Auf Reise

Als Tacker mich mit diesem für ihn typischen flehenden Blick anschaute und „Bittebittebitte, lass mich die dumme Weimaranersau umbringen“, dachte ich mir „Ok, aber nur, wenn ich die Halterin umbringen darf“.

Da stand ich nun mitten im Futterbeutelland, wie ich es ab sofort nenne. Vor mir eine junge, dynamische Frau mit einem „Weimi“, der dermaßen an der Leine zog, dass sie sich ganz schön strecken musste, um ihm ein Leckerchen ins Maul zu stopfen.

Das edle Tierchen wiederum fixierte frolic-kauend meinen schnöden Hüteköter, was von Frauchen mit einem „feeeeiiin“ quittiert wurde.

Tacker, dem solche Gepflogenheiten gänzlich fremd sind, wollte nicht länger auf mein Ok warten, ihm kam die Einladung zum Infight gerade recht.

Der arme Hund, was der in den letzten Tagen erleben musste.

Fangen wir in dem Zoofachgeschäft an, das ich aufsuchte, um für meine Bande möglichst billiges, getreide- und zuckerhaltiges Trockenfutter zu kaufen.

Zur Erklärung, das ist meine neue Strategie, um Zoofachgeschäftsmitarbeiterinnen von mir fernzuhalten.

Sobald mir eine von denen ein fröhliches „Kann ich Ihnen helfen?“ entgegenflötet, pflege ich zu antworten „Ja, ich suche ein möglichst schädliches Hundefutter, das die Lebenserwartung meiner Hunde drastisch reduziert und Allergien auslöst. Haben Sie etwas genmanipuliertes im Angebot?“

In 94% der Fälle kann ich anschließend den Einkauf in Ruhe fortsetzen, ohne dass mir jemand „Hundewasser“ zu 11,98 € das Sixpack aufschwätzen will.

So stand ich also in diesem Zoofachgeschäft und wollte gerade den Sack Tod auf Raten bezahlen, als eine dieser Mitarbeiterinnen ankam, sich überfallartig auf das Tackerchen stürzte und ihn „Och, bist du süß“-quietschend mal so richtig durchkuschelte.

In diesem Moment vernahm ich ein leises „Pock“. Das war meine Kinnlade, die gerade auf die Fliesen geklatscht war.

Ich fragte mich, ob die Dame wahnsinnig ist, kam aber nicht mehr dazu, sie zu fragen, denn just in dieser Sekunde steckte ein Labbi-Mix seine dicke Nase in den Hintern meines Rüden, was dieser in der selben Sekunde mit sofortiger Exekution beantworten wollte.

Ich zischte möglichst leise ein „Nein, Wag es dich“ in Richtung Tacker und spürte sofort die bohrenden Blicke der um ihren Trauernden in Spe im Kreuz. „Hat der etwa Nein gesagt?“ Ja, hat er.

Angesichts solch derber Aversion meinerseits hätte ich erwartet, dass die Labbi-Mix-Halterin vielleicht mal ihre Fellnase zurückpfeifen würde. Immerhin befanden wir uns in einem Zoofachgeschäft. Jede Menge Ware, die entsorgt werden müsste, wenn das Tackerchen den Labbi auf den Fliesen verteilt.

Aber nö, sie stand da, fand sich und ihren Hund offensichtlich witzig und ich hatte das Vergnügen, den Hüte-Rambo am Amoklauf zu hindern.

Als ich vor zwei Wochen im tiefsten Bayern auf einem Bauernhof zu Gast war, trafen wir auf Simba, den Hofhund.

Simba, 12 Monate alt, Howi-Berni-Irgendwas mit grazilen 40 Kilo, der meinte, in einem Akt gnadenloser Selbstüberschätzung über mein gemerltes Grauen herzufallen. Ungefähr drei Minuten später war Simba um eine Erfahrung reicher und die Besitzer immer noch gelassen.

Hier wären Tacker und ich auf der Stelle ausgewiesen worden. Achwas, hätte ich meinen Hund tun lassen, was Hunde so tun, hätten die mich vermutlich gefesselt und mit Fackeln und Forken zur nächsten Tierärztin mit Zusatzbezeichnung Verhaltenstherapie getrieben, wo das Tackerchen unter lautem Geclicker kastriert worden wäre.

Überhaupt scheinen die Menschen hier – natürlich nicht alle, aber die Ausnahme bestätigt ja die Regel – ein etwas anderes Verhältnis zur Hundeerziehung zu haben als andere Menschen.

Die örtlichen Hundetrainerinnen mit kynopädagigischem Positiv-Diplom zum Beispiel verschreiben samt und sonders Schleppleinentraining und beim Gassigehen aus der Hand füttern als Allheilmittel für jegliche Probleme.

Super Sache, denn erstens kann der geneigte Vierbeiner mit so einer Schleppleine sein Opfer fesseln, bevor er es killt und zweitens kann man seinen Hund prima am Jagen hindern, indem man ihm massives Übergewicht anfüttert.

Die Individualdistanz der hiesigen Hundehalter scheint irgendwo bei Minus 12 cm zu liegen, hier wird nicht gefragt, hier wird getestet. Und sollte es ein Köter auch nur wagen, etwas Distanz einzufordern, liegt das Problem natürlich bei ihm und nicht in der Rücksichtslosigkeit der Menschen.

Als ich dann abends noch mal unterwegs war, hörte ich plötzlich eine Frau quietschen. Sie stand etwas verloren auf dem Weg und machte stimmgewaltig und hochoktavig „Jabajabajaba“. Allein.

Gerade als ich ihr zu Hilfe eilen wollte, weil ich einen Anfall oder schlimmeres vermutete, nahm ich am Horizont einen schwarzen Punkt wahr, der sich hin und her bewegte. Als der Punkt ein wenig größer wurde, brüllte die alleinstehende „Feeeeeeiiiiiin“, worauf der Punkt wieder kleiner wurde.

Ich schaute mir das Spektakel an, guckte Tacker an und ich glaube, er schüttelte kurz den Kopf.

Glaube. Liebe. Hoffnung. Scheitern.

Glaube.

Kein Mensch kauft sich einen Hund mit dem Ziel, sich ein Problem zuzulegen.

Wir handeln in dem Glauben, dass alles gut wird.

Wir glauben daran, dass wir uns ein Familienmitglied ins Haus holen, einen Spielkameraden für die Kinder, eine Sportskanone, mit der wir Erfolge feiern werden oder jemanden, der uns motiviert, uns mehr zu bewegen.

Wir glauben der netten Tierschützerin, dass wir wirklich etwas gutes tun, wir glauben den freundlichen Menschen im Forum, die uns mit Erziehungstipps behilflich sind und wir glauben dem Züchter, dass die Rasse unserer Wahl perfekt zu uns passt.

Schließlich glauben wir, dass unsere Sehnsucht erfüllt wird, unsere Erinnerungen an den Hund unserer Kindheit, unser Bild vom treuen Freund, der mit uns durch dick und dünn geht oder unser Wunsch, einer geschundenen Kreatur ein schönes Leben zu ermöglichen.

All das ist menschlich, all das ist gut.

Liebe.

Kein Mensch verliebt sich, um unglücklich zu werden.

Wir lieben unsere Hunde. Auch das ist menschlich und nachvollziehbar.

Einige Soziologen vertreten die Ansicht, dass wir Menschen mit der Entwicklung einfach nicht Schritt halten konnten, dass wir evolutionär betrachtet nicht in der Lage sind, die Folgen der Industrialisierung und Globalisierung zu verarbeiten.

Der Mensch verinselt, vereinsamt und die Familie, wie sie noch vor Einhundert Jahren Normalzustand war, ist zusammengebrochen. Unsere sozialen Zellen sind mehr und mehr geschrumpft, bis nur noch jeder Einzelne für sich übrig blieb.

Viele von uns sind allein. Und so nehmen unsere Haustiere eine neue Position in unserer Gesellschaft ein. Sie befriedigen quasi unsere sozialen Bedürfnisse, denn eines haben Hund und Mensch gemeinsam. Wir leben sozial obligat.

Mit der Einsamkeit ist das so eine Sache. Sie wird zur effektivsten Methode des Überlebens hochstilisiert. In Vorstellungsgesprächen kommt die Frage nach dem Familienstand nicht von ungefähr. Eine Einzelperson ohne „Anhang“ ist flexibler, abends wartet niemand zuhause, dem man Rechenschaft schuldig wäre. Außer vielleicht dem Hund.

In unserer Liebe zum Hund sind wir bedingungslos. Auch wenn sie manchmal sehr einseitig zu sein scheint.

Wir tun sprichwörtlich alles für unsere große Liebe. Wir opfern uns bis zur völligen Selbstaufgabe auf, passen unser Leben an, geben unsere Hobbys auf und suchen Gleichgesinnte, Menschen, die uns verstehen und die genauso leiden wie wir.

Wagt es jemand, unsere Liebe in Frage zu stellen, dann reagieren wir hochemotional. „Du darfst den Mann, die Kinder und die ganze Familie beleidigen, aber wenn es um den Hund geht, darfst du nicht mal etwas gegen sein Futter sagen“ hat ein Kollege mal bitter zusammengefasst.

Unsere Art der Liebe ist die einzig wahre. Dessen müssen wir uns ständig vergegenwärtigen und vergewissern. Und diesen Umstand müssen wir wohl verteidigen – gegen alles. Denn alles ist das, was wir tun, damit unsere Liebe erwidert wird.

In den Momenten, in denen wir uns fragen, warum er oder sie so ist, obwohl wir doch alles tun, uns so große Mühe geben und uns so aufopfern, spüren wir Zweifel, die uns beinahe zerreißen, weil wir doch nur glücklich sein wollen und geliebt werden.

Hoffnung.

Kein Mensch hofft, dass es wirklich hoffnungslos ist.

Die Hoffnung nicht aufgeben, denn sie stirbt zuletzt. Jeden Strohhalm greifen, vielleicht bringt er ja die (Er-)Lösung. In unserer Hoffnung sind wir vereint, heisst es. Und warum fühlt sich der Mensch so verdammt allein, wenn er am Waldrand steht und – hofft.

Er hofft, dass nichts passiert. Verrückt, denn ständig passiert was, alles ist im Fluss. Vielmehr stehen wir da und hoffen, dass der Kelch an uns vorüber geht. Wir hoffen, dass es ausreicht. Wir hoffen, dass wir nicht scheitern.

Scheitern.

Kein Mensch beginnt, um zu scheitern.

Am Ende ist alles Scheitern. Und am Ende steht der Mensch allein da, mit all seinen Ängsten und Hoffnungen, seiner Liebe und seinem Glauben an das Gute.

Egal, ob es um den Hund, einen geliebten Menschen, den Job oder was auch immer geht. Menschen scheitern nunmal. Ein irrsinnig schmerzhaftes Gefühl voller erfüllter Selbstzweifel, voller sich erklärender Irrtümer und der Ungewissheit, wie es nun weitergehen soll.

Und dennoch ist Scheitern ein Teil des Lebens. Und häufig ist das Eingeständnis, gescheitert zu sein, sogar der Beginn etwas guten.

Denn die Erde dreht sich weiter, wir können sie weder anhalten noch die Zeit zurückdrehen. Und unsere Facebook-Freunde geben uns vielleicht ein „Like“ des Mitleids und ein paar aufmunternde Worte mit, doch dann wenden sie sich wieder um ihrem persönlichen Scheitern zu.

Wenn Hunde scheitern, dann meistens am Menschen. Sei es an einer gestellten Aufgabe, sei es an einer Form der Kommunikation, die sie nicht verstehen oder an Ansprüchen, die sie nicht erfüllen können.

Die Menschen wiederum, die scheitern zu allererst, an sich selber. An Aufgaben, die einfach nicht zu lösen sind, an Konflikten, denen sie nicht gewachsen sind und an Ansprüche, derer sie selber nicht gerecht werden.

Wir sind schnell dabei, ihnen ihr scheitern vorzuwerfen. Ihnen zu sagen, dass man es hat kommen sehen, dass man sich eh immer gewundert hat, wie der oder die scheiternde nur so blöd gewesen sein könne.

