Grund dessen, dass dei Tiere nicht in der Lage waren, gut und böse voneinander zu unterscheiden, verhielten sie sich neurotisch.

Und weil die Forscher ja mit Aversivreizen gearbeitet haben, beschränkt sich ein solcher Effekt natürlich ausschließlich auf Strafe. Nicht.

Vielmehr ist es für die Messung eines Versuchserbnisses schlicht einfacher, die Schmerzreaktion zu messen als die pure Freude.

Wenn Dein Lob und Dein Nicht-Lob sich sehr ähnlich sind, kannst Du den selben Effekt bei deinem Hund erreichen. Wenn Du nicht konsequent belohnst, läufst Du ebenfalls Gefahr, dass der Hund nicht in der Lage ist, zu begreifen, was Du eigentlich möchtest.

Und dann kommt der Depressionseffekt um die Ecke. Hier findet eine Gewöhnung statt und der Verstärker verliert an Reiz. Irgendwann gewöhnt sich Waldi also an den Leinenruck und irgendwann ist das Frolic nicht mehr interessant.

Alles gar nicht so einfach. Und um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, kommen noch die ganzen Hormone dazu und das Vieh belohnt sich auch noch selbst.

Und nun kommt da so elender Stressor um die Ecke und los geht’s

Gehen wir davon aus, dass wir einen gut sozialisierten und habituierten Hund haben, dann findet die Adrenalinausschüttung statt und der Hund kann auf Grund seiner vielfältigen Lernerfahrungen entscheiden, wie er reagiert.

Da ja sein Herrchen oder Frauchen dabei sind, kommt noch die soziale Kompomente dazu – Stichwort Oxytocin, das „Bindungshormon“.

Im Falle eines anderen, aggressiv auftretenden Hundes hat unser Vierbeiner die Wahl zwischen „den bring ich um“, „ich hau hier ab“, „ich bleibe cool“ und anderen. Im Idealfall bleibt er locker und die Situation löst sich auf.

Hier findet dann nochmal eine selbstbelohnende Hormonausschüttung durch Serotonin statt, Rex klopft sich quasi selber auf die Schulter und lernt – trotz Stress – das locker bleiben eine gute Copingstrategie ist.

Toller Hund, alles gut!

Schwierig wird es, wenn der Hund nicht ausreichend Strategien hat, mit Stress umzugehen oder der irrigen Annahme ist, dass er sein Gegenüber verprügeln möchte.

Dann muss der Mensch eingreifen – Stress hin oder her – um die Umwelt und den Hund vor sich selber zu schützen.

Und solche Hunde lerne ich in letzter Zeit immer mehr kennen. Ist ja logisch, damit unser geliebter Vierbeiner ja glücklich ist, halten wir jede Form von Stress vom kleinen Kerl fern, füttern ihn mit Bananenkeksen, weil Lernen ja Glukose verbraucht und markern fröhlich vor uns hin.

Kommt dann ein Stressor um die Ecke, wirds heikel.

Um es noch mal zu wiederholen, was Stress ist und was nicht, ist hochindividuell. Wenn ich merke, dass ich mich verspäte, bekomme ich die Krise, während meine Freundin vollkommen entspannt bleibt.

Und so ziemlich alles kann zum Stressor werden, wenn der Hund nicht vernünftig habituiert und sozialisiert wird. Bis hin zu Hunden, für die der ganz normale Alltag purer Stress bedeutet.

In der modernen Kyno-Pädagogik heißt das Zauberwort dann Desensibilisierung.

Der Ablauf ist einigermaßen logisch: Der Klient, in dem Fall Luna, wird sachte und nur so lange an den Stressor herangeführt, wie sie entspannen kann. So soll über Zeit und Wiederholung erreicht werden, dass sie im Angesicht des Stressors entspannt bleibt.

So weit, so gut.

Nun ist das mit der Desensibilisierung so eine Sache. Denn selbst in der Therapie eines Menschen ist höchstes Fingerspitzengefühl gefragt und nicht selten bleibt die Desensibilisierung erfolglos.

Ein mögliches Beispiel:

Wenn statt Luna Heike vorm Therapeuten sitzt und nicht Hunde sondern Spinnen der Stressor sind, dann beginnt die Desensibilisierung oft „in Sensu“, d.h. man würde mit Heike erstmal im Gedanken durchspielen, wie es wäre, wenn da jetzt eine Spinne daher käme, sich ihr nähert, an ihr hoch krabbelt etc. Erst, wenn es ihr gelingt, „in Sensu“ entspannt zu bleiben, würde „In Vivo“ folgen, sprich Heike würde mit einer echten Spinne konfrontiert.

Die Krux an der Geschichte ist, dass es außerordentlich schwierig ist, den Moment zu finden, in dem Heike in der Stresssituation entspannt bleiben kann. Geht der Therapeut nicht weit genug, findet keine Linderung statt. Geht er zu weit, kann Heike nicht mehr entspannen.

Das bedeutet für den Therapeuten, dass er Heike aus der Konfrontation mit dem Stressor entlassen muss.

Hormonell bedeutet das für Heike, dass sie sich durch die Distanzvergrößerung zum – in dem Fall phobischen Auslöser – selber belohnt.

Für die Lerntheoretiker unter uns: Durch Wegnehmen des unangenehmen Reizes findet eine negative Belohnung statt.

Der Grund, warum Desensibilisierung beim Menschen überhaupt funktioniert, ist in den meisten Fällen das hohe empathische Vermögen des Therapeuten.

Was bei Heike schwierig ist, ist bei Luna meiner Meinung nach nicht umsetzbar. Zumindest nicht innerhalb eines vertretbaren Zeitraum in der Lebensrealität eines Hundes.

Zunächst einmal ist es nicht möglich, sich mit einem Hund „In Senso“ einem Auslöser zu nähern.

