Der „Geldmach“-Trieb
Hierzulande gibt es ja in etwa so viele Hundeschulen wie es Pizzabuden gibt. Ein bedeutender Unterschied zwischen dem Anbieter von Hundetraining und dem von Pizza ist jedoch, dass man in Falle des Zweiteren spätestens dann bemerkt, dass die Qualität nicht ganz so super war, wenn man die Nacht auf dem Klo verbracht hat. Im Falle der Hundeschule dauert das meistens länger.
Doch das soll sich nun ändern. Denn mit der Novellierung des TierSchG müssen endlich auch solche Menschen ihre Sachkunde nachweisen, die Menschen auf der Hundewiese Ratschläge gegen Geld geben. (Ich würde mir ja auch eine Sachkunde für Menschen wünschen, die ungefragt Ratschläge auf der Hundewiese geben …)
Das finde ich gut, denn viel Ungemach könnte verhindert werden, wenn es für Hundetrainer so etwas wie einen Minimalstandard geben würde. Das wurde zwar oft versucht, aber auf Grund der speziellen Herzlichkeit zwischen den verschiedenen Hundetrainerausbildern hat es nie so recht geklappt.
Zwar kann man sich zum Beispiel von den Tierärztekammern in Niedersachsen und Schleswig-Holstein zertifizieren lassen, aber die schon Bundestierärztekammer scheint dem Braten selber nicht zu trauen und empfiehlt lieber den Gang zum Tierarzt.
Viele Kolleginnen und Kollegen sind erstmal ratlos, was da auf sie zukommt, was auch kein Wunder ist.
Schließlich wissen die Veterinärämter in Moment selber noch nicht, wie die Sachkunde umgesetzt werden soll. Auf Beamtendeutsch heisst es schön, dass „es noch keinen Handlungsleitfaden“ gäbe und man hört schon munkeln, dass es auch mit dem 1. August 2014, an dem das Gesetzt greifen soll, etwas knapp werden könnte.
Dieser Umstand wiederum hält einige Anbieter von Fortbildungen im Hundebereich nicht davon ab, kräftig die Werbetrommel dafür zu rühren, dass sie besorgte Hundetrainer/innen – natürlich gegen Zahlung eines entsprechenden Beitrages – auf die Sachkunde vorbereiten.
Wohlgemerkt auf die Sachkunde, von der noch keine Sau weiß, was genau abgefragt wird. Das nenne ich Service.
Ein paar Veterinärämter befeuern das Ganze noch, in dem sie – quasi weil sie auch noch nichts wissen – schonmal den einen oder anderen Anbieter empfehlen. Schliesslich machen die was mit Hunden, also muss das ja irgendwas mit den Ergebnissen zu tun haben, die dann irgendwann folgen.
Halten wir also fest, dass man viel Geld für Workshops, Seminare etc. ausgeben kann, ohne dass irgendjemand zum jetzigen Zeitpunkt abschätzen könnte, welchen Inhalt diese Veranstaltungen haben müssen, damit sie weiterhelfen.
Soweit, so gut und obendrein merkwürdig, dass sich ein paar Behörden vor den werblichen Karren von wirtschaftlich orientiert arbeitenden Unternehmen spannen lassen.
Apropo wirtschaftlich orientierte Unternehmen.
In Deutschland gibt es – auch wenn man das oft nicht glauben kann – eine strikte Trennung zwischen Wirtschaft und Staat. Aus diesem Grunde verfügt jede Branche, die etwas auf sich hält, über Lobbyisten, die versuchen, der Politik die Interessen ihrer Auftraggeber unterzujubeln. Kommt heraus, dass ein Politiker oder ein Beamter ein Unternehmen begünstigt, gibt es massiven Ärger für den Betreffenden
Das wiederum heißt im Klartext nichts anderes, als dass es den Veterinärämtern herzlich egal sein wird, wo man sein sauerverdientes Geld hingetragen hat, um sich möglichst umfassend fortbilden zu lassen.
So wertvoll und wichtig es ist, sich weiterbilden zu lassen, so wenig wird es einem weiterhelfen, wenn es darum geht, die Sachkunde zu erhalten, wenn man seinem Amtsveterinär sein Zertifikat oder was auch immer vor die Nase hält.
Auch das ist gut, schließlich kann es nicht Sinn der Sache sein, mit der Umsetzung eines Gesetzes irgendeiner Firma zu Reichtum zu verhelfen. Außerdem kann die Qualität eines Hundetrainers nicht daran festgemacht werden, ob er oder sie ein paar Tausend Euro für eine Fortbildung übrig hatten oder nicht.
Insofern werden demnächst einige gute Kolleginnen und Kollegen stolz ihre Sachkunde in Händen halten, obwohl sie nie die finanziellen Mittel oder die Zeit zur Verfügung hatten, teure Ausbildungen zu absolvieren.
Auf der anderen Seite werden wohl auch einige ganz schön fluchen, denn während sich die verschiedenen Hundetrainerausbilder in Villariba noch darum prügeln, welches Zertifikat denn nun der heilige Gral des Hundetrainngs ist, wird in Villabacho schon dem mittlerweile wertlosen Papier hinterhergeheult, weil es nicht anerkannt wird.
In Anbetracht der Flut von zweifelhaften Angeboten, panischen Rundmails und ellenlanger Diskussionen bei Facebook kann ich nur eines empfehlen:
Immer locker durch die Hüfte atmen!
Die allermeisten Veterinäre sind umgänglich und – auch wenn so mancher Tierschützer das anders sieht – sehr engagiert. Wenn man also einen guten Job macht und mit seinen Ansprechpartnern vernünftig umgeht, hat man auch nichts zu befürchten. Und für eine wie auch immer geartete Prüfung fortbilden lassen kann man sich immer noch, wenn es soweit ist
Andernfalls, wenn es mit der Sachkunde nicht klappt, ist es vielleicht besser, wenn man sich eine andere Tätigkeit sucht.