Das ist nicht fair, wir sollten uns darüber bewusst sein, dass es zutiefst menschlich ist, zu glauben, zu lieben und zu hoffen.

Menschen sind so wertvolle Lebewesen, unvollkommen klar, voller Fehler und voller Missverständnisse. Und doch so zerbrechlich, dass wir aufpassen müssen, ihnen nicht weh zu tun.

Ich wollte immer nur Dein bestes. Wir müssen aufhören, immer nur das Beste zu wollen, vielleicht will unser Gegenüber es ja behalten. Wir sollten dankbar sein, für die schönen Momente und nicht nur an die traurigen und ärgerlichen denken.

Wir sollten Respekt haben. Vor der Lebensleistung eines jeden, dem wir begegnen. Wenn jemand fällt, sollten wir nicht über den Sturz lachen, sondern Beifall klatschen, wenn er wieder aufsteht.

Wir sollten anfangen, in unseren Gegenübern das wertvolle, dass einzigartige zu sehen, das es ausmacht und all die Fähigkeiten anerkennen, die es mitbringt.

Wir sollten Respekt haben vor der Fähigkeit anderer, bedingungslos zu lieben, für jemanden zu leiden und für die Bereitschaft, sprichwörtlich vor die Hunde zu gehen.

Am Ende läuft alles auf diese sieben Buchstaben hinaus: RESPEKT.

Respekt vor dem anderen. Mit seiner Meinung, seinen Schwächen und seinen Entscheidungen, die uns vielleicht missfallen. Eine Haltung, die leider vielen Menschen – und insbesondere solchen mit Hund – zu fehlen scheint.

 

Der Hütitüti-Schluckauf

Schon vor einiger Zeit habe ich mir abgewöhnt, Hundeforen oder -gruppen im Internet aufzusuchen. Denn allzu oft passiert es, dass ich mich auf meine Hände setzen muss angesichts der teils abenteuerlichen Tipps, die da so zu finden sind.

Würde ich jedes Mal in die Tastatur greifen, wenn ich mich mal wieder aufrege, hätte das nichts anderes zur Folge, als dass

a) ich keine Zeit für irgendwas anderes mehr hätte
b) der erste Herzinfarkt in großen Schritten näher käme
c) F. irgendwann ausziehen würde.

Also lasse ich es. Naja, meistens.

Denn manchmal kann man garnicht anders. So wie neulich, als ich mich bei diesem großen blauen sozialen Netzwerk in eine Gruppe verirrt hatte, die es sich zur Aufgabe macht, Hütitütis an den Mann oder die Frau zu bringen, die vermutlich versehentlich als Familienhund vermittelt wurden.

Dort fand ich einen „Threat“, in dem jemand seine Probleme mit dem hauseigenen Border Collie schilderte, dass dieser alles fixieren, Kinder, Autos, Schmetterlinge und hyperaktive Schnecken „hüten“ und Fremden gegenüber auch mal die Zähne einsetzen würde.

Und da stand es, sozusagen schwarz auf weiß von einer Userin in den Äther geblasen:

„Wer einen Border Collie halten möchte, muss lernen mit diesem Verhalten zu leben. Schließlich wurden sie dafür gezüchtet, alles zu hüten.“

Ich las diese beiden kurzen Sätze und bekam kurzfristig Ganzkörperherpes, gefolgt von einem Schluckauf, den ich seit dem nicht mehr loswerde, sobald ich an diese Aussage denke.

Diese Aussage, gute Frau, ist aus vielerlei Gründen blödsinnig und schlicht falsch! Und für die Tatsache, dass Sie so einen Dummfug für etwa ein Achtel der Weltbevölkerung gut lesbar bei Facebook hinterlassen, würde ich Sie am liebsten aversiv anstupsen! So.

  1. Kein Border Collie wurde je dafür gezüchtet, irgendetwas zu hüten. Denn das, was die Tierchen da tun hat nischt aber auch jaanischt mit „hüten“ zu tun. Denn der Koppelgebrauchshund als solcher treibt das Vieh. Die Engländer, die ja ein kluges Völkchen sind, nennen den Border Collie deshalb auch „Sheep Dog“ oder „Herding Dog“ und den Hütehund „Tending Dog“ oder „Shepherd Dog“. Aber genug klug geschissen. Vielleicht meinen Sie ja eigentlich das Treiben.
  2. Trotzdem, selbst, wenn er den Nachwuchs ins Kinderzimmer treibt anstatt ihn zu hüten, wurde kein Border Collie dafür gezüchtet, an Kindern, Autos oder sonstwas zu arbeiten.

Tatsächlich ist es so, dass diese Hunde dazu neigen, unbestimmten Bewegungsreizen nachzugeben. Diese Disposition zu managen ist wiederum Aufgabe des Besitzers.

Ich kenne zig Besitzer von Border Collies – solche, die mit den Hunden an Schafen arbeiten und solche, die es nicht tun – die keine derartigen Probleme mit ihren Hunden haben. Der Grund dafür ist einfach. Diese Menschen haben eben nicht eingesehen, dass man mit einem solchen Verhalten leben muss, sondern haben ihren Hund erzogen.

Es ist verrückt.

Der Besitzer eines Jack Russel Terriers muss die angeborene Disposition seines Hundes managen, der Border Collie-Besitzer muss lernen, damit umzugehen. Dabei stammen beide Verhalten – das Hetzen, Packen und Töten der Beute genauso wie das Fixieren und Anschleichen – aus ein und dem selben Funktionskreis, nämlich dem Jagen und damit dem stoffwechselbedingten Verhalten.

Das könnte wiederum ein Hinweis darauf sein, warum diese Verhalten mit Spiel genauso viel gemein haben könnte wie mein morgentlicher Gang zur Toilette.

Doch zurück zum Border Collie. Die Aufgabe, nämlich das rassetypische Verhalten zu managen, kann mitunter tatsächlich schwierig bis unmöglich werden. Zum Beispiel dann, wenn man sich einen Hund aus einer VDH-Zucht kauft.

Innerhalb des VDH zeichnet sich der Club für Britische Hütehunde für den Border Collie verantwortlich.

Ein Club, dessen Mitglieder solche Dinge behaupten wie, das ein Border Collie nicht rollhaarig sein darf, weil es in Schottland so oft regnet. Naja gut, der selbe Club behauptet auf seiner Internetseite auch, dass die Shetlander den Sheltie gezüchtet hätten, weil sie zu den winzigen Shetlandponies und den noch winzigeren Shetlandsheeps eben ganz besonders winzige Hunde gebraucht hätten. Überhaupt, die Shetländer, ein außerordentlich kleines Volk mit großen behaarten Füßen, dessen Hauptstadt Michelbinge heißt …

Die Züchter des „CfBrH“, wie der Verein abgekürzt heißt, züchten gemäß des Rassestandards der FCI, also der Fédération Cynologique Internationale.

Das sechseitige Dokument inklusive Illustration beschäftigt sich in exakt 18 Worten mit den gewünschten Verhalten des Hundes, nämlich:

Zu harter und ausdauernder Arbeit fähiger Hund von guter Führigkeit; aufgeweckt, aufmerksam, empfänglich, intelligent, weder nervös noch aggressiv.

Im restlichen Text erfahren wir zum Beispiel, dass der Nasenschwamm bitte schwarz zu sein hat – mit Ausnahme bei braunen oder schokoladenfarbigen Hunden, da darf er braun sein. Jedes, aber auch jedes Schaf auf dieser Erde verliert in der Sekunde den Respekt vorm Sheepdog, in dem es feststellt, dass er einen fehlpigmentierten Nasenschwamm hat! Nicht.

Irgendwie ist den Verantwortlichen dann aufgefallen, dass die paar Wörtchen wohl ein bisschen wenig sind und haben dem letzten Absatz noch einen weiteren Halbsatz (in fett) hinzugefügt:

Jede Abweichung von den vorgenannten Punkten muss als Fehler angesehen werden, dessen Bewertung in genauem Verhältnis zum Grad der Abweichung stehen sollte und dessen Einfluss auf die Gesundheit und das Wohlbefinden des Hundes und seine Fähigkeit, die verlangte rassetypische Arbeit zu erbringen, zu beachten ist.

Die Aufnahme in die FCI hat noch keiner Rasse gut getan, beim Border Collie und anderen Gebrauchshundetypen ist es jedoch nahezu absurd, einen Standard festzulegen, der beschreibt, wie das Tierchen bitteschön auszusehen hat.

Aber schlimmer geht ja bekanntlich immer.

Wenn ein Schäfermeister zwei Hunde miteinander verpaart, dann legt er Wert darauf, dass die Elterntiere bestimmte Eigenschaften mitbringen, die später bei der Arbeit am Vieh hilfreich sind.

Im Falle des Border Collies wären das zum Beispiel neben anderen das Fixieren in Verbindung mit dem Anpirschen („Eye and Style“), gepaart mit dem entsprechenden Druck am Vieh, der dann gerne mal als „Power“ bezeichnet wird.

Gemäß Mendel’scher Vererbungslehre stehen die Chancen dann gut, dass die Nachkommen die gewünschten Eigenschaften an den Tag legen.

Ein Züchter, der sich dem Rassestandard verpflichtet fühlt, wird die Elterntiere nach den gewünschten äußerlichen Merkmalen aussuchen und versuchen, dem Standard möglichst nahe zu kommen – mit der Nebenwirkung, dass die hypertrophierten (also stärker ausgeprägten) Merkmale der Tiere ungünstig vererbt werden können.

So wird aus dem „aufgeweckten“, „aufmerksamen“ und „empfänglichen“ Hund unter Umständen ein hypernervöses Wrack mit Geräuschphobie und dem Hang zur genetisch bedingten Störung. Psycho + Psycho ergibt eben Psycho. Lass ihn doch Tapeten fressen, spart Futter …

Neben Ganzkörperherpes und Schluckauf bekomme ich dann hin und wieder hektische Zuckungen, wenn ich auf die Internetseite von „Stehohrbordercollies von Kleinpopelsdorf“ stosse.

Border Collies, aber die mit Stehohren bitte, waren übrigens die letzten Vertreter ihrer Rasse, die dem Meer entstiegen sind. Deshalb auch die Stehohren, denn der Hund soll ja empfänglich sein … Wie das Rollhaarverbot mit den erlaubten Stehohren einhergehen soll, bleibt mir derweil ein Rätsel. Immerhin regnet es da rein – und in Schottland, das wissen wir ja …

Das muss natürlich nicht bedeuten, dass alle Hunde, die rein auf äußerliche Merkmale hin verpaart werden, unbedingt problematisch werden müssen, aber die Gefahr ist größer als bei Verpaarungen, bei denen das Verhalten im Vordergrund steht.

Vorausgesetzt, die hübschen Tierchen sind nicht schon von Geburt an bekloppt, gibt es jede Menge Möglichkeiten, dies nachzuholen – teilweise mit einem Eifer, der vermuten lässt, dass es Zulieferverträge zwischen Züchtern und Hundetrainern geben muss.

Wirft man zum Beispiel einen Blick auf die Internetseite einer beliebten Züchterin, findet man jede Menge herzzereißender Videos, in denen die kleinen Scheißer schon im Alter von Sechs Wochen munter irgendwelchen Objekten hinterher trampeln Niedlich. 250 Personen gefällt das.

Den späteren Welpenkäufern allerdings nicht unbedingt, die sich dann mit monochromen Plüschkugeln rumschlagen müssen, die mit 10 Wochen jedem Auto hinterher machen. Und dann zur Erklärung zu hören bekommen, dass sich das von alleine erledigt.

Das, was da passiert, nämlich das unkontrollierte Hetzen von unbelebten Objekten, bezeichnen viele Menschen als „Spiel“. Viele Hundetrainer, Tierärzte und Ethologen bezeichnen so etwas als problematisch.

Denn, und das dürfte sich mittlerweile bis ins letzte Hundeforum durchgesprochen haben, das Jagdverhalten ist selbstbelohnend. Der Hund, der jagt, wird mit körpereigenen Endorphinen zugeschüttet, der Begriff Endorphin ist eine Wortkreuzung aus endogenes und Morphin sagt Wikipedia und trifft den Nagel auf den Kopf.