Die Frage „Luna, stell Dir mal vor, da kommt jetzt ein fremder Hund, wie fühlst Du Dich?“ bleibt ziemlich sinnlos, da Hunde 1. erwiesenermaßen nicht über die Adaptionsfähigkeit verfügen, Gedankenspiele durchzuführen und 2. anders als wir Menschen mit unserer Symbolsprache wenig anfangen können.

Das bedeutet, dass uns nur „In Vito“ bleibt, wenn wir Luna den Stress mit anderen Hunden nehmen wollen.

Das wiederum heißt nichts anderes, als dass wir unmittelbar an die Türe zur Reizüberflutung klopfen und Luna gegen unseren Willen „flooden“, wenn plötzlich ein Hund um die Ecke kommt.

Dazu kommt, dass es schon extrem schwierig ist, bei einem Menschen den magischen Punkt zu finden, an dem eine Desensibilisierung stattfinden kann. Wie das bei einem Hund – zuverlässig – gelingen soll, ist mir schleierhaft.

Und wenn die Lunamaus dann im Stress ist, ereilt uns die selbe Problematik wie mit Heike und der Spinne.

Lassen wir sie da raus, belohnt sie sich selber und das Verhalten wird verstärkt. Das gilt übrigens auch in dem Fall, in dem Luna sich dazu entscheidet, ihr gegenüber zu attackieren.

Das Ziel von Lunas Attacke ist auch eine Distanzvergrößerung, haut der andere Hund ab oder wir treten den Rückzug an, ergibt sich das selbe Spiel – das Lunatier belohnt sich selber.

Übrigens, mit dem Gegenkonditionieren, also dem „Schönfüttern“ eines angstauslösenden Reizes, verhält es sich ganz ähnlich. Entweder hat er keine Angst im biologischen Sinne oder er frisst nicht.

Eigentlich ganz einfach.

Zeigt unser Hund ein unerwünschtes Verhalten, das wir unterbrechen müssen, dann zeigt er eine Stressreaktion. Das bedeutet jedoch noch lange nicht, dass er deshalb nicht in der Lage wäre zu lernen.

Unserem pubertierendem Kind können wir sagen „Kevin, räum bitte Dein Zimmer auf, ansonsten nehm ich Dir dein Handy weg“. Da Kevin in der Lage ist, sich ein Leben ohne Whatsapp vorzustellen, wird er sein Zimmer aufräumen und sich selber belohnen, in dem er dem Ärger aus demWeg geht und das vorteilhafte Verhalten zeigt. Hier findet wieder die Hormonausschüttung statt, die dafür sorgt, dass Kevin sich gut fühlt.

Übrigens: Wenn Kevin gelernt hat, dass wir ihm sein Telefon eh nicht wegnehmen, dann können wir lange bitten.

Selbiges gilt, wenn wir darauf warten, dass ein 15-jähriger von sich aus ohne Not auf die Idee käme, sein Zimmer aufzuräumen, um ihn dann zu belohnen.

Dürfte jedem, der mit Kindern in dem Alter zu tun hat, klar sein.

Wir kommen zurück zu Luna: Statt „Angst“ vor anderen Hunden zu haben, pöbelt sie einfach gerne an der Leine.

Kommt uns jetzt der Rex entgegen, bekommt Luna ihren Adrenalinkick und wills jucken lassen. Das heisst, der Stress ist schon da. Vorausgesetzt, dass Luna bereits Lernerfahrungen gemacht hat und die Beziehung stimmig ist, kann Lunas Besitzer sie durchaus unterbrechen.

Auf Grund der guten Bindung kann Oxytocin den Stresspegel dämpfen, die Selbstbelohnung kann stattfinden, wenn Luna ein alternatives Verhalten zeigt.

Der Grund, warum ich nicht vom lobenden Menschen schreibe ist der, dass wir nicht nur ein Verhalten verstärken, sondern immer auch eine Stimmung. Das heißt, auch wenn Luna den blöden Rüden augenscheinlich nicht anzickt, kann es sein, dass ich ihre innere Bereitschaft dazu lobe und dadurch das Verhalten auslöse.

Leben ist die beste Prävention

Wenn man wirklich einen Hund sein Eigen nennt, der auf bestimmte Reize mit starkem Stress reagiert, sollte man tunlichst vermeiden, die selbstbelohnenden Mechanismen zuzulassen, weil – und das ist nicht neu – belohntes Verhalten häufiger gezeigt oder verstärkt wird.

Idealerweise verhindert man den ganzen Kladderadatsch, in dem man dafür Sorge trägt, dass der Hund vielfältige Erfahrungen auch mit stressauslösenden Reizen macht.

Zudem sollte man sich bewusst machen, dass ein Hund einen großen Teil der sensiblen Phasen beim Züchter verbringt. Das Geld, das man beim Welpenhändler spart trägt man oft doppelt und dreifach in die Verhaltenstherapie.

Lass die Hunde leben, lasst sie Erfahrungen machen – auch solche, die vielleicht nicht so schön sind.

Behandelt triviale Reize trivial, das macht das Leben leichter und bringt Euren Hund gar nicht erst auf die Idee, irgendwas gruselig zu finden.

Macht nicht aus jedem Scheiß eine Wissenschaft und nicht aus jedem Verhalten eine Übung.

Zieht nicht in den Krieg, dann gibt es auch keinen.

Und zu guter Letzt: Nicht vergessen zu atmen.

Suche junge, dekorative Biologin zum Stricken.

Mit dem Hundetrainerdasein ist das ja so eine Sache.

Während man bzw. frau früher nur die Entscheidung treffen musste, ob man jetzt, wo die Kinder aus dem gröbsten raus sind, lieber ein Naildesign-Studio (oder eine Social Media-Agentur) eröffnet oder lieber Hundetrainer wird, ist es mittlerweile ja etwas komplizierter.

Seit dem 1. August 2014 nämlich müssen Menschen wie ich nachweisen, dass sie „sachkundig“ sind. Das regelt der §11 des Tierschutzgesetzes. Dafür wiederum sind die Veterinärämter zuständig, deren Mitarbeiter bis Dato garnicht wussten, über welch weitreichende Expertise sie so verfügen.

Nun isses wie es ist und viele Hundetrainer machen seitdem ihre ersten artfremden Erfahrungen mit Pferden – um genau zu sein mit dem Amtsschimmel, der teilweise kräftig wiehert.

Um die „Sachkunde“ zu erhalten, gibt es verschiedene Möglichkeiten. So kann man z.B. über den BHV eine Prüfung ablegen oder sich durch die Tierärztekammern zertifizieren lassen.

Man kann aber auch eine Prüfung beim zuständigen Amt ablegen, mit dem kleinen Haken, dass die meisten Ämter garnicht so genau wissen, wie eine solche Prüfung aussehen soll.

Dieser kleine Haken hat zur Folge, dass gefühlt Tausende von Anträgen bei den Ämtern in Ablage P zur Wiedervorlage warten.

Zudem gibt es – je nach individuellen Größenwahn und Allmachtsgefühl des zuständigen Sachbearbeiters – noch gefühlt tausend andere Möglichkeiten, irgendwie an den vermaledeiten „Elfer“ zu kommen.

Der eine Kollege darf keine Retrieverleinen mehr benutzen, obwohl von denen garnichts im TierschG steht, der nächste Kollege darf gleich einen ganzen Tierschutzbeauftragten ernennen, womit er die Anzahl seiner Mitarbeiter gerade verdoppelt, der vierte wird lächelnd durchgewunken, weil er mit der Tochter vom Amtsleiter poppt und die fünfte Kollegin bekommt ein Berufsverbot, WEIL sie selbiges mit dem Sohn der Amtsleiterin tut.

So gesehen hatte ich großes Glück mit meinem auch ansonsten sehr netten und umgänglichen Veterinäramt.

Nur knapp Tausend Euro (für eine Zertifizierung durch die Tierärztekammer und für die Bearbeitung meines Antrags) und schon darf ich – sozusagen mit Stempel drauf – weiterarbeiten. Danke!

Um sich zertifizierter Hundetrainer nennen zu dürfen, muss man mindestens zwei Tage Fortbildungen im Jahr nachweisen können.

Bis letztes Jahr war das relativ einfach. Man besuchte einen Wochenend-Workshop zu einem Hundethema, reichte die Bescheinigung ein und durfte weitermachen.

Dann ließ sich die Tierärztekammer  Schleswig-Holstein etwas neues einfallen.

Ab sofort werden nämlich nur noch Fortbildungen anerkannt, die von jemanden gegeben werden mit abgeschlossenen Biologiestudium oder mit tierärztlichen Studium inkl. der Zusatzbezeichnung „Verhaltensdingens“.

Der Grund für diese Änderung ist relativ einfach. Als es darum ging, welche Voraussetzungen durch die Ämter anerkannt werden und welche nicht, ging es bestimmt ganz besonders friedlich von Statten.

Denn in Deutschland gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten, sich zum Hundetrainer oder waswasich ausbilden zu lassen und keine dieser Möglichkeiten ist wirklich günstig.

Derjenige Hundetrainerzertifizierer, dessen Schüler per Gesetz durchgewunken werden, erhält quasi eine Lizenz zum Gelddrucken.

Insofern kann man durchaus die Frage stellen, warum es neben den Zertifizierungen und den Prüfungen durch die Ämter auch ein kommerzieller Anbieter in die Riege der Auserwählten geschafft hat. Aber egal, es sei ihm gegönnt.

Die Hand voll Möglichkeiten, die neben dem Gang zur amtlichen Prüfung übrig bleiben, sind zwar überschaubar, aber deswegen nicht weniger Konkurrenten.

Und so wirft man sich gegenseitig vor, zu lasch, zu hart, zu sonstwas zu sein, um dem Anderen jeweils das Leben schwer zu machen.

Hier kommen dann die Zertifizierten ins Spiel. Ein guter Freund sagte man „Der Mensch lernt, wenn er muss“ und einige derer, die ihre Zertifizierung erlangt hatten, dachten sich wohl „genug gelernt“ und reichten teils merkwürdige „Fortbildungsnachweise“ ein – vom Wochenende Wellnessurlaub in einem Hotel, in das man Hunde mitnehmen durfte bishin zur Eintrittskarte zu Rütters „Mensch – Hund“.

Da aber eine gewisse Qualität der Weiterbildungen gewährleistet sein soll, gilt nun die oben erwähnte Regel – sehr zum Vorteil der Biologen und Tierärzte, sehr zum Nachteil der Referenten, die eher praxisorientiert sind.

Denn ganz ehrlich – so eine Fortbildung ist nicht eben günstig und wer hat schon das nötige Kleingeld, gleich mehrere zu besuchen.

„Ihr wollt einen Biologen? Ihr bekommt einen Biologen“, dachte ich mir und fragte eine gute Freundin, die nicht nur Biologin ist, sondern sogar Ahnung von Hunden hat, ob sie nicht Lust und Zeit hätte.

Zumindest eines von beiden hatte sie, also treten wir zu zweit an, um Fortbildungen zu geben, die unsere zertifizierten Kollegen beim zuständigen Gremium einreichen können.

Vorausgesetzt – und da wird das Ganze absurd – die gute Freundin ist vor Ort.

Einfach „nur“ Inhalte wissenschaftlich auf ihre Richtigkeit zu prüfen, die entsprechenden Quellen gegenzurecherchieren und andere wissenschaftliche Standpunkte anzubringen etc. reicht nämlich nicht!

Nein, sie muss mit im Raum sitzen und kann sich die Zeit während der Praxis, die im Normalfall ca. 70 % der ganzen Veranstaltung ausmacht, damit vertreiben, indem sie bei Facebook surft oder Socken für ihren Freund häkelt.

Im Klartext bedeutet das, dass unsere gemeinsame Fortbildung anerkannt wird, es sei denn, sie bekommt einen Tag vorher eine Magen-Darm-Grippe. Dann haben meine Teilnehmer die Wahl.