Anders als von diversen TsDlern propagiert sind diese Endorphine sehr wirkungsstark und der Versuch, einen Hund mittels Leckerchen-Belohnung aus dem Jagen zu holen (unterbrechen sagen wir nicht, denn das ist Pfui! Achja, und „Tscht“ sagen wir nicht, weil das Geräusch den Hund bei seiner Urangst vor der Schlange packt, genau) vergleichbar ist, wie Sie mit einem trockenen Knäckebrot vom Sex abzuhalten (vergl. Krawallmaus). Aber egal.

Im Normalfall wird jeder Hund im Laufe seiner Entwicklung früher oder später mit der glücklich- und süchtigmachenden Wirkung des Jagens konfrontiert.

Der Welpe indes probiert sich bereits im Spiel aus, allerdings noch verschwurbelt mit jeder Menge anderer Verhaltensweisen, die so ein kleiner Pups lernt. Erst im Laufe der Zeit lernt er die verschiedenen Verhalten voneinander zu trennen und sozusagen nach Funktionskreis zu sortieren. Er lernt (im besten Fall), dass man Artgenossen nicht hetzt, packt und tötet und das man seiner Beute nicht vorher lautstark zu verstehen gibt, dass man sie gleich fressen wird.

Wird ein junger Hund jedoch schon sehr früh und einseitig mit jagdlichen Reizen konfrontiert, so wird die arme Maus (so nennt man die doch) mit den körpereigenen Belohnungssystemen im wahrsten Sinne des Wortes vollgeballert, obwohl das Tier vom Entwicklungsstand her noch garnicht in der Lage ist, damit umzugehen.

Verrückt, würden Sie heute abend auf der Straße einen 11-jährigen treffen, der sturzbetrunken ist, würden Sie sich fürchterlich aufregen. Der viermonatige Hütitüti der morphingeschwängert einer wertlosen Filzkugel hinterhetzt, als wenn es kein Morgen gäbe, den youtubet man und genießt die „Oh Cuuuute“-Kommentare …

Anders als die Hundebespaßungsindustrie uns glauben machen will, braucht ein Border Collie (oder irgendeine andere Rasse) keinen Agility-Vorbereitungskurs für Welpen, nein, rein genetisch betrachtet ist es für einen Hund, der dafür gezüchtet wurde, den Outrun quasi per Disposition mitzubringen, eher widersinnig,  einen Parcours zu absolvieren.

Die erste Lektion des Border Collie-Welpen: Nicht glotzen! Gefolgt von der zweiten Lektion des Border Collie-Welpen: Immer noch nicht glotzen. Schafe (und anderes Vieh) sind im ersten Jahr tabu, die bekommt er nicht zu Gesicht. Achwas, er bekommt nicht mal Lamm & Reis!

Dann mit etwa einem Jahr stehen da auf einmal diese komischen Tiere, machen „Mäh“ und hassenichgesehn – jetzt darf er. Mehr brauch er nicht. Vorausgesetzt, man möchte einen Hund haben, der adäquat am Vieh arbeitet.

Möchte man einen Hund haben, der Familienbegleiter ist, dann lautet die erste Lektion immer noch: Nicht glotzen!

Nur mit dem Unterschied, dass man das angeborene Verhalten tatsächlich bis in alle Ewigkeit managen muss, ohne einen adäquaten Einsatz für das Tier bieten zu können. Zu glauben, man könnte ihm irgendetwas anderes vorsetzen, der irrt bzw. glaubt dem Marketing der Hundeschulen. Kein Hund geht zum Treibball und sagt „Mensch, eigentlich werde ich ja seit Jahrhunderten für die Arbeit am Vieh gezüchtet, aber hey, so ein paar Bälle in ein Handballtor treiben, das ist viel cooler!“

Auch wenn der eine oder andere ISDS-Anhänger nun meinen sofortigen Tod fordert, für Familien mit Border Collie-Anspruch könnten verantwortungsvolle Züchter genau solche Exemplare verpaaren, die das typische Verhalten weniger stark ausgeprägt zeigen. Mit dem Nachteil, dass auch untalentierte Border Collies nicht unbedingt dem Rassestandard entsprechen. Die hätten dann vermutlich Rollhaar, da regnet es durch …

Die Engländer, ich erwähnte schon, was für ein pfiffiges Volk das ist, nennen solche Hunde dann übrigens „Pet Dog“. Und Pet bedeutet neben „Haustier“ eben auch „streicheln“. Und auch das wäre ja ein tolles Leben für einen Hund.

Doch so lange auf der einen Seite Hunde in erster Linie auf Schönheit hin selektiert, Verhalten nur eine Nebenrolle bei der Zucht spielt, die Tiere ungünstig sozialisiert und wie lebendige Sportgeräte behandelt werden, hat die Dame bei Facebook wohl nicht ganz Unrecht:

Dann muss man wohl damit leben. Eigentlich schade.

Heavenly Creatures

Frau M. hatte immer eine Augensalbe dabei. Für den Fall, dass sich „Charlie“, ihr dreijähriger Mops-Rüde mal aufregen sollte. Dann nämlich konnte es passieren, dass er – flutsch – eines seiner Augen aus der Höhle presste. Routiniert zückte Frau M. dann die Salbe, schmierte das Auge damit ein und – nochmal flutsch – drückte es wieder in die vorgesehene Position.

Möpse trifft man in der Hundeschule eigentlich eher selten außerhalb von den mittlerweile obligatorischen Welpengruppen. Denn so ein leinenpöbelnder Mops ist ja eigentlich ganz gut zu managen und nur die wenigsten Zeitgenossen sehen in dem kleinen Hund eine Gefahr für Leib und Leben.

Frau M. sah das eigentlich ganz ähnlich, würde sich „Charlie“ nur nicht immer so fürchterlich aufregen, wenn ihm andere Hunde begegnen. Ihr Tierarzt hatte ihr nämlich gesagt, dass es garnicht so gesund wäre, wenn der Hund vor lauter Theater ständig seine Augen aus den Höhlen pressen würde.

Also übten Frau M. und ich nun, an anderen Hunden vorbeizukommen, ohne dass „Charlie“ ein Auge nach ihnen warf – im wahrsten Sinne des Wortes.

Ganz andere Probleme hatte derweil Frau P. mit ihrer Cavalier King Charles-Hündin „Yvette“. Die war nämlich eine Futtermittelallergikerin, wie Frau P. in einem Forum erklärt bekam und ihr erst die Züchterin und dann eine Ernährungsexpertin bestätigte.

Nun könnte man sagen, ein bisschen Google hätte Frau P. viel Geld und ihrer „Yvette“ einiges an Leid ersparen können. Aber so einfach war es nicht.

Denn das Hündchen litt unter der sogenannten Syringomyelie, ganz grob zusammengefasst passte das Gehirn des Tieres auf Grund züchterischer Übertreibungen nicht mehr in den Schädel. So kommt es zu einem „inneren Wasserkopf“ auf Grund des erhöhten Drucks des Hirnwassers auf das Gehirn.

Auf Grund der Symptome vermutete Frau P. zunächst eine Allergie, probierte verschiedenste Futter aus, diskutierte sich quer durchs Internet und kam schließlich zum Barfen, was auch nicht weiterhalf.

Als die Symptome immer schlimmer wurden und der Hund beinahe durchdrehte vor Qualen, suchte Frau P. einen Spezialisten auf, der ihrem Hund helfen sollte.

Eine OP sollte es richten, allerdings konnte Frau P. den Erfolg nicht mehr messen, da „Yvette“ die Narkose nicht überstanden hatte.

„Anton“ wiederum ist ein Deutscher Boxer, seine Besitzer Herrn und Frau S. lernte ich kennen, weil der Hund „ein wenig nervös“ wäre, wie es hieß. Tatsächlich war „Anton“ das hündische Pendant zu einem „Zappelphilipp“, extrem aufgedreht und ein echter Wirbelwind. Allerdings nur bis er etwa fünf Jahre alt wurde. Ab da vergreiste der Hund genauso schnell wie er in jüngeren Jahren über die Wiese flitzte.

Mein Freund Gerd hat mir mal erzählt, dass sich diese merkwürdige Entwicklung des schlagartigen Alterns auf einen einzigen Rüden zurückführen ließe, dessen – preisgekrönte – Nachkommen für dieses Phänomen bei vielen Boxern geführt hätte.

„Kurti“ seines Zeichens war ein Golden Retriever wie er im Buche steht. Ein wunderschöner Hund und rassetypisch sehr freundlich. Warum er im Tierheim gelandet war, wollte niemanden so recht einleuchten, bis „Kurti“ bei der Abholung durch seine neuen stolzen Besitzern aus dem Nichts den Familienvater attackierte und schwer verletzt hatte.

In den 1980er Jahren machte mal die sogenannte „Cocker-Wut“ die Runde. Die roten Cocker Spaniel attackierten ohne ersichtlichen Grund ihre Besitzer, verletzten sie zum Teil schwerst und brachen danach ebenso unvermittelt in sich zusammen – als wenn sie sich schämten, wie einige der zu Schaden gekommenen Besitzer später erklärten . Nachdem sich solche Fälle häuften, klärte sich auf, dass die viele der betroffenen Tiere eine verwandtschaftliche Nähe aufwiesen. Später, Ende der 1990er Jahre und Anfang der 2000er Jahre wurden solche Fälle bei Golden Retrievern wie „Kurti“ bekannt, meistens bei besonders hellen Hunden mit großen, dem Kindchenschema entsprechenden Augen.

Nicht ganz so spektakulär, aber dafür umso fataler erging es „Lotte“, einer dreijährigen Australian Shepherd-Hündin aus einer „liebevollen Zucht mit Familienanschluss“, wie es so schön heißt. Weil die Liebe ja bekanntlich überall hinfallen kann, war „Lotte“ das Ergebnis einer Verpaarung zweier eng miteinander verwandter Hunde der Familie.

Als Andenken dieser Liebesbeziehung behielt „Lotte“ eine Degenerierung der Speiseröhre zurück, sprich das Gewebe war an einer Stelle geschwächt, so dass sich Nahrung und Wasser dort sammelten. In der Folge bekam „Lotte“, wenn sie etwas fressen oder trinken wollte, Erstickungsanfälle und verlor schließlich das Bewusstsein.

Es ist von Glück zu sprechen, dass „Lottchen“ bei einer verantwortungsvollen Tierärztin vorgestellt wurde, die das Argument, der Hund hätte ja drei Jahre damit überlebt, nicht gelten ließ und dieser abscheulichen Qual ein Ende setzte.

Trotz solcher Kollateralschäden erfreuen sie die Aussies der „Züchterin“ großer Beliebtheit und so habe ich in der letzten Zeit so manche Exemplare kennengelernt, die aus der „Zuchtstätte“ stammen. Immerhin sind sie wunderhübsch und neben der Inzuchtschäden auch mit dem Merle-Gendefekt ausgestattet, der sie so lustig bunt aussehen lässt.

Laut der Universitätsklinik in Leipzig sind heute ungefähr 500 Erbkrankheiten bei unseren Rassehunden bekannt.

Ein Großteil davon hängt damit zusammen, dass Äußerlichkeiten bei der Zucht eine völlig übergeordnete Rolle spielen, während altmodische Tugenden wie „Wetterhärte“, „Leichtfüttrigkeit“ und „Langlebigkeit“ in den Hintergrund gerückt sind.

Selbst Hunde, die eigentlich auch heute noch für einen klaren Auftrag gezüchtet werden, bekommen einen Rassestandard aufgedrückt, in dem festgelegt wird, wie der Hund auszusehen hat. Als ob es irgendeine Bewandtnis für ein Schaf hätte, wie der Border Collie aussieht, der es gerade über die Koppel treibt.

Wie kann es sein, dass immer mehr Schäfer darüber klagen, dass ihre Hunde den Anforderungen des Arbeitsalltags nicht mehr gewachsen sind? Wie kann es sein, dass sich der Harzer Fuchs seit einiger Zeit einer immer größer werdenden Fanschar erfreut und gleichzeitig die ersten Fälle von Epilepsie bei den Hunden auftauchen?