Entweder wird die Veranstaltung nicht anerkannt oder man nimmt in Kauf, dass man sich einen netten Norovirus einfängt. Naja, hat ja immerhin den Vorteil, dass man an den folgenden Tagen viel Zeit im Klo verbringt und die Gelegenheit nutzen kann, die ganzen Studien nachzulesen.

Nun bin ich ja bekanntermaßen ein Freund der TÄK, mag die Menschen im Gremium wirklich gerne und schätze ihre fachlichen Fähigkeiten.
Aber wer auch immer auf diesen Schmarn gekommen ist, hatte wohl so etwas wie eine Diarrhö im Kopf.

„Stellenausschreibung“


Da es ja auch mal Tage gibt, an denen ich gezwungen bin, Hundetrainern alleine etwas zu erzählen – sei es, weil die liebe Kollegin Urlaub hat, andere Dinge vorhat oder einfach noch über ein eigenes Leben verfügt – suche ich auf diesem Wege

  • eine junge (weil nicht so teuer),
  • dekorative (sollte so einen wissenschaftlichen Verve mit sich bringen, am besten mit Kittel)
  • Biologin (Fachrichtung egal, von mir aus kannst Du über die Anatomie von Mücken ptomoviert haben),
  • die Zeit und Lust hat, während meiner Fortbildungen, zu stricken.

Vielleicht einen Pullover. Für anderweitige Unterhaltung ist gesorgt, ich bringe gerne Kreuzworträtselhefte oder einen Gameboy mit.

Auf Reise (2)

„Unglücklich verliebt zu sein, ist wie ein Beinbruch – bist Du jung, ist es nach ein paar Wochen wieder vergessen, bist Du älter, dauert es ewig, bist Du wieder auf die Beine kommst.“

Monika zog an ihrer selbstgedrehten Zigarette, nahm einen Schluck Bier und schaute über die Ostsee hinweg auf die Wolken, die sich langsam zuzogen: „Weißte, Menschen wie wir brechen uns selten die Beine, aber wenn, dann humpeln wir den Rest unseres Lebens.“

Monika war meine Ostseebekanntschaft, eine kleine, pummelige Dame, vermutlich so um die Siebzig. Sie verdiente ihr Geld als Haushälterin in einer völlig heruntergekommenen Herberge für feierwütige Biker und nicht weniger feierwütige Dänen auf Fehmarn, in der ich untergekommen war, weil ich eine möglichst günstige Unterkunft gesucht hatte.

Günstig war meine „Ferienwohnung“ tatsächlich und die Tatsache, dass ich sieben Hunde ohne Aufpreis mit hinein nehmen durfte, ließ mich vergessen, dass es sage und schreibe ein Klo für vierzehn „Appartments“ gab und Bettwäsche im Gegensatz zu den Hunden fünf Euro am Tag kostete.

Die grauhaarige Herbergsmutti und ich hatten uns angefreundet, als ihr kugelrunder Shitsu eines Morgens meine Hunde umbringen wollte, als ich versuchte, mit ihnen halbwegs unbemerkt durchs Siebzigerjahretreppenhaus an die frische Luft zu gelangen.

Wir kamen ins Gespräch, sie erklärte mir, wie ich einen Strand finde, an dem keine „Windjacken“ – so nannte sie die Touristen – zu finden seien und machte mir einen Kaffee.

Am Abend vor meiner Weiterreise trafen wir uns zufällig am Strand, ich wunderte mich etwas über ihren Dosenbiervorrat, freute mich aber, dass sie bereit war zu teilen.

So saßen wir da, es wurde langsam dunkel und sie erzählte mir von Bikern, Dänen und ihrem Leben, nur unterbrochen vom Gekläffe ihres Shitsus, der Touristen augenscheinlich genauso verachtete wie sie.

Früher, da war alles anders auf der Insel, erklärte sie. Was genau anders gewesen sein soll, konnte ich nicht ganz nachvollziehen, bis sie begann, von Hans zu erzählen.

Hans hatte einen Rottweiler und ein Motorrad, mit dem er Monika immer abgeholt hatte und mit ihr nach Petersdorf gefahren sei.

Außerhalb der Urlaubssaison sei dort kaum jemand anzutreffen. Monika und ihr Hans waren zu der Zeit jung und verliebt gewesen. Stundenlang seien sie auch beim schlimmsten Sturm spazieren gegangen, haben sich über alles mögliche und unmögliche unterhalten, um dann schließlich in Hans kleiner Wohnung in Puttgarden zu landen und Dinge zu tun, die hier nicht hingehören und die ich so genau auch gar nicht wissen wollte.

Während Monika so von ihrer Jugend berichtete und sich in meinem Kopf ganz merkwürdige Bilder zu festigen drohten, unterbrach sie abrupt ihren Redeschwall und schwieg.

Sie drehte sich wirklich gekonnt einhändig eine Zigarette und kramte mit der anderen Hand ein riesengroßes Altfrauenportmonee hervor.

Aus der Geldbörse nahm sie ein verblichenes Foto mit gezackten Rändern, wie sie in den 1970er Jahren mal in Mode waren und deutete auf den großen, spindeldürren Mann, der eine kleine, schlanke junge Frau im Arm hielt. „Das waren wir“, sagte sie und schaute mich an, als wenn sie eine Antwort erwarten würde. Also antwortete ich „Ihr ward ein schönes Paar“, um sie zufrieden zu stellen.

„Papperlapapp“ entgegnete sie schnippisch, packte das Bild zurück und nahm einen Schluck Bier.

Am Horizont tauchten zwei „Windjacken“ auf, der Shitsu rannte ihnen beherzt entgegen und kläffte sie besorgniserregend an.

Die männliche Windjacke rief Monika zu, dass sie doch bitte den Hund zurückrufen möge, was sie ignorierte und mit ihrer Geschichte fortfuhr.

Irgendwann war Hans weg, erst geistig, dann irgendwann auch körperlich. Nach Hamburg sei er gegangen, die Insel sei ihm zu eng geworden.

Dort habe er sich neu verliebt, was ihr geblieben war, war Hans‘ Rottweiler. Ironischerweise ein Hund, der fremden Männern nicht viel abgewinnen konnte, vielleicht einer Gründe, warum Monika sich nie mehr verliebt hatte. Vielleicht hatte sie aber auch recht mit ihrem Vergleich. Wer riskiert schon einen weiteren Beinbruch, wenn der alte niemals abheilt.

Die Hauptstadt von Fehmarn heißt Burg und als ich vor meiner Reise noch einen Termin wahrnehmen wollte, machte ich dort kurz halt. Ich war recht früh dran, der morgendliche Kaffee bei Monika musste ausfallen, weil sie den Rasen mähen musste und so entschied ich mich dazu, am „McDrive“ zu halten und mir einen Kaffee zu bestellen.

Da der junge Mann am Schalter mich warten ließ, dachte ich mir, sei umweltbewusst und gönne dem Vierlitervausechs eine kurze Pause. Der Jeep, den ich mir im letzten Jahr eher aus einer Schnapslaune heraus gekauft hatte, ist knapp Achtundzwanzig Jahre und damit eigentlich viel zu alt, um mich tausende von Kilometern quer durch die Republik zu karren. Außerdem benötigt er nur um Anzuspringen Benzin im Wert einer guten Flasche Rotwein. Aber da das Vernunftauto Anfang des Jahres auf der A7 von einem LKW erlegt wurde, muss das alte Schlachtross noch eine Zeit lang funktionieren.

Dafür, dass mein Auto aus den USA kommt, verfügt es über durchaus britischen Humor. Und so bekam ich endlich meinen Kaffee, wollte losfahren und … der Vierlitervausechs sprang mitten im McDrive nicht mehr an.

Ein kurzer Blick auf die Batterieanzeige bestätigt, dass ich jemanden brauche, der mir Starthilfe gibt, glücklicherweise weiß ich um den Zustand meines Fahrzeugs und habe alles nötige dabei.

Wenn ich mit Hütehunden arbeite, lege ich immer großen Wert darauf, dass sie Frustrationstoleranz lernen und mit Stress gelassen umgehen können.

Interessanterweise lässt sich dieses Prinzip recht einfach auf Menschen übertragen, die im McDrive hinter einem liegengebliebenen Auto warten.

Hierbei konnte ich zwei entgegengesetzte Verhalten beobachten:

1. Eigentlich würden wir gerne weiter fahren, geht aber nicht, weil da ein Jeep im McDrive steht.

2. Das heißt noch lange nicht, dass wir dem Typen mit dem Jeep helfen. So dringend ist der unter 1. formulierte Wunsch dann doch nicht.

Nachdem mir ein junger Familienvater in einem scheußlichen Hemd glaubhaft versichert hatte, dass mein Jeep seinen Familienkombi im Falle des Überbrückens qualvoll töten würde, drei Dänen so taten, als ob sie kein Englisch könnten und mir alle McDonalds-Angestellten erklärt hatten, dass sie mit dem Fahrrad zur Arbeit kämen, rief ich schließlich den ADAC.

Nur 45 Minuten und vier Autos mehr in der Schlange hinter mir, kam der „gelbe Engel“ und der Pannenhelfer brachte nicht nur mein Auto zum Laufen, sondern machte mir gleich auch ein Kaufangebot.

Am Abend, nach einem sehr interessanten Termin mit einem „Du kommst hier ned rein“-Mini-Aussie verließ ich Fehmarn und machte Halt in Kiel, des schleswig-holsteinschen Landeshauptstadt.

Kiel ist so etwas wie das Duisburg des Nordens. Nicht besonders hübsch, teilweise ziemlich abgeranzt, aber irgendwie recht charmant. Und die Kieler an sich verfügen über einen großartigen Humor – anders kann ich mir nicht erklären, dass überall in der Stadt Plakate mit der Aufschrift „Kiel – Sailing City“ hängen und jeder, aber auch jeder Kieler mir versicherte, wie schön es hier sei.

Die Kieler Innenstadt wurde im zweiten Weltkrieg weitestgehend verwüstet und so haben die Stadtväter in den 1950er Jahren wohl entschieden, aus Kiel so etwas wie ein urbanes Labor für architektonische Folter zu errichten.

Sobald man jedoch das Zentrum hinter sich lässt, findet man wirklich schöne Plätze. Ich verlor mich ein bisschen im Gedanken und beschloss mit dem Auto die Gegend zu erkunden – außerdem wollten meine Hunde raus.

So fuhr ich von Ottendorf nach Quarnbek, bis ich schließlich in und dann am Westensee ankam.

Dort konnten meine Hunde genügend Wasser in sich aufsaugen, um das Interieur des Autos nachhaltig zu versauen. Am See entlang ging ich eine Zeit lang durch den Wald, bis ich eine rauchen wollte und feststellte, dass ich meine Zigaretten im Auto hatte liegen lassen. Unmittelbar danach stellte ich fest, dass ich eigentlich alles im Auto hatte liegen lassen. Und das Auto noch mit offenen Türen an einem Straßenrand stand. Scheiß Kopfkino. Der Rückweg zum Jeep gestaltete sich deutlich schneller, ich weiß nicht, ob es der Drang nach einer Zigarette war oder die Sorge um mein Notebook, das für jeden frei zugänglich auf dem Beifahrersitz lag.

Den Vierlitervausechs verriegelt und die Zigaretten eingesteckt, lief ich mit den Viechern durch Westensee und fand ein Haus mit einem Schild „Zu verkaufen“ darauf. Ich schaute mich um, denn ich habe jemanden versprochen, wegzuziehen. Schließlich traf ich auf eine ältere Frau der Sorte „neugierig und frustriert“, die mich sofort darauf aufmerksam machte, dass so viele Hunde hier in der Nachbarschaft bestimmt nicht erwünscht seien.

Ich fand das saukomisch, entschied aber, dass ich ihrem Wunsch nachkommen würde und setzte meine Erkundungstour fort.