Ein Bekannter von mir züchtet Französische Bulldoggen, die er eigentlich nicht so nennen darf, weil sie richtige Nasen haben. Sein Argument, dass es ihm wichtiger sei, dass seine Hunde frei atmen könnten und alle Freuden eines richtigen Hundeleben geniessen können, kam bei seinem Verein nicht gut an, so dass er ihn verlassen musste und nun ohne Papiere züchtet.

Seinen Welpenkäufern ist das derweil egal, sie freuen sich über pfiffige und robuste kleine Hunde. Seinem ehemaligen Verein ist das nicht egal und so wird er als „Vermehrer“ beschimpft. Ein Blick auf seine Hunde, die auch im Sommer über die Wiese toben können und keinen Fahrradkorb brauchen, um bei einer längeren Radtour mithalten zu können, hilft dabei, die Begrifflichkeiten in ein anderes Licht zu rücken.

Auf internationalen Ausstellungen werden Hunde zu Siegern und damit zu wertvollen Vererbern für unzählige Nachkommen gekürt, die kaum in der Lage sind zu atmen, ohne Hilfe durch den Showring zu gehen oder ständiger Kühlung bedürfen, damit sie in der Halle nicht kollabieren. Und ihre Nachkommen wiederum sind allesamt Halbgeschwister. Die hiermit verbundene Verkleinerung des Genpools stellt einen weiteren Grund dafür dar, warum nahezu wöchentlich neue Erbkrankheiten bekannt werden.

Und während Frau P. um ihre „Yvette“ trauert und mir am Telefon erzählt, wie sehr sie es ärgere, wie die Krankheit von Züchtern und Verbänden immer noch verharmlost und verheimlicht wird, schaue ich „Pugsley“ an, meine Deutsche Dogge, und muss froh sein, dass er für sein Alter noch so gut drauf ist.

Denn am Ende sind wir alle Kinder dieser Zeit. Und eine Bulldogge sieht einfach unglaublich süß aus. So lange man nicht zuhören muss, wie das arme Tier um Luft ringt. Während sich Züchter, Zuchtverbände und besonnene Tierärzte darüber in den Haaren liegen, ob es sich bei den Tieren nun um eine Ikone oder um eine Qualzucht handelt, wird eine Studie veröffentlich, nach der die Hälfte der vorstellig gewordenen kurznasigen Hunderassen regelmäßig nach dem Fressen umfällt.

Als ich „Pugsley“ kaufte, war ich begeistert von den sensiblen Riesen und mir war sogar klar, dass die Lebenserwartung Deutscher Doggen geringer ist als die anderer, kleinerer und genetisch variablerer Rassen. Mein Irrtum lag darin zu glauben, dass mein Hund einfach früher altert. Das er nie wirklich gesund war, musste ich im Laufe der Zeit lernen.

Mit den Jahren wird man ja schlauer. Und obwohl ich auch heute noch Doggen-begeistert bin, wird „Puglsey“ die einzige bleiben, mit der ich mein Leben teile.

Denn am Ende unterstützen wir alle – und ich mit „Pugsley“ sowieso – eine ganze Industrie, die es garnicht gäbe, wenn unsere Rassehunde gesund wären.

Wir geben sehr viel Geld für Hunde, die nie geboren geschweige denn gezeugt worden wären, wenn es nicht die künstliche Befruchtung und die Möglichkeit der Kaiserschnittgeburt gäbe.

Wir geben sehr viel Geld für Hunde aus, die Spezialfuttermittel benötigen, um ein einigermaßen erträgliches Leben führen zu können.

Wir geben sehr viel Geld für Hunde aus, die wir vor Wärme, Kälte und Feuchtigkeit schützen müssen, damit sie nicht sterben.

Wir geben sehr viel Geld für Hunde aus, die ohne schlechtes Gewissen und in purer Absicht krank gezüchtet werden, weil genau diese Krankheit dem Ideal der Rasse entspricht.

Der Gewinner des Spiels ist die Industrie: Die Züchter und Zuchtverbände, die trotz „Pedigree Dogs Exposed“ und anderen immer noch die Augen vor dem Problem verschließen. Und die Tierärzte, die Futtermittelhersteller und die Pharmaindustrie, die Milliarden mit den Hunden umsetzen und trotz ihrer unbestrittenen Macht schön den Ball flach halten, um ihre Gewinne nicht zu gefährden.

Verlierer sind die Hunde, die oft trotz aller Liebe und Fürsorge ein Leben führen, welches zumindest im Graubereich der Tierschutzrelevanz stattfindet.

So muss ich, so müssen wir uns die Frage stellen, ob wir Hunde brauchen, die auf Gedeih und Verderb ins Extreme gezüchtet werden.

Brauchen wir Hunde, die so klein sind, dass sie sich den Schädel brechen, wenn sie vom Sofa fallen? Brauchen wir Hunde, die in ihrem ersten Lebensjahr das 200-fache ihres Geburtsgewichtes zunehmen? Brauchen wir Hunde, die nicht in der Lage sind, sich alleine fortzupflanzen oder ohne Hilfe ihren Nachwuchs auf die Welt zu bringen? Brauchen wir Hunde, deren Schönheitsideal ein offener Rücken ist? Brauchen wir Hunde, denen so viel Fell angezüchtet wurde, dass sie nicht mal mehr kacken können, ohne dass man sie danach baden muss? Hunde, die kein Fleisch mehr vertragen? Die nicht mehr bellen können? Die immer und ständig entzündete Augen haben? Die mit ihrem Bauch immer auf dem Boden schleifen? Die nicht mehr in der Lage sind, mit Artgenossen zu kommunizieren?

Wir sollten uns ernsthaft fragen, wie es heute noch möglich sein kann, dass immer noch ein Markt für diese Hunde existiert. In Zeiten von Internet und Smartphone kann sich jeder immer und überall informieren. Überall kann man von der Macht des Konsumenten lesen, wir haben es in der Hand, bestimmte Rassen einfach nicht mehr zu kaufen.

Die Züchter zu unterstützen, die Wert auf Gesundheit und ein ausgeglichenes Wesen legen und diejenigen abzustrafen, deren einziges Ziel es ist, vermeintliche Schönheit zu vermehren. Sollen diese Unmenschen doch auf ihren Hunden sitzen bleiben.

Denn wenn sich rumspricht, dass den Menschen Gesundheit wichtiger ist als eine möglichst kurze Nase, dann werden sich die Rassen verändern. In dem Moment, in dem es ans Eingemachte geht, werden Frischbluteinkreuzungen plötzlich kein Problem mehr sein, dann werden innerhalb kurzer Zeit die Nasen länger, das Fell kürzer, die Riesen kleiner und die Zwerge größer.

Bis dahin bin ich froh, dass Pugsley noch so fit ist.

Der „Geldmach“-Trieb

Hierzulande gibt es ja in etwa so viele Hundeschulen wie es Pizzabuden gibt. Ein bedeutender Unterschied zwischen dem Anbieter von Hundetraining und dem von Pizza ist jedoch, dass man in Falle des Zweiteren spätestens dann bemerkt, dass die Qualität nicht ganz so super war, wenn man die Nacht auf dem Klo verbracht hat. Im Falle der Hundeschule dauert das meistens länger.

Doch das soll sich nun ändern. Denn mit der Novellierung des TierSchG müssen endlich auch solche Menschen ihre Sachkunde nachweisen, die Menschen auf der Hundewiese Ratschläge gegen Geld geben. (Ich würde mir ja auch eine Sachkunde für Menschen wünschen, die ungefragt Ratschläge auf der Hundewiese geben …)

Das finde ich gut, denn viel Ungemach könnte verhindert werden, wenn es für Hundetrainer so etwas wie einen Minimalstandard geben würde. Das wurde zwar oft versucht, aber auf Grund der speziellen Herzlichkeit zwischen den verschiedenen Hundetrainerausbildern hat es nie so recht geklappt.

Zwar kann man sich zum Beispiel von den Tierärztekammern in Niedersachsen und Schleswig-Holstein zertifizieren lassen, aber die schon Bundestierärztekammer scheint dem Braten selber nicht zu trauen und empfiehlt lieber den Gang zum Tierarzt.

Viele Kolleginnen und Kollegen sind erstmal ratlos, was da auf sie zukommt, was auch kein Wunder ist.

Schließlich wissen die Veterinärämter in Moment selber noch nicht, wie die Sachkunde umgesetzt werden soll. Auf Beamtendeutsch heisst es schön, dass „es noch keinen Handlungsleitfaden“ gäbe und man hört schon munkeln, dass es auch mit dem 1. August 2014, an dem das Gesetzt greifen soll, etwas knapp werden könnte.

Dieser Umstand wiederum hält einige Anbieter von Fortbildungen im Hundebereich nicht davon ab, kräftig die Werbetrommel dafür zu rühren, dass sie besorgte Hundetrainer/innen – natürlich gegen Zahlung eines entsprechenden Beitrages – auf die Sachkunde vorbereiten.

Wohlgemerkt auf die Sachkunde, von der noch keine Sau weiß, was genau abgefragt wird. Das nenne ich Service.

Ein paar Veterinärämter befeuern das Ganze noch, in dem sie – quasi weil sie auch noch nichts wissen – schonmal den einen oder anderen Anbieter empfehlen. Schliesslich machen die was mit Hunden, also muss das ja irgendwas mit den Ergebnissen zu tun haben, die dann irgendwann folgen.

Halten wir also fest, dass man viel Geld für Workshops, Seminare etc. ausgeben kann, ohne dass irgendjemand zum jetzigen Zeitpunkt abschätzen könnte, welchen Inhalt diese Veranstaltungen haben müssen, damit sie weiterhelfen.

Soweit, so gut und obendrein merkwürdig, dass sich ein paar Behörden vor den werblichen Karren von wirtschaftlich orientiert arbeitenden Unternehmen spannen lassen.

Apropo wirtschaftlich orientierte Unternehmen.

In Deutschland gibt es – auch wenn man das oft nicht glauben kann – eine strikte Trennung zwischen Wirtschaft und Staat. Aus diesem Grunde verfügt jede Branche, die etwas auf sich hält, über Lobbyisten, die versuchen, der Politik die Interessen ihrer Auftraggeber unterzujubeln. Kommt heraus, dass ein Politiker oder ein Beamter ein Unternehmen begünstigt, gibt es massiven Ärger für den Betreffenden

Das wiederum heißt im Klartext nichts anderes, als dass es den Veterinärämtern herzlich egal sein wird, wo man sein sauerverdientes Geld hingetragen hat, um sich möglichst umfassend fortbilden zu lassen.

So wertvoll und wichtig es ist, sich weiterbilden zu lassen, so wenig wird es einem weiterhelfen, wenn es darum geht, die Sachkunde zu erhalten, wenn man seinem Amtsveterinär sein Zertifikat oder was auch immer vor die Nase hält.

Auch das ist gut, schließlich kann es nicht Sinn der Sache sein, mit der Umsetzung eines Gesetzes irgendeiner Firma zu Reichtum zu verhelfen. Außerdem kann die Qualität eines Hundetrainers nicht daran festgemacht werden, ob er oder sie ein paar Tausend Euro für eine Fortbildung übrig hatten oder nicht.

Insofern werden demnächst einige gute Kolleginnen und Kollegen stolz ihre Sachkunde in Händen halten, obwohl sie nie die finanziellen Mittel oder die Zeit zur Verfügung hatten, teure Ausbildungen zu absolvieren.

Auf der anderen Seite werden wohl auch einige ganz schön fluchen, denn während sich die verschiedenen Hundetrainerausbilder in Villariba noch darum prügeln, welches Zertifikat denn nun der heilige Gral des Hundetrainngs ist, wird in Villabacho schon dem mittlerweile wertlosen Papier hinterhergeheult, weil es nicht anerkannt wird.

In Anbetracht der Flut von zweifelhaften Angeboten, panischen Rundmails und ellenlanger Diskussionen bei Facebook kann ich nur eines empfehlen:

Immer locker durch die Hüfte atmen!