Krummwisch ist meiner Meinung nach einer der witzigsten Orte überhaupt, sieht zwar auch nicht anders aus als anderswo, aber der Name ist schon cool.

In Bredenbek wurden wir von einem Hund verfolgt, der und lautkläffend klarmachte, dass wir sowas von gar nicht willkommen sind und in Ostenfeld wurde mir klar, warum es Westensee gibt.

Als es langsam später wurde und ich merkte, dass ich nahezu eine halbe Tankfüllung in den Ether geblasen hatte, nur um mich umzusehen, beschloss ich, mit meinen Hunden noch mal ans Meer zu fahren. Kann ja nicht so weit weg sein.

Eine kurze Irrfahrt über eine malerische Autobahn brachte mich nach Kiel Gaarden – laut Google Maps sollte hier das Meer sein, das was ich vorfand war jedoch eher so eine Art mystischer Ort, an den sich Baumärkte zum Sterben zurückziehen.

Also kehrte ich um und fuhr über Kronshagen und Altenholz an einen Ort, dessen Namen ich vergessen habe.

Langsam dämmerte es und ich fand tatsächlich einen Parkplatz an einem Strand, an dem sich außer mir und meinen Hunden niemand befand.

Ich ließ die Hunde Hunde sein, setzte mich auf einen Stein und musste an Monika denken und wie sie sagte, dass die Insel sich verändert hätte.

Klar, es kommen Häuser hinzu, andere Häuser verschwinden und da wo früher der Tante-Emma-Laden war, in dem wir für 10 Pfennige Süßigkeiten gekauft haben, ist heute ein Ein-Euro-Laden. Doch in Monikas Fall war es das Gefühl, jung und verliebt zu sein, das die Insel mit Hans verlassen hatte und statt Träumen, Zukunft und Freiheit nur Gebäude, Straßen und schlechtes Wetter hinterlassen hatte.

Dort, wo wir früher über unsere Zukunft phantasiert haben, wo wir Fußballprofis, Astronauten, Ballerinas oder Superstars waren, steht heute eine Bushaltestelle und wir sind Sparkassenangestellte, Versicherungskaufleute, Friseurinnen oder Hotelfachfrauen.

Und dort, wo wir früher die große Liebe gefunden und dann verloren haben, finden wir heute heraus, dass das Bein nicht mehr schmerzt.

Einige Zeit später, ich saß im Auto Richtung Süden, stellte ich fest, dass ich etwas suche – ich weiß nicht genau was, aber es findet sich am Meer.

Monika, keep Calm & carry on!

Freunde sollt ihr sein

Dinge gibts, die gibts nicht. Zum Beispiel Tierheime, die Hundetrainern, die anbieten, kostenlos mit den Insassen zu arbeiten, um so die Vermittlungschancen zu steigern, die Türe vor der Nase zuschlagen mit der Begründung „Brauchn wa nich, hammwa genuch von.“. Klingt komisch, ist aber so.

Wie das dann aussieht, durfte ich schon das eine oder andere Mal miterleben. Sei es, dass gutverträgliche Hunde ohne jeden vernünftigen in Einzelhaft hocken, nur weil sie ein bisschen größer sind oder der Welt was mitzuteilen haben oder – und das ist ganz und garnicht witzig – Hunde als total nett angepriesen werden, obwohl der Hundetrainerdepp, den das Tierchen kürzlich die Unterarme in Streifen gerissen hat, eindringlich darauf hingewiesen hat, dass Status plus kurze Zündschnur gleich zwei Argumente für einen Maulkorb wären.

Das in der TierschutzHundeVO steht, dass Hunde in Gruppen gehalten werden sollen, ist vielen Tierschützern derweil wumpe. Entweder aus mangelndem Wissen, was ja noch ok wäre, dafür gibt es ja Fortbildungen. Meistens jedoch, weil man das schon IMMER so gehandhabt hat. Ja, IMMER, in Großbuchstaben und mit Ausrufezeichen!

Und so freuen sich sozial obligat lebende Tiere auf die Stunde Gassi (aber nur, wenn auch geöffnet ist) am Tag und auf Fütterung und Zwinger kärchern. Sozialkontakt zu Artgenossen gibt es nur am Zaun, und das gerne mal über Jahre. Schließlich wird so ein Hund unter solchen Lebensumständen nicht klarer in der Birne.

Das „Killerargument“, nämlich dass die Hunde sich ja gegenseitig killen könnten, kann ich nicht mehr hören. Und erst recht nicht bestätigen. In all den Jahren, in denen ich Hunde in Gruppen halte, gab es sage und schreibe einen (1!) Ernstkampf, selbst in den größeren Tierheimen, die seit Jahren Gruppenhaltung mit wesentlich mehr Hunden praktizieren, lassen sich die ernsthaften Auseinandersetzungen an einer Hand abzählen.

Die Haltung von Hunden in der Gruppe hat mehrere Vorteile:

1. Der Hund ist das einzige Haustier, dass den Menschen seinen Artgenossen vorzieht. Während der Tierpfleger von Welt in der Einzel- oder maximal Paarhaltung von einem Zwinger zum nächsten tingelt, verbringt er in der Gruppenhaltung den Großteil seines Arbeitstages unter den Hunden. Das Bedürfnis zum Menschenkontakt wird also wesentlich besser erfüllt als in der Einzelhaltung.

2. Durch den Umgang mit Artgenossen lernen die Hunde Sozialverhalten, was ihre Vermittlungschancen deutlich erhöht. Durch die Interaktion mit den anderen Hunden ist der Alltag wesentlich abwechslungsreicher, was die Gefahr von Stereotopien etc. massiv minimiert.

3. Insbesondere Hunde mit Zwingerkoller, die Verhaltensstörungen zeigen, werden durch die Anwesenheit der anderen Hunde quasi daran gehindert, sich ständig im Kreis zu drehen, die Zäune auf und ab zu pendeln oder andere hospitalitische Züge zu zeigen. Stattdessen ist Kommunikation angesagt! Gruppentherapie für umme.