Die allermeisten Veterinäre sind umgänglich und – auch wenn so mancher Tierschützer das anders sieht – sehr engagiert. Wenn man also einen guten Job macht und mit seinen Ansprechpartnern vernünftig umgeht, hat man auch nichts zu befürchten. Und für eine wie auch immer geartete Prüfung fortbilden lassen kann man sich immer noch, wenn es soweit ist

Andernfalls, wenn es mit der Sachkunde nicht klappt, ist es vielleicht besser, wenn man sich eine andere Tätigkeit sucht.

Ein Sack Frolic in China

Mann Mann Mann, ist Facebook heute wieder nervös.

Der Grund hierfür ist, dass „er“ kommt. Er, für die einen der Teufel persönlich, für die anderen der Messias der Hundeerziehung. Ja, genau, Cesar Millan kommt nach Deutschland!

Wahnsinn, „Leader of the Pack“-Tour 2014.

Vor meinem geistigen Auge stelle ich mir vor, wie der kleine Mexikaner mit seinem markanten breiten Grinsen hinter der abgedunkelten Bühne steht, während der Einheizer in lang gezogenen Worten ruft: „Laaaadiiiiies and the few Gentlemäään, here he is, the Leader, the Packleader, the one and onliiiiieeee, Ciiiiiiiieeeeesaaaaaaaar Miillaaaaaaaaaaaan!

Schier unendlicher Jubel bricht aus, die Scheinwerfer hüllen die Bühne in gleißendes Licht und Millan betritt zum Song „Eye of the Tiger“ umringt von einem Rudel Pitbulls die Bühne. Ach was, von wegen umringt, nein, auf einer Sänfte tragen sie ihn rein!

„Give me a Tschtt!“ ruft Cesar seinen Fans zu und die 45.000 Besucher antworten mit einem so lauten „Tscht“, dass alle Hunde im Umkreis von 100 Kilometern ins Platz fallen.

„Dis is wery gud enerdschi“ haucht der Meister ins Mikrofon und in den vorderen Reihen fallen die ersten Fans in Onmacht, während andere vor Erregung kreischend ihre Brustgeschirre auf die Bühne werfen.

Draußen vor der Halle hat sich derweil Widerstand formiert und eine Gruppe von Demonstranten aus der „Gegen Cesar Millan-Facebook-Gruppe“ versucht lautstark mithilfe speziell aufgemotzter Clicker die Veranstaltung zu stören.

Wenn mich jemand fragt, was ich von Cesar Millan halte, pflege ich zu antworten, dass ich ihn nicht kenne.

Das ist natürlich Quatsch, aber ich bin auch nicht blöd. Denn an Millan scheiden sich die Geister und man kann seinem Gegenüber ja nur „vor den Kopf gucken“, wie man in Duisburg sagt.

Und wehe, ich würde antworten „Och , der ist doch ganz unterhaltsam“ und gerate an die Falsche … eieiei, dann ist was los. „Elender Dominanzfuzzi, brutaler“, heißt es dann.

Antworte ich aber „Dieses ganze Energie-Gequatsche geht mir auf’n Sack und die komische Hundeleine, die er da verhökert, find ich scheiße.“ kommt sofort ein entschiedenes „Aber er traut sich an die bösen Hunde ran und überhaupt, endlich mal einer, der zeigt, dass es ohne Huschibuschi klappt“.

Dabei ist die ganze Diskussion dermaßen albern, dass es quietscht.

Denn fragt man einen normalen Hundebesitzer, ob er Millan bzw. den „Hundeflüsterer“ kennt, bekommt man im Normalfall zur Antwort: „Habbich noch nie gehört, aber den Rütter, den kenn ich.“

Ist ja auch kein Wunder, die Sendung läuft auf einem Nischensender, auf SIXX, von dem die meisten genauso wenig gehört haben wie von Millan. Den kennt außerhalb der Peer-Group keine Sau.

Und das ist auch nicht schlimm, denn der Typ wohnt in den USA, einem Land, in dem es einer Revolution gleich kommt, wenn jemand seinen Hund Gassi führt. Einem Land, in dem man Teletakts (sogenannte E-Collars) in jedem Zoogeschäft bekommt.

Die Beziehung der Amis zu ihren Hunden ist in großen Teilen mit der hierzulande garnicht vergleichbar. Wenn eine US-amerikanische Autorin empfielt, mit dem Hund Auto zu fahren, dann tut sie das deshalb, weil drüben nur die wenigsten ihren Hund ausführen. Autofahren statt Gassi – auch eine Form der Auslastung. Wenn sich irgendwelche deutschen Lalas über die Laufbänder in der Sendung aufregen, dann sollten sie sich darüber im Klaren sein, dass man die Teile in den USA auch im Zoogeschäft kaufen kann.

Aber selbst wenn das alles irgendwie vergleichbar wäre – das, was die geneigten Fans und Hater zu sehen bekommen, ist ein 20-minütiger Zusammenschnitt, der so aufgebaut ist, dass es den Anschein erweckt, als wenn da einen Nachmittag lang trainiert würde und danach wär alles gut.

Wer sowas glaubt, der glaubt auch der Waschmittelwerbung, dass er gefahrlos Altöl in die Maschine kippen kann und die Tennissocken hinterher trotzdem strahlendweiß sind …

Die Anti-Cesaristen argumentieren derweil, dass Millan ein elender Tierquäler ist und bringen zum Beweis den Ausschnitt, in dem der Husky gewürgt wird.

Hab ich mir angeguckt.

Stimmt, das ist fast halb so brutal, wie die Dinge, die man jeden Sonntag auf konservativ geführten Hundeplätzen beobachten kann. Der Grund, warum sich über Millan empört wird, anstatt mal beim Gebrauchshundeverein Pleinpopelsdorf vorstellig zu werden und den Herren da die Stachler aus der Jacke zu prügeln, ist relativ klar.

Es könnte nämlich sein, dass man eine so ganz und garnicht virtuelle Antwort bekommt. Und soweit, dass man sich mit realen Tierquälern quasi von Angesicht zu Angesicht auseinandersetzen würde, geht die Tierliebe dann doch nicht.

So ist das. Man meckert gepflegt über die bösen Hundefänger in Rumänien und genießt derweil sein Billig-Hähnchen zu 1,99 € vom Aldi. Aber bitte nur die leckeren Teile, den schäbigen Rest exportieren wir nach Afrika und machen dort den Kleinbauern ihre Lebensgrundlage kaputt.

Das andere Extrem sind dann die Millan-Fans, ach was, die Jünger, die ihn schier anhimmeln und jedes Mal in Jubelrufe ausbrechen, wenn er auch nur einen Pups macht. Wandelnde Coverversionen, die in Millan’scher Schrankwandhaltung durch die Gegend stolpern und alles an“tscht“en, was nicht bei drei auf den Bäumen ist.

Finde ich mindestens genauso fragwürdig wie die andere Seite.

Da wird anhand von Filmsequenzen eine Methodik übernommen, ohne die Hintergründe und Geschehnisse zu kennen, die nicht gesendet werden. Aber natürlich legt das Kamerateam ja auch besonders großen Wert darauf, das ganze unspektakuläre Drumherum zu zeigen und nicht den Moment, in dem der Köter in die Attacke springt. Hüstel …

Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe von Hundeschulen, die damit werben, „nach Cesar Millan“ zu arbeiten. Aha, und wo haben die das her? Sind die alle in die USA gereist und haben beim Heiligen himself hospitiert?

Haben die Zertifikate, auf denen „Feel the Energy 101“ draufsteht? Wurde das „tscht“ geprüft? Mussten die alle das Grinsen üben? Und den mexikanischen Dialekt wegen der Credibility?

Oder schreiben die das etwa nur dahin, weil sie sich davon versprechen, mehr Umsatz zu generieren? Haben die das etwa nur aus dem Fernsehen?

Verrückt, als Kind habe ich jeden Sonntag die „Schwarzwaldklinik“ gesehen, später dann „Emergency Room“. Trotzdem habe ich bis heute noch keine Herz-Operation durchgeführt. Mach ich jetzt aber. Bypass-OP, aber „nach Brinkmann“.

Klar, bei meiner OP würden vermutlich die meisten draufgehen, schließlich kenne ich keine Details und könnte nur genauso cool und souverän am OP-Tisch rumstehen wie einst der Professor.

Könnte aber dem einen oder anderen „Nach Millan“-Hundetrainer auch passieren, wenn der nette Killerrüde von nebenan sich von der Schrankwand nicht beeindrucken lässt.

Wenn man mich fragt, geht es bei der ganzen Diskussion um Cesar Millan um etwas ganz anderes.

Wenn die Empörten wirklich wollten, dass keine Fellnase auf dieser Erde dermaßen böse behandelt wird, wie Millan es ihrer Meinung nach tut, dann wäre es doch klug, ihn nicht bei jeder Gelegenheit zu erwähnen und dem Teufel persönlich auch noch eine Bühne zu bieten.

Die meisten kennen den „Hundeflüsterer“ doch überhaupt nur, weil ihnen irgendwer erzählt, wie böse er ist. Wer guckt denn bitte freiwillig SIXX???

Aber, und da liegt das Problem. Wie will man denn seine Philosophie an den Hundehalter bringen, wenn man niemanden hat, von dem man sich distanzieren könnte? Dann bliebe ja nur, sein fachliches Können unter Beweis zu stellen. Nicht ganz einfach bei einer Methodik, die in erster Linie alles verbietet.

Fragt man die Konkurrenz, dann haben ALLE Hundetrainer, die im Fernsehen auftreten, eines gemeinsam. Die können’s  nicht. Rütter ist ein Weichei, Millan ein Tierquäler, Nowak hat eh den Knall nicht gehört und überhaupt.

Dabei sollten wir doch froh sein, dass es sie gibt.

Ohne Millan, Rütter und Co. wäre die Hälfte von uns arbeitslos. Wir sollten denen auf Knien danken, dass die ihre Nase jeden Sonntag in die Kamera halten. Ist doch großartig. Die kriegen den Shitstorm, wir kriegen die Kunden!

Dabei ist vollkommen irrelevant, ob da jemand nun eine PET-Flasche wirft oder Goethe rezitiert. Er macht Werbung. Für uns alle. Ohne die Fernsehprediger in Sachen Kynologie wäre es im Jahr 2014 noch völlig normal, seinen Hund einfach zu erziehen anstatt von Welpen- zur Junghundegruppe und von der Junghundegruppe ins Einzeltraining zu pilgern.

Und wenn jemand all das falsch nachahmt, was er da im Fernsehen gesehen hat – umso besser! Stammkunden!

Machen wir uns nichts vor.

Ob man Millan hasst oder liebt oder ob die Linde rauscht, interessiert niemanden. Wenn da so eine Wahnsinnige bei Facebook rumtrötet, dass sie „diesen Millan bis an ihr Lebensende bekämpfen“ wird, dann interessiert das genauso wenig, wie wenn jemand quasi per Reflex argumentiert, dass Huskies ja dem Meer entstiegen seien und Atmen deshalb überbewertet wird.

Der Mexikaner wird sich weder vor Verzweiflung von seinem Geldberg werfen noch wird er einen persönlichen Dankesbrief verfassen.

Das einzige, was wirklich interessiert, ist Quote. Sind die Marktanteile hoch genug, dann führt man uns B-Promis vor, die vor der jauchzenden Fernsehgemeinde Kakerlaken poppen.

Wenn der Millan morgen plötzlich auf rein positiv bestärkende Erziehungsmethoden umsteigt, dann entscheidet einzig und allein das Publikum, ob das der neue heiße Shice ist oder ob die Sendung schnellstmöglich abgesetzt wird.

Das kann man gut finden oder nicht. Aber welche persönliche Meinung wir über Hundeerziehungsmethoden haben, ist dabei völlig wumpe.

Bevor man sich über die armen Hunde beschwert, sollte man mal darüber nachdenken, was bei „DSDS“ mit jungen Menschen angestellt wird, die von der Jury zerteilt werden wie Schlachtvieh.

Und woher man das weiß.

Alle Jahre wieder …

Es kommt so plötzlich wie überraschend. Kaum haben wir uns vom Sommer erholt, steht auch schon wieder Weihnachten vor der Tür. Gut, die ganzen Lebkuchen, Zimtsterne und anderen Süßigkeiten, die seit Ende August im Aldi stehen, hätten uns einen Hinweis geben können, aber man weiss ja, wie das so ist … Kaum gesehen schon verdrängt.

Die Zeit um Weihnachten ist ja bekanntlich die, in der man das Jahr Revue passieren lassen sollte, mal in sich gehen, auf das Erlebte zurückblicken und auch mal Danke sagen. All dieser Blödsinn halt.

Nunja, bedanken werde ich mich weiter unten 🙂

Vorher hau ich noch mal auf die Kacke!

Eine junge Frau stand hier vor einiger Zeit mit ihrem Hüteflauschi vor der Tür und wollte ihr Herzie schnellstmöglich loswerden. Das quietschbunte Hündchen hatte sein Frauli eindrucksvoll gehackfleischt. So richtig mit Krankenhaus und fieser Entzündung.

Völlig überraschend kam das jetzt nicht, immerhin hatte der Hund im Laufe der Jahre ja schon anderen Menschen herzhaft in die Runkel gehackt. Aber dafür gab es ja immer jede Menge Begründungen, Entschuldigungen und Erklärungen. Und irgendwie waren die ja alle selber schuld.

Wäre Flauschie kein Hüti sonder nein Rotti, wäre der Auschrei (der Empörung, nicht des Schmerzes) bestimmt lauter gewesen, aber so konnte man sich erfolgreich durch die Jahre wurschteln.

Unterstützt von diversen Experten lag es je nach Wetterlage an der Schilddrüse oder das Tierchen hatte Angst. Mittels neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse wurde dem Hund alles mögliche beigebracht und alles unmögliche therapiert. Nur erzogen wurde der Delinquent nicht.

Gebracht hat das alles nichts. Aus der großen Liebe wurde nach und nach ein ziemlicher Frust und das, was vom „Mensch-Hund-Team“ übrig geblieben ist, erinnerte an eine vierzigjährige Ehe, in der alles gesagt worden war.

Nun sollte Flauschie den Gang alles Vergänglichen gehen. Das heißt natürlich, wenn wir nicht direkt und auf der Stelle für eine Anschlussverwertung sorgen und das Tierchen übernehmen würden.

Früher einmal wäre ich drauf reingefallen. Die Ansage, dass die arme Fellnase eingeschläfert wird, wenn ich sie nicht rette, hätte mich weichgekocht und ich hätte das Tier aufgenommen. Heute sehe ich das anders.

Mal ganz abgesehen davon, dass man als Tierschutzverein die Beißer ja auch irgendwie wieder unters Volk bringen muss, wenn man nicht gerade über den Platz der Neverlandranch und einen ganzen Hofstaat an Helfern verfügt, bin ich der Meinung, dass ein nicht zu unterschätzender Prozentsatz der Hunde zu dem werden, was sie sind, weil ihre Besitzer sich schlicht weigern, Verantwortung zu übernehmen und den Hund als das anzuerkennen, was er ist – mit den daraus resultierenden Aufgaben.

Viele Menschen leben heute nicht mehr mit Hunden zusammen, sondern mit befellten Stellvertretern für Partner, Kind oder Freunde, mit emotionalen Mülleimern, mit Projekten oder mit Penis Enlargement auf vier Beinen.

Der Psychoanalytiker Jürgen Körner hat diese „Beziehung“, die wir zu unseren Tieren pflegen mal auf gut 250 Seiten in seinem Buch „Bruder Hund und Schwester Katze“ auseinandergenommen und hat unter anderem angemerkt, dass der Mensch vielleicht ein kleines bisschen dazu neigen könnte, in sein Tier Dinge hineinzuinterpretieren, die er vielleicht gerne selber hätte – die aber mit dem Tier selber unter Umständen nicht viel zu tun haben.

Das Buch findet man nur noch antiquarisch, schade eigentlich.

Laut Körner unterstellen wir unseren Tieren gerne mal Gefühlsregungen, die nicht unbedingt dem Tier entsprechen, sondern vielmehr dem, was wir für uns daraus erkennen. Der Hund freut sich, wenn wir nach Hause kommen, weil wir uns freuen würden und wir unterstellen dem Hund Trauer, weil wir selber trauern würden.

Wenn man dieser Argumentation Körners folgt, finde ich es bedenklich, bei wie vielen Hunden Angst diagnostiziert wird. Obwohl das unter Berücksichtigung dessen, von wie vielen Ängsten unser aller Lebensrealität heute bestimmt ist, garnicht so abwegig ist.

Das Verhalten, das unser Hund zeigt, muss Angst sein, weil wir insgeheim selber von Ängsten geplagt sind. So können wir uns solidarisieren. Ich weiß, wie du dich fühlen musst, denn mir geht es genauso. Bei Dir ist es die gruselige Mülltonne, bei mir es die Angst, den Job zu verlieren.

Ob das stimmt? Wer weiss, aber eine Überlegung ist es wert.

Und vielleicht lassen wir Menschen unsere Hunde tun und lassen, was sie wollen, weil wir ganz tief in unserem Unterbewusstsein selber diesen Freiheitsdrang verspüren.

So wollen wir uns alle entfalten und unser Individuum ausleben, dürfen aber nicht.

Die individuelle Selbstverwirklichung wird in unserer Gesellschaft zwar großgeschrieben, aber bitte nur in einem akzeptierten Rahmen.

Schliesslich müssen ja die Rechnungen bezahlt werden, wir sind erwachsen und Erwachsene tun so etwas nicht. Und abgesehen davon – wir können uns garnicht leisten, mal „die Kuh fliegen“ zu lassen, wer weiß, was die Nachbarn denken und so weiter.

Also lassen wir unseren Hund das tun, was wir selber nicht dürfen. Der beste Freund des Menschen soll sich frei entfalten, es reicht ja, wenn wir als Menschen von Zwängen und Restriktionen umgeben sind.

Das diese Gedankengänge mitunter ziemlich merkwürdige Züge entwickeln und dann zu Lasten der Umwelt und vor allem zu Lasten der anderen Hunde gehen, weiss jeder, der schonmal von einem Labbi umgerummst wurde und dann zur Erklärung gehört hat, dass der 40-Kilo-Klops sich freut.

Der Terrier darf selbstredend irgendwelche Rehe durch den Wald hetzen, schliesslich ist er ja ein Lauftier und das entspricht seinem Naturell. Und der Dackel darf ungestraft auf den Rasen vom Nachbarn kacken, weil er gerade mal ein Drückerli loswerden muss.

Auf einer Veranstaltung habe ich mal gesehen, wie eine Hundehalterin in einer Halle, in der bestimmt 50 Hunde waren, einen Ball quer durch den Raum geworfen hat, um mit ihrem Hund zu „spielen“.

Die anderen 49 Hundehalter waren alles andere als begeistert und hatten alle Hände voll zu tun, ihre Viecher zu bändigen, aber das war ihr scheißegal. Schliesslich war es ja IHR Hund, der gerade Lust auf ein Ballie hatte. Und dieser Wunsch musste selbstverständlich und unmittelbar erfüllt werden. Auf den Hinweis, dass sie bitte keine Bälle quer durch die Halle pfeffert, reagierte sie denn auch schwerst empört.

Auf die Idee, dass der Hund das überlebt hätte, wenn jetzt kein Ball fliegt, darauf ist sie wahrscheinlich garnicht gekommen. Und darauf, dass es für ihn vielleicht eine wichtige Lernerfahrung sein könnte, sich mal zurücknehmen zu müssen und zu ertragen, dass er mal nicht die erste Geige spielt, vermutlich erstrecht nicht.

Als Kind habe ich gelernt Frustration zu ertragen. Wenn am Sonntag Familienessen angesagt war, mussten wir Kinder warten, bis unser Vater aufgegessen hatte, bevor wir aufstehen durften. Und er hat langsam gegessen, verdammt langsam.

Als Kinder fanden wir das Scheiße, heute bin ich froh, dass ich über diese Fähigkeit verfüge. Ich habe es überlebt und es hat nichtmal weh getan.

Genau diese Fähigkeit, nämlich Frustrationstoleranz zu erlernen, geht heute augenscheinlich verloren. Im Supermarkt an der Kasse habe ich mal beobachtet, wie ein Kind seiner Mutter gegen das Schienbein getreten hat, weil es kein Ü-Ei bekam. Eingeschüchtert von den Blicken der anderen Kunden gab sie klein bei und erfüllte ihrem Spross den Wunsch. Glückwunsch! Aber diesem Kind möchte ich nicht unbedingt begegnen, wenn es einmal erwachsen ist.

Bei Hunden ist das nicht anders. Flauschie hat sauschnell gelernt, dass er konsequenzlos zuhacken kann, wenn nur genügend Zeugen da sind. Er hat nie gelernt zu ertragen, dass es andere Menschen auf der Welt gibt oder dass seine Besitzerin auch auf dem Sofa sitzen möchte.

Vor lauter Anstrengung, eine liebevolle Hundehalterin zu sein und einen glücklichen Hund zu haben, hat sie eines vergessen.

Genau wie bei Kindern ist es unmöglich, einem Hund ein Leben zu verschaffen, das ausschliesslich aus Glücklich sein besteht. Und wie sähe so ein Leben aus?

Wie soll ein Kind oder ein Hund lernen, glücklich zu sein, wenn niemals ein Unglück passiert?

All die gut gemeinten Freiheiten, die viele Hundebesitzer ihren Lieblingen angedeihen lassen, ohne auch nur einen Hauch Rücksicht auf die Umwelt zu nehmen, werden sich als Boomerang erweisen.

Seit beinahe 15 Jahren leben wir in Deutschland mit hirnlosen und stümperhaft zusammengeschusterten Hundegesetzen, die aus Hunden Bestien machen, nur weil sie einer bestimmten Rasse angehören und Menschen auf eine Stufe mit Prostituierten, Drogendealern und Gangmitgliedern stellen, weil sie den „falschen“ Hund toll finden.

Und jeden Tag kommen neue Gemeinden und Städte dazu, die neue Vorschriften einführen, die den Hundehaltern das Leben etwas schwerer und den Hunden wieder etwas Freiheit rauben.

Grund hierfür sind nicht allein die bösen Hundehasser oder irgendwelche aggressiven Hunde, die Menschen schwer verletzt oder gar getötet haben. Die jenigen Hundehalter, denen völlig egal ist, was andere von ihrem Hobby halten, sind hauptursächlich mit dafür verantwortlich, dass die Regelungen immer strenger werden.

Aber Hauptsache, der Hund darf seinen Freiheitsdrang ausleben.

Ein Hund, der nicht abrufbar ist und jagt, gehört an die Leine. Wenn ein Hund fremde Menschen anspringt, dann muss man ihm das abgewöhnen oder öffentliche Plätze meiden. Und wenn ein Hund Menschen beißt, dann kann man ihn nicht mit ins Café nehmen und hoffen, dass das schon gut geht.

Am Ende des Tages geht es darum, Verantwortung zu übernehmen und den Erziehungsauftrag anzunehmen. Ist man dazu nicht bereit, dann sollte man sich lieber einen Kaktus kaufen.

Wie man seinen Hund oder auch sein Kind erzieht, ist mir herzlich wumpe, vorausgesetzt das Ergebnis stimmt. Bei Kindern heißt das, dass sie nicht dem nächsten Klassenkameraden umhauen oder alte Omas ausrauben, bei Hunden bedeutet das, dass sie keine Gefahr für die Umwelt darstellen.

Übrigens, wenn das mit Lalala und Co. funktioniert, herzlichen Glückwunsch! Wenn aber nicht, dann muss man sich eine andere Methode suchen, die funktioniert. Ausreden zählen nicht.

Und wenn ein Hund beißt, ist es am Besitzer, dafür zu sorgen, dass sich das nicht wiederholt.

Eine gelbe Schleife ersetzt dabei übrigens weder den Erziehungsauftrag noch eine adäquate Absicherung. Auch wenn die Aktion gut gemeint ist.

Und wenn sich das Tierchen mit Maulkorb oder an der kurzen Leine nicht so richtig knorke fühlt, hat es eben Pech gehabt.