Natürlich gibt es Ausnahmen, es gibt Hunde, die mangels oder auf Grund von falscher Lernerfahrung nicht für das Leben in einer Gruppe gemacht sind, die sich heillos überfordert zeigen oder auf Grund ihres mit Ball, Kong oder Gummireifen eingetrichterten Beutefangverhaltens jeden Artgenossen wie ein Kaninchen behandeln würden.

Aber diese Ausnahmen sind nicht 90 % der in Deutschland lebenden Tierheimhunde!

So viel dazu.

Um so erfrischender fand ich es, mal auf ein Tierheimteam zu treffen, dass die ganze Angelegenheit etwas realistischer betrachtet und im Sinne der Hunde und nicht im Sinne irgendwelcher emotionalen Befindlichkeiten zu denken – und zu handeln.

Als ich vor ein paar Wochen in der Nähe von Hamburg über Beißerchen geworkshoppt habe, war Yvonne vom Tierheim Hodenhagen – nennen wir es mal – leicht irritiert, als das Thema auf die Tierheime kam und gleich mehrere Teilnehmer davon zu berichten wussten, dass sie nicht mal zum Kacke wegmachen in diverse Tierheime gelassen wurden.

Da ich einige Tage später eh in der Heide unterwegs war und mir das Tierheim Hodenhagen schon alleine deshalb aufgefallen war, weil es direkt neben dem Tierfriedhof liegt, verabredete ich mich mit Yvonne, um mir mal ein paar Hunde anzugucken, sie einzuschätzen und ggf. mit meinen Hunden zusammenzuführen.

An zwei Nachmittagen war ich dort und habe mir ein paar Hunde angeschaut, die teilweise seit Jahren im Tierheim sitzen und bis dato in Einzelhaltung lebten.

Am Ende der beiden Tage stehen nun einige Zwinger leer. Weil die ersten Kandidaten nun eine WG teilen, weil sich das für soziale Lebewesen einfach so gehört.

Und weil ein richtiges Zuhause noch besser wäre, stelle ich Euch die Jungs (im Tierheim lebt nicht eine Hündin) mal vor und kann Euch nur ans Herz legen, die mal kennen zu lernen.

Das Tierheim erreicht Ihr übrigens hier.

Big Foot

Bigfoot

Was für ein Kerl! Big Foot wiegt gut und gerne 45 Kilo und ist mächtig groß. In der Erstbegegnung in der Hundegruppe machte er erst mal den dicken Max, ließ sich aber leicht beeindrucken und fand es schließlich recht mauschelig unter den Kollegen. Laut Tierheim wurde Big Foot ca. 2006 geboren, ist also etwa 9 Jahre alt. Für einen Hund seiner Größe ist das ein stolzes Alter.

Mir gegenüber war er sehr nett, allerdings wurde er schon mehrmals wieder zurück ins Tierheim gegeben, so dass er sicherlich keiner ist, der sich die Butter vom Brot nehmen lässt.

Praktisch: Wenn man keine Katzen mag – Big Foot hilft gerne. Und im Anschluss kann man die vom Futter abziehen, damit der alte Herr sein Gewicht hält.

Spaß beiseite, Big Foot ist ein geiler Hund, der jemanden braucht, der ihm im wahrsten Sinne gewachsen ist. Es wäre wirklich schade, wenn der alte Knabe im Tierheim irgendwann hops geht.

Happy

Happy

Scheiß Name, denn so richtig happy ist der Happy nicht. Immerhin hat er dreiviertel seines bisherigen Lebens im Tierheim verbracht. Er soll ein Border Collie/Altdeutscher-Mix sein, verhält sich aber eher wie ein Border Collie und zeigt diesen charmanten Hang zum Wahnsinn, den wir an den Hütitütis so lieben.

Alleine im Zwinger zeigte er verschiedene Marotten und kekste sich erstmal am Zaun hoch. Als ich ihn zu meinen Hunden in die Gruppe gesetzt habe, dauerte es ungefähr drei Minuten, bis er Raik erkannt hatte und die beiden die nächsten Stunden damit beschäftigt waren, herauszufinden, wer das Schaf und wer der Hütehund ist.

Happy ist super verträglich mit Hunden und Menschen, und auf Grund seiner sehr frühen Kastration (die werden dann ja ruhiger, höhö) ein Kindskopf wie er im Buche steht. Dafür kennt er seinen Namen und kommt sogar, wenn man ihn ruft.

Ich habe mehr als einmal an den beiden Tagen darüber nachgedacht, Happy mitzunehmen. Und tue es auch immer noch, jetzt wo ich so darüber nachdenke.

 

Charly

Charly

Charly ist einfach nur unglaublich cool, hat aber leider die Arschkarte gezogen. Auch er sitzt seit drei Jahren im Tierheim, er war eines der Sorgenkinder, wegen derer ich vor Ort war.

Charly soll ein HSH-Mix sein, glaub ich aber eher nicht, dafür ist er zu aufgeschlossen. Bei der Einschätzung nahm er jede Nähe dankbar an, ließ sich überall anfassen, ohne allzu angstrengt zu werden und reagierte gut auf Einschränkung.

Doch dann kam die Bürste. Als ich die in der Hand hielt, änderte sich die Stimmung schlagartig und beim Bürsten dauerte es nur einige Sekunden, bis er sich umdrehte und mich attackierte.

Nachdem wir geklärt hatten, dass ich nicht gerne attackiert werde, konnte ich ihn aber weiterbürsten und er ließ es sich geduldig gefallen.

Na super, so ein Fell und dann ein Bürstentrauma …

Charly liegt mir besonders am Herzen, weil solche Hunde es oft schwer haben. Er zeigte sich in der Gruppe supersouverän und angenehm, war nach der Bürstensache überhaupt nicht nachtragend und freute sich am zweiten Tag wie Keks, mich zu sehen.