Meiner Meinung nach dürfen diese ganzen Erziehungsverweigerer gerne auch begreifen, was es bedeutet, wenn man sich weigert, diese Verantwortung zu übernehmen. Und wenn das im Zweifelsfalle heisst, dass die Fellnase übern Jordan, pardon, über die Regenbogenbrücke gehen muss, weil kein Tierschutzverein helfend zur Seite springt, dann ist das schade um den Hund aber vielleicht heilsam für den Besitzer.

Manche mögen das zynisch nennen, man kann das aber auch als Prävention bezeichnen.

Nun renne ich schon seit einigen Jahren auf den Hundewiesen der Republik rum und bin der festen Überzeugung, dass wir dringend eine verbindliche Sachkunde für jeden brauchen, der einen Hund halten will. Dazu eine Registrierungspflicht, damit man die „ichhabseitdreißigjahrenhunde“-Unverbesserlichen genauso identifizieren kann wie die „ertutdasnurweilerangsthat“-Verrückten.

Die Hunde können nix dafür, aber mittlerweile plädiere ich für aversive Erziehungsmethoden für beratungsresistente Hundehalter.

Würde man jeden, der seinen Köter unkontrolliert durch den Wald hetzen lässt, mit Stockhieben auf die blanken Fußsohlen bestrafen, wäre die Welt vielleicht eine bessere. Oder Stromhalsbänder für Hundehalter, so als kleine Erinnerung an die Verantwortung, die man trägt … Aber dieser Gedanke wäre wirklich zynisch.

Lasst uns unsere Hunde erziehen, lasst uns Verantwortung übernehmen und Rücksicht und Verständnis für diejenigen zeigen, die nicht „auf den Hund gekommen“ sind. Lasst uns allen zeigen, das Hunde tolle Tiere sind!

Ein gut erzogener Hund ist das beste Argument gegen hirnlose Gesetze und unnötige Restriktionen.

In diesem Sinne wünsche ich Euch eine besinnliche Weihnachtszeit und möchte mich bedanken – insbesondere bei

F. fürs da sein

Ute für den immer herzlichen Empfang

Ellen für die nächtlichen Telefonate auf der A7

Thomas

Andrea für die Nachmittage bei den Schafen

Norbert

Niko

Steffi

Marita für das Kellerbier und lustige Abende

Gerd für badischen Rotwein und die Kyno-Boys

Ines, 2014 wird großartig!

Hans-Jürgen (Seit dem ich einen Anwalt habe brauche ich ihn :-))

Klaus

Michele

Michael, Luna und Wiki fürs kennenlernen

Michael und Betina

Reiner und Tanja

Dieter

Siecksie

Nicht zu vergessen Iris

nochmal Michael

Nadin (Danke für Buch und Becks :-))

Vivien, Katharina und Anke für die Seminare

Astrid, Nooki vermisst Dich 🙂

Tanja für die vielen Kommentare (Keep fighting :-))

Sonja

Nora, Ümit, Thorsten und Tanja

Unseren Knalltüten, die unser Leben niemals langweilig werden lassen!!!

Der Facebook-Gruppe „Trainieren statt Dominieren“ für die ständige Inspiration!

Jannika für die großartige Droh-Mail (ich hab immer noch Angst!)

Außerdem die echten Müllers, Maiers und wie sie alle hiessen.

Ganz besonderer Dank an Paul und seine Familie!!!

Allen Kommentator/innen, Lobhudlern, Schimpfenden und sympathischen Sympathisanten!

Der kleine Unterschied

Ein wesentlicher Unterschied zwischen einem Hund und einem Schaf ist der, dass ein Schaf von Natur aus satt sein sollte, während der Hund als Beutegreifer von Natur aus hungrig sein sollte. Bekommt ein Schaf eine Zeit lang nicht genug zu fressen, wird es relativ schnell sterben, bekommt ein Hund heutzutage eine Zeit lang nicht genug zu fressen, wird er relativ schnell normalgewichtig.

Ein wesentlicher Unterschied zwischen einem Schäfer und einem Hütitüti-Besitzer ist wiederrum der, dass ein Schäfer Hunde hält, um seine Schafe zu hüten, während einige Hundehalter sich Schafe halten, um ihren Hund zu bespassen. Und wenn der Garten es nicht hergibt, tun’s auch ein paar Enten. Aber bitte Laufenten, die auf gar keinen Fall eine Chance haben, dem Köter, huch, ich meine natürlich der Fellnase, zu entwischen!

Schliesslich liebt man seinen Hund ja und möchte auf garkeinen Fall, dass er am Ende des Tages auch noch frustriert sein könnte.

Für all diejenigen, denen die Enten vom Balkon der Zweizimmerwohnung in irgendeiner x-beliebigen Großstadt zu stürzen drohen, gibt es dann sogenannte Hüteseminare, bei denen Pepper, Fly und Co. so richtig die Sau rauslassen können.

Der Vierbeiner, den man liebt treibt die Vierbeiner, die einem scheißegal sind in den Pferch, dann wieder raus, dann wieder rein.

Am besten eignen sich dafür Schafe, die eher etwas scheu sind. Das gibt einem dann das richtige Highland-Feeling. Schliesslich sind die in Schottland und Wales auch nicht zahm. Und abgesehen davon, würde man für eine solche Veranstaltung Tiere nehmen, die sich wehrhaft zeigen, würde so mancher Hütitüti ordentlich eins auf die Mütze kriegen, was wiederrum die Besitzer/in in Schnappatmung und Hysterie versetzen würde.

Während ein Hüti nach dem Anderen die Schafe durch die Gegend scheucht – immer positiv bestärkt durch die jauchsende Hundefreundemeute – haben die Gescheuchten halt mal Pech gehabt. Die Schafe können nichts richtig machen, kaum stehen sie im Pferch, werden sie auch schon wieder rausgetrieben, der nächste zahlende Kunde wartet bereits. Die Tiere stehen permanent unter Stress und kommen deshalb weder zum Fressen noch zum Saufen.

Haben Schafe Stress, kann es zu einem Kreislaufkollaps kommen mit der Folge, dass das Tier einfach tot umkippt. Auf der Internetseite einer Anbieterin solcher „Beschäftigung“ kann man dann auch in den AGB nachlesen, dass pro totes Schaf 300 Euro berechnet werden. Schade ums Geld, aber der Hund will ja bespasst werden.

Gearbeitet wird mit den Hunden dabei natürlich ausschliesslich positiv. Lauter „Goodgiiiiiirls“ und „Goodboooooiiis“ sind da am Werke, es wird ge“hiiiierrrr“t und ge“feeeiiiini“t und geclickert, was das Zeug hält. Während ich mir das ansehe, stelle ich mir Franz vor, wie er seinen Rüden clickert, während er einem Schaf die Klauen schneiden will: „Foooffoi“- Click! Da er keine Hände frei hat, muss er den Clicker in den Mund nehmen …

Ein „Nein“ hat hier nix verloren, wenn überhaupt dann ein gehauchtes „That’ll do“ oder ein sanfter Pfiff aus der Neunundneunzigeurosilberschäferpfeife aus dem Onlineshop.

Alle Teilnehmerinnen sind wahre Fachleute, wenn es darum geht, ihren sensiblen Borderchen und Kelpchen sofort und auf der Stelle anzusehen, wenn sie einen Hauch von Stress zeigen. Käme jemand auf die Idee, den ungebremsten, hysterisch kläffenden Kötern mal die Meinung zu geigen, könnte sich der Traumaverursacher einen neuen Job suchen. So ein blöder Tierquäler!

Das 10 Meter weiter tatsächlich Tierquälerei praktiziert wird und da wirklich überforderte Tiere ihr Dasein zur allgemeinen Belustigung fristen fällt nicht weiter auf. Und das die Damen dafür auch noch Hundertfünfzich Euro pro Nase zahlen – egal, Hauptsache, das Hundi hat’s schön! Wahnsinn!

Artgerechte Beschäftigung heißt das Motto. Alles für den Hund!

Irgendwann mal kaufe ich mir ein Pferd und lerne wie man reitet. Wenn es soweit ist, besorge ich mir ein paar möglichst scheue Border Collies, die ich dann mit einer Peitsche in der Hand von einem Pferch in den anderen jage. Anschliessend veranstalte ich Seminare für interessierte Pferdehalter. Bin mal auf die Resonanz gespannt.

Antisocial-Act

Stellen Sie sich vor, Sie stehen in der Küche und kochen, während Ihr dreijähriges Kind am Tisch sitzt und malt. Plötzlich fällt Ihnen laut scheppernd der Deckel des Topfs auf den Boden und Ihr Nachwuchs erschreckt sich.

Zwar ist nix passiert, doch als gute Mutter/ guter Vater stürzen Sie sich natürlich sofort auf das Kind und trösten und streicheln es, betonen dabei, welches Glück es hatte und welch gefährlicher Ort die Küche an sich ist, dass die meisten Unfälle hier passieren und dass Sie jemanden kennen, der von einem Topf erschlagen wurde.

Sicherheitshalber kontrollieren Sie nochmal, ob sich das Kind auch WIRKLICH nicht verletzt hat, den Rest des Tages sind Sie besonders einfühlsam und achten darauf, dass bloß nicht noch ein Gegenstand zu Boden geht.

Als es etwas später ums Abendessen geht, passiert etwas total verrücktes. Der Nachwuchs will die Küche auf Biegen und Brechen nicht mehr betreten. Ist ja kein Wunder, bestimmt steckt dem oder der Kleinen noch der Schreck in den Knochen. Also wird heute – ausnahmsweise – nicht in der Küche, sondern im Wohnzimmer gespeist.

Als aufgeklärtes Elternteil, das Sie ja sind, starten Sie gleich morgen damit, das Kind langsam wieder an die Küche zu gewöhnen. Aaaaber ganz vorsichtig! Schliesslich wollen Sie das heutige Trauma nicht verstärken!

Der Erfolg ist durchwachsen. Und dann das. Obwohl Sie alle erdenklichen Sicherheitsmaßnahmen ergreifen, damit sich so ein Vorfall nicht wiederholen kann, fällt einige Tage später ein Glas auf die Fliesen.

Und obwohl Sie sich wieder akribisch versichert haben, dass dem Kind nix passiert ist, noch einmal vor den Gefahren gewarnt haben und seit dem obendrein mit Fruchtzwerg, Gameboy und einem Pony locken, traut Ihr Kind dem Braten nicht mehr.

Mehr noch, schon bald traut es sich nicht nur nicht in die Küche, sondern hat regelrecht Angst vor diesem Ort des Grauens …

Kein Wunder, werden einige nun denken. Mit einem solchen Verhalten macht man einem kleinen Kind schliesslich Angst!

Durch das Verstärken des unangenehmen Reizes – in dem Fall die hysterische Reaktion der erwachsenen Person auf den auf den Boden scheppernden Topfdeckel – wird der Schreck noch viel schlimmer. Glaubensenich? Probierensesaus.

Ganz schön gemein, werden Sie nun denken. Und recht haben Sie, so mit einem dreijährigen umzuspringen ist sogar ganz schön fies!

Allerdings gilt das nur, wenn es sich um ein menschliches Wesen handelt. Denn sobald es sich um einen dreijährigen Hund handelt, nennt sich eine solche Vorgehensweise nicht mehr „Gemeinheit“, sondern „Social Act“ und wird von verschiedenen Oberexpertinnen aus der rein positiven Ecke propagiert.

Die Argumentation lautet grob zusammengefasst, dass ein – selbstverständlich ängstlicher – Hund in der Lage ist, das Mitleid seines Halters zu erkennen. Das würde ich sogar unterschreiben,was ich nicht unterschreiben würde, ist die Aussage, dass man seinem Hund damit irgendetwas gutes tut. Nö, eher nicht. Ganz im Gegenteil!

Ironischerweise vollzieht man, wenn man einem Hund so richtig aversiv eine Hemmung eintrichtern möchte, genau den netten „Social Act“, allerdings dann wohl eher als „Antisocial-Act“.

In dem Moment, in dem Disc, Kette, Napf, Amboss oder Kühlschrank fliegen, verstärkt der besorgte Hundehalter den Reiz, in dem er sich tröstend und schluchzend auf die Fellnase stürzt und sich theatralisch rückversichert, dass der arme Wauz bloss keinen Schaden genommen hat.

Diesen Vorgang wiederholt man einige Male und Tada – beim Anblick des auslösenden Reizes bricht das Tierchen in sich zusammen wie ein Kartenhaus. Und wenn man besonders großes Glück hat, auch bei ein paar anderen Dingen, die der Hund blöderweise gerade mitverknüpft hat. Danach ist es dann am Besitzer, irgendetwas rauszukitzeln, was man als Alternativverhalten loben könnte. Viel bleibt meistens aber nicht übrig.

Der einzige Unterschied liegt darin, dass der „Social Act“ jede Menge „Likes“ bringt, der „Antisocial-Act“ eher zur Folge hat, dass man sich neue Freunde suchen darf (und sei es nur bei Facebook). Achja, und die einen freuen sich, dass ihr Hund nicht mehr an der Leine pöbelt, während die anderen jahrelang bei Dämmerung Mülltonnen umarmen gehen, um das arme Vieh wieder zu desensibilisieren.

Um das Ganze nochmal zu verdeutlichen:

„Legen’Se Tausend Euro auf die Strasse und ziehen’se mir ein Teletakt an. Es wird wehtun, aber am Ende sind die Tausend Euro meine. Legen’Se Zehntausend Euro auf die Strasse und halten mir eine Knarre an den Kopf – das Geld könn’Se behalten.“

Der auslösende Reiz, egal ob Disc oder Mülltonne wird zur Knarre hochgequatscht.

In beiden Fällen bekommt man das, was man früher als gebrochenen und heute als traumatisierten Hund bezeichnet, den man mühselig wieder aufbauen darf. Pfui ist das, egal, ob gut gemeint oder nicht!

Ich persönlich lehne den Griff in die Psycho-Trickkiste, wie er allenthalben wie selbstverständlich und natürlich „gewaltfrei“ praktiziert wird, ab und halte das Einkonditionieren von Angstreizen für eines der allerletzten zur Verfügung stehenden Mittel, wenn es darum geht, einem Hund irgendetwas abzugewöhnen.

Wenn man sich Hunde untereinander einfach mal länger als 5 Minuten anschaut, stellt man relativ schnell fest, dass diese viele Strategien haben, um Konflikte zu lösen.

Einen Artgenossen in die Falle zu locken, ihn zu Tode zu erschrecken und ihm das Ganze dann noch durch vorgeheucheltes Mitgefühl in den Schädel einzuhämmern, gehört allerdings nicht unbedingt zum Verhaltensrepertoire des Canis Lupus Familiaris.

(ich bin mir aber sicher, dass auch dass irgendjemand aus einem Halbsatz rausgelesen haben will).

Aber der sprichwörtliche Fels in der Brandung, der triviale Dinge vielleicht nicht gruselig quatscht, sondern sie hinnimmt und so Sicherheit ausstrahlen kann, ist nach Ansicht der modernen Kynologinnenvereinigung ein herzloser und grober Klops.

Und ich bin mir sicher, in einer Situation angekommen, die richtig beängstigend ist, wünschen sich die Damen (und der eine Herr) sicherlich jemanden an ihrer Seite, der mindestens genauso viel Schiss wie sie selber. Aus Prinzip!

Die journalistische Sorgfalt des Nichts

Neulich lief ich durch die Frankfurter Fußgängerzone, schaute mir den Apple-Store auf der Zeil an und dachte „Würg“.

Plötzlich stand eine junge Frau vor mir, sie gehörte zu einer dieser Drückerkolonnen, die einem eine Spende und/oder eine Mitgliedschaft aus den Rippen leiern wollen, und fragte mich: „Haben Sie ein Herz für Tiere?“

Ich schaute sie an und erwiderte: „Nein, ich hasse Tiere. Der einzige Grund, warum ich Fleisch esse, ist weil ich Tiere nicht leiden kann und möchte, dass sie leiden.“ Die studentische Aushilfskraft guckte irritiert, murmelte „Na dann noch einen schönen Tag“ und schlich davon.

Mir gehen diese Menschen fürchterlich auf den Sack, die vor allem in den nächsten Wochen wieder in den Einkaufsmeilen rumstehen und für verschiedene wohltätige Organisationen auf Mitgliederfang gehen.

Im Deutschlandradio gab es mal einen Bericht über diese Rattenfänger, die man stundenweise buchen kann. Von 10-12 Uhr Amnesty International, ab 12:30 Uhr Greenpeace und am späten Nachmittag noch eineinhalb Stunden noch für diesen großen Tierschutzverein, dessen Vorstand sich in den 1990er Jahren mal mit mehreren Millionen D-Mark vom Acker gemacht hat.

Meine alljährliche Steuervermeidungsspende geht schon lange an eine Organisation, die sich um Menschen kümmert. Die Spendenaufrufe von Tierschutzseite landen schon lange im Müll.

Dabei gibt es durchaus Tierschutzvereine, die unterstützenswert sind.

Und ein solcher Verein, den gerne unterstütze, ist Tiere in Not Odenwald. Seit über 20 Jahren kümmern sich Ute und ihr Team um Hunde, die in anderen Tierheimen keine Chance hätten, die ordentlich zugelangt haben oder aus erbärmlichen Verhältnissen kommen.

Die TiNos haben schon Gruppenhaltung eingeführt, als es noch völlig normal war, Hunde in Betonkäfigen von 6 Quadratmetern und weniger einzupferchen. Jedes Mal, wenn ich im Odenwald bin, bin ich überwältigt von Herzlichkeit, Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft, die mir entgegengebracht wird.

Und deshalb habe ich mich ganz besonders gefreut, dass TiNo den diesjährigen Hessischen Tierschutzpreis für seine Arbeit mit Problemhunden und der artgerechten Gruppenhaltung gewonnen hat.

Doch da wo Erfolg ist, sind natürlich die Empörungstheoretikerinnen nicht weit, die auch gleich was zu meckern hatten. Und damit auch jeder mitbekommt, dass es was zu meckern gibt, haben sie sich an das „Darmstädter Echo“ gewandt und einen Redakteur gefunden, der sich aufgemacht hat, einen Artikel über die düsteren Machenschaften der TiNOs runterzuschmieren zu veröffentlichen.

Das Ergebnis nennt sich „Tierheim TiNO: Bleiben Problemhunde ein Problem?“ und grob zusammengefasst besteht der Inhalt aus folgenden Aussagen.

  • Empörungstheorikerin 1 hat einen Hund adoptiert, der nach der Vermittlung krank geworden ist. Außerdem tanzt er ihr auf der Nase rum und sie sagt, dass ihr niemand gesagt hat, dass man einen Hund erziehen sollte. Verrückt, ein Problemhund aus einem Tierheim, dass sich auf Problemhunde spezialisiert hat. Das ist ganz dramatisch, aber nicht so dramatisch, dass sie den Hund wieder abgeben würde.
  • Empörungstheoretikerinnen 2 und 3 ist sowas ähnliches auch schon mal passiert.
  • Außerdem, so vermutet man, könnte es sein, dass der Hund aus dem Ausland kommt. Einen vagen Hinweis darauf liefert übrigens die Information vom Tierheim, dass der Hund aus dem Ausland kommt und der europäische Heimtierausweis, der nicht etwa voller Tippfehler steckt, sondern in einer anderen Sprache verfasst wurde. Dubios, dubios …
  • Man könnte zwar sein Tier kostenlos bei TiNO behandeln lassen, aber dann könnte man sich ja nicht empören.
  • Man könnte ausserdem kostenlos mit dem Hund in die Hundeschule, aber die kostet normalerweise ja Geld. Und wenn man denn was dafür bezahlen müsste, wäre ganz schön teuer.
  • Außerdem ist Empörungstheoretikerin 2 bei einem Besuch des Tierheims einmal aufgefallen, dass es an einem Ort, an dem 50 Hunde leben, manchmal müffelt und stellt fest: Man muss nur zur richtigen Zeit (nämlich kurz vor der Zwingerreinigung) vor Ort sein, um die dramatischen  Zustände zu erkennen.
  • Apropo Drama: Man habe sich zwar an die Zeitung gewendet, um die Missstände mal so richtig aufzuzeigen, aaaaber: „Alle drei Beschwerdeführer betonten jedoch die durchaus gute Arbeit des Tierheimes, die sie auch weiterhin unterstützen wollten.“

Fassen wir zusammen. Von tausenden Vermittlungen, die TiNo in seinen über 20 Jahren getätigt hat, finden sich drei(!), bei denen die Adoptanten nicht so richtig glücklich sind. Aber nicht so unglücklich wohlgemerkt, dass man den Verein nicht weiter unterstützen würde. Das is ja n Ding!

Jetzt könnte man sich die Frage stellen, wozu der zuständige Redakteur diesen Artikel verfasst, wenn doch eigentlich alles gut ist. Die Frage hat er sich wohl auch gestellt und ist vielleicht aus diesem Grunde investigativ tätig geworden. Könnte ja sein, dass er einem ganz dicken Ding auf der Spur ist.

Also hat er angefangen zu recherchieren. Nicht etwa, in dem er sich ins Auto gesetzt hat und die 30 Kilometer zu TiNo gefahren wäre, nein, er hat telefoniert und wahnsinnige Details ans Licht gebracht:

  • Das Umweltministerium weiß von nichts, hat aber beim Veterinäramt nachgefragt und die haben wiederrum gesagt, dass TiNO ein tolles Tierheim ist.
  • Das Veterinäramt sagt, dass TiNO ein tolles Tierheim ist und dass sich auch noch nie jemand beschwert hat.

Zu guter Letzt hat der Journalist dann immerhin noch bei TiNO selber angerufen und erfahren, dass Tiere manchmal krank werden und – siehe oben – die Menschen sie in solchen Fällen von der eigens dafür angestellten Tierärztin behandeln lassen könnten. Und über mögliche Krankheiten klären die auch noch auf.

So viel Arbeit für so wenig substantielles, nicht mal ein kleiner Skandal ist dabei herausgekommen. Aber naja, Content ist ja bekanntlich Content und vielleicht kommen ja immerhin ein paar Klicks dabei heraus.

Denn glücklicherweise gibt es ja die sozialen Netzwerke und genügend Bekloppte, die wiederrum genügend Zeit haben, jetzt so richtig loszulegen. Schliesslich muss man nur selektiv genug lesen, um sich so richtig aufzuregen.

Und schon sind sie da, die Empörungstheorikerinnen, die zwar noch nie vor Ort waren, die aber auf jeden Fall den Braten Tofu riechen und von jemanden gehört haben, der jemanden kennt, dass da was faul sein muss.

Und dann natürlich die, die zwar schonmal da waren, aber auf jeden Fall der Meinung sind, dass sie alles besser können, wenn man sie nur machen liesse. Die Mädels könnte man den Hunden zwar vom Futter abziehen, so sie sich denn tatsächlich in den Zwinger trauen  und mittels Heieiei und Eeeeaaasy den Versuch unternehmen würden, sich gegen 25 Hunde zu behaupten.

Aber das ist natürlich nur hypothetisch, denn heutzutage pöbelt es sich am besten anonym. Und natürlich hat man den Tierschutz erfunden und die Gruppenhaltung eh. Auch wenn man selber keine Gruppe hält.

Und dann ist da noch die Konkurrenz, denn die ist unter Tierschützern bekanntlich größer als im Big Brother Container und man gönnt dem Nachbarverein nichtmal die Fusel im Bauchnabel. Die könnens zwar nicht besser, aber dafür könnten sie es gebrauchen – das Preisgeld.

Der Redakteur hat sein Ziel erreicht, Klicks bedeuten Einnahmen. Der Link wird quer durch die sozialen Netzwerke geteilt und jeder Piefke gibt seinen Senf dazu. Die TiNos wiederrum dürfen sich nun mit dem Wahnsinn rumschlagen. Als wenn sie nicht genug zu tun hätten. Darüber hätte „ha“, wie sich der Redakteur nennt, mal eine Sekunde nachdenken können. Aber das wäre wohl zu viel verlangt.

Hätte ich ein Abo vom Darmstädter Echo, würde ich es kündigen. Das Geld könnte man gut anderweitig verwenden, beispielsweise als Spende an Tiere in Not Odenwald.