Wenn ihn jemand hier in der Nähe nimmt, komm ich auch zum Bürsten vorbei!

 

Buddy

Buddy

Buddy war am Tag meines Besuches gerade erst zwei Wochen im Tierheim und ich sollte einschätzen, inwiefern er ein Aggressionsproblem haben könnte.

Die Antwort ist kurz, nach fünf Minuten setzte ich Buddy in die Gruppe und er sagte sofort „Jupp, Hunde, kenn ich, super!“.

Buddy ist ein verträglicher Hund und sehr freundlich zu Menschen. Allerdings ist er auch ein ungehobelter Klumpen, der das total nett meint, wenn er einen über den Haufen rennt. Dabei ist er aber so charmant, dass man ihn mögen muss.

Nicht rausfinden konnte ich, ob er mit seinen Ohren flugfähig ist – die Vermutung liegt nahe.

Wer einen echten „Buddy“ sucht, der nix kann, aber das ungebremst, der bei diesem Kerl genau richtig!

 

Joker

Joker

Auch Joke gehörte zu den Kandidaten, die mir als Sorgenkinder geschildert wurden. Sicherlich nicht zu unrecht, denn wenn Joker läuft, dann läuft er. Und dann sehr ernsthaft.

Mit Vorliebe gegen Männer, die er kaum kennt, weil er fast sein ganzes Leben im Tierheim verbracht hat. Seine Bezugsperson im Tierheim kann mit ihm weitestgehend machen, was sie möchte. Von ihr lässt er sich auch mal in den Senkel stellen, wenn er es übertreibt. Männer dürfen in seiner Gegenwart atmen.

Der Spruch „Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht“ trifft bei Joker also nicht zu.

Mit Druck braucht man einem Hund wie Joker nicht kommen, denn Gegendruck kann er. Diese Erfahrung durfte auch eine Hundetrainerin machen, die ihn zwecks „Resozialisierung“ unter ihre Fittiche genommen hat und wohl mit einem Schäferhund verwechselt hatte.

Vielmehr braucht Joker einen ernsthaften Gesprächspartner und die Chance noch vieles zu lernen, was den Alltag angeht.

Darüber hinaus darf er auch einiges verlernen, insbesondere sein fehlgeleitetes Beutefangverhalten macht Joker zu einem nicht ungefährlichen Hund – wie gesagt, wenn er läuft, dann läuft er.

Auch Hunde wie Joker können ein normales Hundeleben führen, sie brauchen nur einen Wahnsinnigen, der Bock auf ein Projekt hat. Da sich unter meinen Lesern besonders viele Wahnsinnige befinden, hoffe ich auf einen sachkundigen! Menschen, der sich diesem tollen Hund annimmt.

Ich würde mich auch als Versuchsmann zur Verfügung stellen, wenn das Training etwas fortgeschrittener ist 😉

 

Maddox

Maddox

Was soll ich zu Maddox sagen. Ein echter Kerl für echte Kerle. Nicht der größte Held auf dieser Erde, aber dafür hochintelligent und beobachtend.

Schon als ich Maddox an die Leine genommen habe, gab er mir zu verstehen, dass er mich für eine Zecke in seinem Fell hält. Als ich dann noch die Frechheit besessen habe, irgendwas von ihm einzufordern, zeigte er mir auch gleich, wo der Frosch die Locken hat.

Ich liebe solche Hunde. Nichts hysterisches, kein langes Gerede, Maddox klärt Konflikte, wie es Männer tun bzw, wie es Männer vor 150 Jahren getan haben.

Seinem Menschen gegenüber ist Maddox durch und durch loyal und erwäre ein grandioser Beschützer für Dein Haus!


Russell

russel

Airdale-Terrier/Dackel-Mix! Das sagt schon alles. Russell ist ein sehr intelligenter selbstbewusster Kerl, der einen sehr intelligenten, selbstbewussten Halter sucht.

Mit Artgenossen ist er sehr gut verträglich, kein Wunder, alles unter 12 Metern Schulterhöhe kann an sein Ego eh nicht ranreichen. Und mit dem Fußvolk kann man sich ja amüsieren.

Und so fegte Russell den ganzen Mittag mit den anderen Hunden durch den Freilauf und amüsierte sich königlich, also standesgemäß!

Kommuniziert man klar und deutlich mit Russell, dann ist er ein echter Kumpeltyp, eiert man rum, braucht man früher oder später einen Breaking Stick, um ihn aus dem Arm zu puhlen.

Dies ist wohl auch der Grund, warum auch Russell schon zwei Jahre im Tierheim hockt.


Marley

Marley

Marley heisst eigentlich Charly, aber da es im Tierheim schon einen gab, wurde er kurzerhand umgetauft. Ich wiederum habe Marley in „Autsch“ umgetauft, weil er sich in einer Tour Prügel von meiner Hündin abgeholt hat, weil wer wie ein sechszehnjähriger Schnauzbartträger an ihr rumgebaggert und sich immer wieder eine Abfuhr geholt hat.

Marley ist so ein Hund, der immer und immer wieder auf die Herdplatte greift, „autsch“ ruft, lacht und den dann  Vorgang wiederholt. Dabei ist er sehr nett und gottseidank gutaussehend. Denn besonders klug ist er nicht. Aber was man nicht weiß, kann man ja lernen.

Marley war ein Neuzugang, er ist zur Zeit der einzige unkastriere Rüde im Tierheim und ist mit Artgenossen sehr gut verträglich. Nur fehlt ihm eben ein wenig Erfahrung.

 

Das Tierheim Hodenhagen hat nur zwölf Zwinger. Zumindest einige der Hunde haben nun die Möglichkeit, zusammenzuleben und so eine höhere Lebensqualität zu erfahren.

Vor einigen Tagen bekam ich schließlich Post:

… man kann die Veränderungen zusehens bemerken. Die Hunde sind viiiieeel ruhiger und ausgeglichener und wir tun uns schwer zu Arbeiten weil wir am liebsten nur zugucken würden, besser als jedes Fehrnsehprogramm.“